BILAG-BRIEF NR. 32/1996 im Inter-nett!


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Namen, die im BILAG-BRIEF vorkommen:

Albrecht
Altenburg
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AOK
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ARBUS
Assenmacher
adb
B.A.U.CH.
Baur
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Berufsgenossenschaft
BILAG
Binz
BKK
Blättner
Bogensberger
Böge
Botzenhardt
Brückmann
Buchmann
Bultmann
Bundesanstalt für Arbeitsschutz
Busch
Czock
DAG
Demmer
Doordijan
Drinkhuth
Elkeles
Elsigan
Elvin
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Fachhochschule Magdeburg
Fahr
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Gesundheit Berlin e.V.
Gesundheitsladen
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Gunkel
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Hardt
Hauß
Heinemann
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Hierdes
Hoffacker
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IG Metall
Jakob
Jaufmann
Jindra-Süß
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Lenhardt
Lenz
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Ministerium für Arbeit, Gesundheit, Soziales Nordrhein-Westfalen
Müller
Nette
Otte
Panke
Pelikan
Prior
Pfaff
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Reuhl
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Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse
Siegrist
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Start e.V.
Stein
Stoll
Strobel
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TGB
Universität Lündeburg
Vieth
Verein für Arbeit und Gesundheit
Westermayer
Weiterbildungsstudium Arbeitswissenschaft
WIAD
Wolff
Wriedt
ZAG
Zapke
Zaptoczky



Redaktionelle Vorbemerkung

INTER-NETT UND E-MEHL

BILAG ist in das e-mehl und inter-nett Zeitalter aufgebrochen. Die Umstellung auf das Neue fällt uns schwer. Wir sind keine Computer-Freaks und wollen es auch nicht werden. Zugleich hat uns die Entwicklung eingeholt und herausgefordert. Wir finden unsere Suchreisen im inter-nett immer noch faszinierend. Die neuen Möglichkeiten, die sich damit für uns erschließen, überfordern derzeit noch unsere Vorstellungskraft. In diesem Spannungsverhältnis zwischen einer mentalen Umgewöhnung und einer Herausforderung bewegen wir uns derzeit.

Welche Veränderungen gibt es durch das Inter-nett?

Im Bilag-Brief-Titel haben wir an die Stelle des Buchstaben "a" das sog. "at" (@) Zeichen gesetzt. Einige nennen es "Schweineohr", andere "Klammeraffe" oder "üliüli-Zeichen" - na eben dieses komische Zeichen, das aussieht wie ein "c", obgleich es ein "a" ist.

Der Berliner Gesundheitsladen hat eine "homepage", dies ist eine Selbstdarstellung des Vereins im inter-nett: http://www.mind.de/gl. Uns könnt Ihr da auch finden. Einfach BILAG mit der "Maus" anklicken. Wir wollen den BILAG-BRIEF, wenn es klappt, dort ebenfalls ablegen. Jede/jeder inter-nett-Benutzer kann dann Teile oder auch den gesamten Bilag-Brief auf seinen heimischen PC oder Arbeitsplatz-PC herüberkopieren. Die Inter-nett-Adresse in diesem BILAG-BRIEF erhalten einen "LINK" - eine Verbindung. Einfach Wahnsinn!

Als neuen Service haben wir für diese Ausgabe bei allen Adressen nachgefragt, ob sie einen e-mehl-Anschluß und/oder eine inter-nett-Verbindung haben. Sommer 1996 scheint vieles im Umbruch: Für den Herbst 1996 haben viele Befragte beide Verbindungsformen in Aussicht gestellt - erkennbar an der Bezeichnung: "in Vorbereitung".

Unser Wunschtraum im inter-nett: Eine "Mail-Box" (das ist eine elektronische Infobörse) oder ein "Inter-nett-netz" zum Thema Arbeit und Gesundheit. Wir können dies leider nicht organisieren. Würden aber sofort mitmachen! Durch unsere Links ist ein Anfang gemacht.

Zwei Inter-nett-Verbindungen möchten wir Euch ans Herz legen: Zum einen "Das Internet-Ei für die Ü-Eier-Sammler unter den Net-Surfern". Die "home-page" beginnt mit der Anrede "Liebe Freunde der klappernden Schokoladeneier": http://www2.umwelt.tu-cottbus.de/themen/ue_ei/ue_ei.html. Diesen Hinweis hat uns ein aufmerksamer Leser zugeschickt. Wie überhaupt die Reaktion auf unser letztes Titel-Comix außerordentlich schön war. Es bestätigt uns in unserer Auffassung, daß viele Leser die Comix interessanter finden, als das geschriebene Wort im BILAG-BRIEF: Macht nix, Worte sind Schall und Rauch, Bilder dringen in die Herzen, besonders wenn sie schmerzen!

Die zweite interessante inter-nett-Verbindung ist die "home-page" der IG Metall in Frankfurt am Main: http://www.igmetall.de/. Hier bekommen die "E-mehler" gute "links" (Verbindungen) zu europäischen und weltweiten gewerkschaftsnahen Einrichtungen und anderen. Zugleich erfährt man viel über die IG Metall und andere Einzelgewerkschaften der Bundesrepublik Deutschland.

Ein Literaturtip für EinsteigerInnen: Martin Goldmann, Claus Herwig und Gabriele Hooffacker: Internet. Per Anhalter durch das globale Datennetz. Reinbeck bei Hamburg 1995, br., 385 S., rororo-Taschenburchverlag Nr. 9225. Preis: 19,90DM. ISBN 3-499-19225-X. Gabriele Hooffacker hat Ende der 80er Jahre ein Taschenbuch mit dem Titel: "Wir machen eine Zeitung. Ein Handbuch für den Journalismus zum Selbermachen"geschrieben. Für uns war es damals eine große Hilfe bei der Erstellung des BILAG-BRIEFES. Wer inter-nett, e-mehl und Pressearbeit am PC lernen will, kann dies über den Münchener Medienladen (M.M.) tun oder im Frohburger Medienhaus (F.M.) bei Leipzig.

Kontaktadresse:
Dr. Hooffacker&Partner
Postfach 190418
80604 München
Fon: 089/1675106
Fax: 089/131406
e-mehl CompuServe: 74431,565@compuserve.com
internett: g.hooffacker@link-m.de
Viel Spaß mit dem neuen Bilag-Brief.
Eure Redaktion



Betriebliche Gesundheitsförderung
zwischen Dynamisierung und Stillstand
- nur keine Experimente


Kurz nach dem Fall der Mauer, im Dezember, 1989 organisierten wir in Berlin einen sog. Ost-West-Dialog. Im Rahmen dieser Treffen kamen Beschäftigte des Gesundheitswesens aus Ost- und West-Berlin zusammen, stellten sich gegenseitig die verschiedenen Gesundheitssysteme vor und diskutierten über sämtliche Vor- und Nachteile. Der Ort wechselte, mal trafen wir uns im Osten mal im Westen der Stadt. Die KollegInnen aus dem Ostteil der Stadt - in der Regel Bürgerrechtler vom Neuen Forum - konfrontierten uns schon damals mit der für uns etwas unverständlichen Frage:"Was kommt eigentlich nach der BRD?" Für sie war ja gerade mit der DDR ein komplettes System mit gewachsenen Strukturen, Normen und Werten zusammengebrochen. Zugleich äußerten sie die Vermutung, daß eine BRD, die sich die Reste des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates einverleiben würde, nicht mehr dieselbe sein würde wie vorher. Darüber hinaus wirkt sich gegenwärtig die Globalisierung der Produktion destruktiv auf die jeweiligen Sozialsysteme der einzelnen Länder aus. Plötzlich wird der Stundenlohn des Arbeiters in Tschechien oder des EDV-Spezialisten in Indien zum Argument in bundesdeutschen Tarifauseinandersetzungen.

Heute fragen wir uns selbst immer öfter: Wo soll das eigentlich alles hinführen bzw. enden? Was wird von den Sozialstandards der alten Bundesrepublik Deutschland übrigbleiben? Welche Gestaltungsspielräume gibt es überhaupt noch für uns? Und nicht zuletzt: Welche Chance hat die in seligen Vorwendezeiten gerade noch rechtzeitig durchgesetzte Gesundheitsförderung als Präventionsaufgabe der Krankenkassen angesichts der derzeitigen Standort- und Spardebatte?

Die Antwort mag ebenso banal wie bitter klingen: Wir müssen uns offenbar darüber klarwerden, daß wir ein ganz normales europäisches Durchschnittsland werden, wie Frankreich, Italien, Großbritannien oder Spanien, mit armen und relativ reichen Regionen. Wachsende Teilbereiche der bundesrepublikanischen Gesellschaft werden den Standard eines hochentwickelten industriellen Kernlandes nicht halten können. Unsere einstige Lage, an vorderster Front der entgegengesetzten Gesellschaftssysteme, hatte - das müssen wir uns im nachhinein eingestehen - die marktwirtschaftlichen Verhältnisse in diesem unseren Land weit mehr politisch-gewollt überformt und sozial abgefedert als in den meisten anderen europäischen Ländern. Diese indirekte Bezugnahme auf die im Osten angrenzenden Länder existiert noch heute, nur mit umgekehrtem Vorzeichen: Je mehr die Kapitalisierung im wildgewordenen Osten die alten Verkehrs- und Versorgungsverhältnisse dort auflöst, desto mehr können es sich Politik und Wirtschaft bei uns leisten, Sozialpolitik zu einer leider nicht mehr bezahlbaren Größe zu erklären.- Eine radikale Neuorientierung aller Beteiligten scheint notwendig zu sein. Aber Utopien und Visionen sind mega-out, Pragmatismus und Ellenbogendenken mega-in.

Prävention als dritte Säule
im Gesundheitswesen


Vor diesem Hintergrund nun, nimmt sich der zeitgleich mit der Wende im Jahr 1989 verabschiedete Präventionsparagraph 20 im SGB V zunächst einmal aus, wie ein letztes, leider zu spät geborenes Kind des Systemgegensatzes. Gesundheitsförderung, wie sie sich seither mit erstaunlicher Dynamik auf dieser rechtlichen Grundlage entwickelt und entfaltet hat - getragen und beflügelt von der gesetzlich verordneten Konkurrenz der Krankenkassen - erscheint heute fast schon als Luxusgeschöpf aus dem goldenen Zeitalter der Republik, das nicht mehr so recht in die von Stagnation und Rückbau gezeichnete wirtschafts- und sozialpolitische Landschaft passen will. Vergegenwärtigen wir uns im folgenden noch einmal den bisherigen gesetzlichen Präventionsauftrag der Krankenkassen im Wortlaut.

Im Sozialgesetzbuch V (1989) im Dritten Abschnitt im §20 hießt es unter der Überschrift Leistungen zur Förderung der Gesundheit und zur Verhütung von Krankheiten:

(1) Die Krankenkassen haben ihre Versicherten allgemein über Gesundheitsgefährdungen und über die Verhütung von Krankheiten aufzuklären und darüber zu beraten, wie Gefährdungen vermieden und Krankheiten verhütet werden können. Sie sollen den Ursachen von Gesundheitsgefährdungen und Gesundheitsschäden nachgehen und auf ihre Beseitigung hinwirken.

(2) Die Krankenkassen können bei der Verhütung von arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren mitwirken. Sie arbeiten mit Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung zusammen und unterrichten diese über die Erkenntnisse, die sie über Zusammenhänge zwischen Erkrankungen und Arbeitsbedingungen gewonnen haben. Ist anzunehmen, daß bei einem Versicherten eine berufsbedingte gesundheitliche Gefährdung oder eine Berufskrankheit vorliegt, hat die Krankenkasse dies unverzüglich den für den Arbeitsschutz zuständigen Stellen und dem Unfallversicherungsträger mitzuteilen".

Vor 1989 war die gesetzliche Krankenversicherung, anders als etwa die Unfallversicherung, de facto ausschließlich dafür zuständig, Krankheitsfolgekosten zu bezahlen, ohne deren Verursachung beeinflussen zu können. Die gesundheitspolitische Begründung für die Verankerung der Primärprävention im Aufgabenkatalog der Krankenkassen war, daß das Krankheitsspektrum zunehmend von chronisch-degenerativen Erkrankungen geprägt ist, die kurativ kaum zu behandeln sind, etwa Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems oder des Herz-Kreislaufsystems. Euphorisch wurde davon gesprochen, die Prävention würde nun zur "dritten Säule des Gesundheitswesens" ausgebaut werden. Mit der gesundheitspolitischen Argumentation ging eine finanzpolitische einher: Prävention sollte Krankheitsfolgekosten einsparen und der vielzitierten "Explosion der Kosten im Gesundheitswesen" entgegenwirken. Bundesgesundheitsminister Seehofer 1993: Ich wünsche mir "und arbeite darauf hin, Krankheit zurückzudrängen. Dafür aber müssen die Einsätze für Prävention wachsen. Nicht ohne Grund ist der Krankenversicherung trotz notwendiger Sparmaßnahmen aktuell und auch in Zukunft aufgegeben, präventive Einsätze zu tätigen."

Dynamisierung

Alle an dieser Gesetzesformulierung beteiligten Fachleute sind von der Dynamik, die dadurch in den Krankenkassen und drumherum ausgelöst wurde, überrascht worden. Dies gilt gleichermaßen für die Vertreter der Berufsgenossenschaften, Gewerkschaften, staatliche Arbeitsschützer, ArbeitsmedizinerInnen usw. Die Krankenkassen nutzten die neuen Möglichkeiten seither sehr intensiv. Gesundheitsförderung wurde von ihnen jedoch vor allem als willkommenes Marketing-Instrument zur Mitgliederwerbung im Kampf um Marktanteile verstanden. Gesundheitsförderung war im Unterschied zur gesetzlich weitgehend verregelten Versorgung im Krankheitsfall (mit: Wir behandeln Ihr gebrochenes Bein besser als andere Kassen! läßt sich in der Tat schlecht werben) von den einzelnen Kassen noch relativ frei gestaltbar: die Angebote der Kassen orientierten sich somit nicht von ungefähr recht stark an den Bedürfnissen und Lifestile-Vorstellungen und -Experimenten gutverdienender, gesunder, aktiver Menschen, weil letztlich nur diese "rentable Mitglieder" sind, die ihrer Krankenkasse einen Wettbewerbsvorteil bescheren.

Im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung mußten die Krankenkassen zwar auch marketingmäßig "Flagge zeigen" und ihren Mitgliedern eine besondere Fürsorge angedeihen lassen. Die Angebote mußten dort aber stets mit den Unternehmen bzw. Geschäftsleitungen abgestimmt werden. Deren vorrangige Interessen waren fast immer klar und eindeutig: 1. Krankenstand senken, 2. Arbeitsmotivation erhöhen, 3. Betriebsverbundenheit stärken. Aber das Ganze bittesehr so, daß der scheinbar reibungslose Ablauf des Betriebes möglichst wenig davon beeinträchtigt wird! Heraus kamen in den allermeisten Fällen Rückenschulen, häufig für sog. Problemgruppen, oder neue Angebote der Kantinen. Wo jedoch nach solchen ersten Schritten bei sämtlichen Beteiligten der gemeinsame Wille entstand, das Thema Arbeit und Gesundheit systematisch und langfristig anzupacken, hat die Verhältnisprävention innerbetrieblich eine Chance. Dann erst wird es möglich, gesundheitliche Befindlichkeitsstörungen und Defizite qua Ursachenforschung anzupacken und innerbetriebliche Wege zu ihrer Beseitigung herauszufinden.

Veränderungsdruck

Seit einiger Zeit werden in traditionellen Fachzeitschriften des Arbeitsschutzes Artikel zu verschiedenen Themen aus dem Bereich betrieblicher Gesundheitsförderung veröffentlicht. Das Feld Arbeit und Gesundheit bzw. betriebliche Gesundheitsförderung wird nun auch von den Berufsgenossenschaften und Gewerkschaften stärker beachtet und bearbeitet. Bei der Novellierung des Sozialgesetzbuches VII wurde für die Berufgenossenschaften, ähnlich wie für die Krankenkassen bereits geschehen, ein weitergehender Präventionsauftrag formuliert. Damit bekommen traditionelle Akteure des Arbeitsschutzes neuen Wind in die Segel geblasen.

Der traditionelle Arbeits- und Gesundheitsschutz in den Betrieben ist jedenfalls durch das betriebliche Engagement der Krankenkassen unter Veränderungsdruck geraten und mußte sich mit den neuen Konzepten der betrieblichen Gesundheitsförderung auseinandersetzen: die Bereitstellung von Krankenkassendaten zur Arbeitsunfähigkeit hat den Blick über die klassischen Arbeitsschutzthemen hinaus erweitert; in "Arbeitskreisen Gesundheit" wurde über die Integration gesundheitlicher Aspekte in Personal- und Organisationsentwicklungskonzepte diskutiert; mit den Gesundheitszirkeln stand die Frage der Beteiligung der Beschäftigten wieder einmal unter völlig neuer Perspektive auf der Tagesordnung usw. Neben den Impulsen, die davon für den Arbeits- und Gesundheitsschutz ausgingen, hat sich mit der betrieblichen Gesundheitsförderung zugleich eine echte Alternative zu den alten personalwirtschaftlichen Konzepten des Fehlzeitenmanagements mit seinen disziplinarischen Methoden herausgebildet.

Kehrtwende

Bereits im Herbst 1995 gab es eine von der bundesdeutschen Ärzteschaft angeregte Debatte über "Bauchtanzkurse" oder "exotische Kochkurse", die von den Krankenkassen als werbewirksame Gesundheitsförderungsmaßnahmen angeboten wurden. Die Krankenkassen reagierten ihrerseits auf diese Vorwürfe mit einer Qualitätsprüfung des Angebotes. Daß diese öffentliche Debatte nur ein Vorwand war, um den Präventionsauftrag der Krankenkassen gänzlich zu kippen, wurde allerdings erst klar, als im Spätfrühjahr 1996 das Ministerium für Gesundheit in Bonn eine Novellierung des § 20 im Sozialgesetzbuch V vorlegte, da hieß es nur noch im § 20 Schutzimpfungen:

"Die Krankenkasse kann in der Satzung Schutzimpfungen mit Ausnahme von solchen aus Anlaß eines nicht beruflich bedingten Auslandsaufenthalts vorsehen."

Damit sollte die Prävention wieder abgeschafft werden. Die Präventivgeister, die der Minister gerufen hatte, waren ihm letztendlich doch zu dynamisch geworden. Die bundesdeutsche Ärzteschaft muß ihm ordentlich zugesetzt haben. Die Abschaffung des § 20 ist weder sachlich noch fachlich begründbar. Politische Rücksichten auf eine starke Lobby haben sich durchgesetzt. Im Ergebnis ist es zu einer Stärkung der Ärzteschaft, der Berufsgenossenschaften gegenüber den Krankenkassen gekommen.

Schadensbegrenzung

Aufgrund des Protestes aus Fachkreisen kam es mittlerweile zu einer Korrektur. Der "Gesundheitsausschuß" des Deutschen Bundestages legte für die Beratungen im Bundestag und Bundesrat nunmehr folgende Fassung vor:

§ 20 "Krankheitsverhütung

(1) Die Krankenkassen arbeiten bei der Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren mit den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung zusammen und unterrichten diese über die Erkenntnisse, die sie über Zusammenhänge zwischen Erkrankungen und Arbeitsbedingungen gewonnen haben. Ist anzunehmen, daß bei einem Versicherten eine berufsbedingte gesundheitliche Gefährdung oder eine Berufskrankheit vorliegt, hat die Krankenkasse dies unverzüglich den für den Arbeitsschutz zuständigen Stellen und dem Unfallversicherungsträger mitzuteilen.

(2) Die Krankenkasse kann in der Satzung Schutzimpfungen mit Ausnahme von solchen aus Anlaß eines nicht beruflich bedingten Auslandsaufenthalts vorsehen.

(3) Die Krankenkasse kann Selbsthilfegruppen und -kontaktstellen, die sich die Prävention oder Rehabilitation von Versicherten bei einer der im Verzeichnis nach Satz 2 aufgeführten Krankheiten zum Ziel gesetzt haben, durch Zuschüsse fördern. Die Spitzenverbände der Krankenkassen beschließen im Interesse einer einheitlichen Rechtsanwendung gemeinsam und einheitlich ein Verzeichnis der Krankheitsbilder, bei deren Prävention oder Rehabilitation eine Förderung zulässig ist; sie haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung zu beteiligen."

Darüber hinaus sollen § 54 und § 63 wie folgt eingeführt bzw. verändert werden:

§ 54 - Erweiterte Leistungen

(1) (...) vorgesehen werden können auch Ermessensleistungen zur Gesundheitsförderung und Prävention, Maßnahmen zur Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren (...).

(2) (...)

(3) Die Krankenkasse hat die Ausgaben für erweiterte Leistungen einschließlich der auf diese entfallenden Verwaltungskosten getrennt auszuweisen. Die Beiträge für diese Leistungen sind von den Versicherten allein zu tragen.

§ 63 (1) (...)

(2) Die Krankenkassen können Modellvorhaben zu Leistungen zur Förderung der Gesundheit, Verhütung und Früherkennung von Krankheiten (...) durchführen (...).

(3), (4), (5).

Auf den ersten Blick sieht das gar nicht so schlecht aus, der Teufel steckt aber im Detail. Der neue § 20 wird in den Begleitkommentaren so interpretiert, daß er lediglich den Datenaustausch mit der Unfallversicherung einschließt. Alles andere sei Aufgabe der Unfallversicherung und der Arbeitgeber. Inzwischen hat zwar die Unfallversicherung mit dem neuen SGB VII einen erweiterten Präventionsauftrag erhalten, der über die Verhütung von Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen hinausgeht und in Analogie zum bisherigen Auftrag der Krankenkassen die Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren einschließt. Aber auf der Seite der Entschädigungsleistungen der Unfallversicherung hat sich in dieser Hinsicht nichts geändert, d.h. hier stehen nach wie vor die Berufskrankheiten und die Arbeitsunfälle im Mittelpunkt. Daher wird auch das präventive Interesse der Unfallversicherung entsprechend gering bleiben, zumal eine substantielle Ausweitung der Prävention mit Blick auf die Beiträge, die hier alleine durch die Arbeitgeber zu entrichten sind, wenig Aussicht auf Erfolg haben dürfte. Die Logik des Beitragsentlastungsgesetzes war ja, die Lohnnebenkosten und insbesondere den Arbeitgeberanteil daran zu senken und nicht, sie von einem Sozialversicherungszweig in einen anderen zu verlagern und damit womöglich sogar noch den Arbeitgeberanteil zu erhöhen. Ob die Unfallversicherung also den Part der Krankenkassen übernehmen kann, bleibt abzuwarten. Skepsis ist angesagt.

Als Satzungsleistung nach § 54 SGB V, also alleine durch die Versicherten finanziert, wird die betriebliche Gesundheitsförderung vermutlich auch wenig Chancen haben, zumindest was die Durchführung größerer Projekte angeht. In Form von Modellvorhaben nach § 63 SGB V wird sicher wie bisher das eine oder andere möglich sein, allerdings ist die Durchführung von Modellvorhaben rechtlich an sehr enge Kriterien geknüpft, so daß gerade bewährte Routinemaßnahmen hierüber wohl kaum zu finanzieren sind.

Schlußbemerkung

Die Krankenkassen werden auf die Rolle der Datenlieferanten reduziert. Das in den vergangenen Jahren angesammelte know-how in und um die Krankenkassen herum, verstaubt in irgendwelchen Schubladen. Die Berufsgenossenschaften sollen eine bürokratisch organisierte, gebremste und damit kalkulierbare Prävention im betrieblichen Bereich betreiben.

Statt auf Prävention setzt man lieber auf die Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dabei geht es weniger um die Personalkosten - sie vermindern sich nur um etwa 1% - sondern um die politische Signalwirkung: die sozialen Standards der alten Bundesrepublik werden aufgekündigt, der Wind wird rauer. Gesundheitsförderung ist der "Luxus" vergangener Tage.

Lehrreich an dem ganzen Vorgang finden wir die politische Inszenierung durch den Gesundheitsminister. Anlaß seines Handelns war offenkundig das Bestreben, aus dem Gesundheitsbereich einen größeren Sparbeitrag zu erbringen. In der Gesetzesbegründung zur Neufassung des § 20 heißt es wörtlich: "Die Gefährdung des Wirtschaftsstandorts Deutschland ist insbesondere auf ein hohes Niveau von Steuern und Sozialversicherungsabgaben zurückzuführen." Die Standortdebatte mit ihrem Leitgedanken, daß Wirtschaftswachstum und Beschäftigung nur durch Sozialabbau erreichbar seien, hat zu einer ausschließlich finanz- und machtpolitischen Strategie geführt, bei der gesundheitspolitische Überlegungen keine Rolle mehr spielen. Allerdings haben sich die Krankenkassen in dieser Auseinandersetzung erst selbst so richtig verwundbar gemacht. Sie haben die Gesundheitsförderung sehr schnell als Marketing-Instrument mit Blick auf die freie Kassenwahl ab 1996 begriffen. Dies hat, wie gesagt, auch dazu geführt, daß einige Kursangebote mehr der Jagd auf junge gutverdienende Kunden gewidmet waren als der Prävention von Krankheiten. Die Versuche der Krankenkassen, "Risikoselektion" zu betreiben, also Versicherte zu umwerben, die weniger kosten als sie einbringen und umgekehrt die teuren Versicherten, z.B. Rentner, loszuwerden, hinterließen in der Gesundheitsförderung deutliche Spuren. Die Ärzte konnten daher ihre Polemik gegen die Gesundheitsförderung der Krankenkassen immer wieder auf ein Argument stützen, das sich später auch Seehofer zu eigen machte: "Die Solidargemeinschaft darf nicht gezwungen werden, auch noch Freizeitprogramme für Gesunde zu finanzieren." Wenn wir schon Gesundheitsförderung wollen, dann nur in ärztlicher Verantwortung. Der von vielen als unsinnig angesehene "Gesundheits-Check-Up" durch niedergelassene Ärzte (§25 des SGB V) wurde vom Bundesministerium für Gesundheit nicht angetastet. Die Krankenkassen haben sicherlich die Zeichen der Zeit zu spät erkannt und Warnungen der Aufsichtbehörden vielleicht auch etwas mutwillig ignoriert. Statt aber die Krankenkassen politisch zu einer Strategie der Qualitätssicherung zu zwingen, wurden die Marketing-Angebote in der Folge zum willkommenen Anlaß, die Gesundheitsförderung insgesamt als Sparopfer zu liquidieren.

Geschlafen bzw. sich auf den sauer verdienten Meriten ausgeruht haben durchaus auch die vielen "Macher bzw. Anbieter von Gesundheitsförderungsprogrammen und -Kursen. Sie haben es veräumt, das richtungweisend Neue, Visionäre an ihrem positiven Gesundheitsverständnis öffentlichkeitswirksam zu vermitteln, sprich das Konzept der Salutogenese zu popularisieren. So konnten sie nur immer wieder hilflos zusehen, wie Gesundheitsförderung mit der dem ärztlichen Denken gerade noch zugänglichen "Prävention von Krankheiten" identifiziert und entsprechend verstümmelt wurde. (Dies beweist nicht zuletzt die Reduktion des §20 auf "Schutzimpfungen!) Aber selbst in der Popularisierung des Präventionsgedankens hat sich die Zunft der Gesundheitsförderer viel zu kleinmütig verhalten: Man muß ja nicht gleich "Liebe statt Valium" verordnen, aber Bauchtanzkurse könnten für viele Frauen durchaus eine sinnvolle Alternative für Antidepressiva und Psychopharm aka sein! Fazit: Keine Experimente?!

(Eberhard Göbel, Beate Guthke und Joseph Kuhn)

Andreas Fahr:

Betriebliche Gesundheitsförderung und Arbeitsmedizin
Gegensatz - Weiterentwicklung - Alternative?
Die Kassen entdecken die Gesundheitsförderung


Die Entstehung von Konzepten der Gesundheitsförderung, und hier speziell der betrieblichen Gesundheitsförderung, hat unter den in Betrieben tätigen ArbeitsmedizinerInnen - nach anfänglicher Zurückhaltung - zu vielfältigen Diskussionen Anlaß gegeben. Die neuen Konzepte haben das bisherige Vorgehen des betrieblichen Gesundheitsschutzes - scheinbar (?) - in Frage gestellt, haben eine Standortbestimmung der ArbeitsmedizinerInnen herausgefordert.

Verabschiedung des §20: Beginn vielfältiger Aktivitäten

Mit der Verabschiedung des § 20 Gesundheitsreformgesetz im Jahr 1989 waren die Krankenkassen aufgerufen, präventiv tätig zu werden. Damit war das Spielfeld für die Gesundheitsförderung eröffnet und die verschiedenen Kassen gingen mit unterschiedlichen Zielen ins Spiel. Die für die Gesundheitsförderung zuständigen Abteilungen sind in der Regel dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zugeordnet, was nicht ausschließt, daß die Akteure bei den Kassen zum Teil sehr gute Konzepte entwickeln. Immer wieder wird aber auch deutlich, daß die Verantwortlichen der Kassen die Gesundheitsförderung weniger als reelle Chance zur Senkung der Ausgaben durch Verhinderung von Krankheit sehen, sondern vielmehr als Werbestrategie zum Erhalt und zur Erweiterung der Mitgliederzahlen.

Der Betrieb als Bühne der Gesundheitsförderung

Das Spektrum der Kassenaktivitäten war zunächst im wesentlichen verhaltensorientiert. Durch vielfältige Kursaktivitäten wurden die Ressourcen der Mitglieder gestärkt, durch gesundheitsbewußtes Verhalten Krankheiten vorzubeugen oder mit Krankheiten umgehen zu lernen. Die Kassen traten an Betriebe heran und boten die Durchführung von Rückenkursen, Ernährungsberatung, Entspannungs- oder Raucherentwöhnungstrainings im Betrieb an. Daß die Verhältnisse im Betrieb dabei keine Rolle spielten, zeigte sich nicht zuletzt daran, daß kein Kontakt mit den betrieblichen Trägern des Gesundheitsschutzes hergestellt wurde. Ziel war ja, die Infrastruktur des Betriebes zu nutzen und nicht, Einfluß auf den Betrieb zu nehmen.

... ohne Bezug zu bestehenden Strukturen

Die bereits bestehenden Strukturen der Gesundheitsförderung wurden oftmals nicht beachtet. Auch wenn im Betrieb schon eine funktionierende individuelle Beratung durch die BetriebsärztIn beispielsweise zum rückengerechten Heben und Tragen sowie eine entsprechende Arbeitsplatzgestaltung bestand konnte es durchaus passieren, daß die Krankenkasse eine Aktionswoche zur Werbung für ihre Rückenschule durchführte. Wenn dies auch noch durch Vermittlung des Betriebsrates oder der Personalabteilung zustande kam, stellte sich die BetriebsärztIn die Frage, was sie falsch gemacht hat.

Einstieg in die Verhältnisprävention

Parallel zu den beschriebenen Ansätzen der Krankenkassen werden zunehmend Konzepte entwickelt, die Verhaltens- und Verhältnisprävention miteinander verknüpfen. Zum Teil geschieht das ebenfalls durch die Kassen, zunehmend entwickelt sich darüber hinaus ein Betätigungsfeld für Arbeitspsychologen und Organisationsentwickler, die in den Betrieben auf positive Resonanz stoßen. Da hierbei Einfluß auf die Strukturen des Betriebes genommen wird, ist eine Einbindung der Träger des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes unverzichtbar. Jedoch: sie kommt nicht immer zustande.

Fragen an die BetriebsärztInnen

Die beschriebenen Vorgänge zu Beginn der Gesundheitsförderung werfen einige Fragen auf, denen sich die BetriebsärztInnen zunehmend stellen. Wie kann es passieren, daß externe Berater oder Institutionen das Thema Gesundheit im Betrieb besetzen, ohne daß BetriebsärztInnen als Experten auf diesem Gebiet einbezogen werden? Wie kommt es, daß externe Berater als Ratgeber für die gesundheitsgerechte Gestaltung betrieblicher Strukturen und Arbeitsplätze ernst genommen werden, wo die BetriebsärztIn zuvor nur auf Ablehnung stieß? Welches Rollenverständnis haben BetriebsärztInnen? Sind wir nur MedizinerInnen oder erarbeiten wir uns Fähigkeiten im Bereich der Arbeitspsychologie und Organisationsentwicklung? Wird unser bisheriges Tun durch Konzepte der Betrieblichen Gesundheitsförderung überflüssig und ersetzt? Und nicht zuletzt: welche Formen der Gesundheitsförderung entsprechen unserem Auftrag, darauf hinzuwirken, Arbeitsbedingungen und Arbeitsorganisation so zu gestalten, daß Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Erkrankungen verhindert werden?

Gesundheitsförderung als Aufgabe der Arbeitsmedizin?

Zur Beantwortung dieser Frage ist es zunächst wichtig, die zum Teil bestehende Begriffsverwirrung zu beleuchten. Nur dann ist es möglich, die Beziehung zwischen Gesundheitsförderung und Arbeitsmedizin zu klären.

Gesundheitsförderung im Betrieb oder Betriebliche Gesundheitsförderung?

Betrieb als Zwangsgemeinschaft der Adressaten

Die Gesundheitsförderung als Marketinginstrument hat vielfältige Aktionen der allgemeinen Gesundheitspflege (z.B. Ernährungsberatung, Gymnastikkurse, Risiko-Faktoren-Screening) in den Betrieben hervorgebracht. Dies erschien den Kassen lukrativ, da eine große Zahl von (potentiellen) Mitgliedern mit günstiger Risikostruktur unmittelbar angesprochen werden konnte.

Für die betriebliche Arbeitsmedizin ergibt sich daraus ein Konflikt. Einerseits handelt es sich bei solchen Aktionen um ärztliche Aufgaben, d. h. sie werden als Eingriff in das ureigenste Aufgabengebiet begriffen. Andererseits ist die allgemeine Gesundheitsvorsorge primär Aufgabe der niedergelassenen ÄrztInnen und nicht der ArbeitsmedizinerInnen.

Überläßt die BetriebsärztIn die allgemeine Gesundheitspflege den AkteurInnen der Krankenkassen, so gibt sie ein Stück eigener Kompetenz auf; übernimmt sie jedoch diese Aufgaben, so entfernt sie sich von ihrer eigentlichen arbeitshygienischen Aufgabe, das heißt der Verhältnisprävention. Auch wird ein Betrieb, der die Einmischung in seine Abläufe nur ungern sieht, die Festlegung der BetriebsärztIn auf ihr vermeintliches Aufgabengebiet, die individuelle ärztliche Betreuung, mit Freude aufnehmen und fördern. Der Einfluß im Betrieb geht damit zurück.

Eine Auflösung dieses Spagates läßt sich nur erreichen, wenn man Maßnahmen der Verhaltensprävention in ein weitergehendes Konzept der Betrieblichen Gesundheitsförderung integriert und den Stellenwert der verhaltenspräventiven Maßnahmen klar definiert.

Betriebliche Gesundheitsförderung als umfassendes Konzept

Das Ziel der 'Betrieblichen Gesundheitsförderung' liegt dagegen darin, darauf hinzuwirken, die betrieblichen Bedingungen so zu gestalten, daß sie der Gesundheit zuträglich sind und die Beschäftigten darin zu unterstützen, sich gesundheitsgerecht zu verhalten.

Ein entsprechendes Konzept berücksichtigt primär die Arbeitsplatzbedingungen im weitesten Sinne, nicht nur Ergonomie und Schadstoffreduktion, sondern auch Arbeitsorganisation, Verantwortungsstrukturen und interpersonelle Beziehungen. An zweiter Stelle folgen Schulung der Beschäftigten über gesundheitsgerechtes Verhalten (z.B. arbeitsplatzbezogenes Bewegungstraining, Konfliktmanagement). Auch das Ernährungsangebot in der Kantine gehört zu den Verhältnissen, die gestaltet werden sollen.

Es basiert auf einem Grundkonsens der betrieblichen Interessengruppen und ein wesentliches Element ist die Einbeziehung der Beschäftigten bei der Problemanalyse und Erarbeitung von Lösungen.

Vergleicht man diesen Ansatz mit den Aufgaben der ArbeitsmedizinerInnen nach dem Arbeitssicherheitsgesetz, so ergibt sich unmittelbar die Notwendigkeit für die BetriebsärztInnen, solche Konzepte zu unterstützen, wenn nicht gar zu entwickeln. Umgekehrt wird ein Projekt der Betrieblichen Gesundheitsförderung auf Dauer keinen Erfolg haben, wenn die betrieblichen AkteurInnen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes nicht integriert sind.

Stellenwert der Betrieblichen Gesundheitsförderung im Rahmen des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes

Der traditionelle Arbeitsschutz (Unfallverhütung, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, Untersuchung und Beratung der Arbeitnehmerinnen) hat, besonders in mittleren und großen Betrieben, einiges erreichen können. Die Einhaltung von Grenzwerten bezüglich beispielsweise des Lärms und die weitgehende Elimination von Gefahrstoffen können das Risiko von lärmbedingten Gehörschäden, Vergiftungen und Hauterkrankungen minimieren.

Die in der arbeitsmedizinischen Sprechstunde auffallenden Befindungsstörungen und Erkrankungen im psychischen und psychosomatischen Bereich können damit nicht beeinflußt werden. Auch bei Erkrankungen des Bewegungsapparates gewinnen inzwischen psycho-mentale Belastungen oft gegenüber mechanischen Belastungen an Bedeutung. Weitere Verbesserungen im Gesundheitsschutz können nur noch erreicht werden, wenn die Arbeitsorganisation und damit die Strukturen des Betriebes verändert werden. Um dies zu erreichen, ist eine Einbeziehung der Beschäftigten unbedingt erforderlich.

Die Betriebliche Gesundheitsförderung beinhaltet durch die systematische und ganzheitliche Herangehensweise die Chance, eine neue Qualität in den betrieblichen Gesundheitsschutz einzuführen. Voraussetzung hierfür ist ein langfristiges und dauerhaftes Konzept mit interdisziplinärer Zusammenarbeit der innerbetrieblichen Partner (Management, Betriebsrat, Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt) und eventuell externer Berater (Arbeitswissenschaftler, Arbeitspsychologen, Organisationsentwickler). Das Hinzuziehen Externer erweist sich oft als hilfreich, da sprichwörtlich der Prophet im eigenen Lande nicht zählt.

Einbindung in die Strukturen des Betriebes

Die Kriterien für den Erfolg von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz und Betrieblicher Gesundheitsförderung sind weitgehend deckungsgleich.

Nur durch systematische Analysen lassen sich Aussagen über die Belastungssituation im Betrieb machen. Diese Analysen erfordern eingehende Kenntnisse des Betriebes, wie sie beispielsweise durch Betriebsbegehungen gewonnen werden.

Eine Aussage über den Gesundheitszustand der Beschäftigten (Gesundheitsbericht) erfordert das Zusammenführen mehrerer Datenquellen: allein die oft durchgeführte Analyse von Krankenkassendaten reicht nicht aus. Darüber hinaus sollten innerbetriebliche tätigkeitsbezogene Fehlzeiten- und Unfallstatistiken berücksichtigt werden sowie eine Auswertung von arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen mit einfließen. Die subjektive Einschätzung durch die Beschäftigten, ermittelt zum Beispiel mit Hilfe einer standardisierten Befragung, vervollständigt einen Gesundheitsbericht.

Lösungen sollten unter Einbeziehung aller Beteiligten entwickelt werden, um realistisch zu bleiben und akzeptiert zu werden.

Schließlich ist von überragender Bedeutung, inwieweit es gelingt, den Gesundheitsschutz in den innerbetrieblichen Strukturen und der Philosophie zu verankern. Externe AkteurInnen benötigen dazu fachliche Kompetenz und Überzeugungskraft, zusätzlich unabdingbar ist die Unterstützung durch betriebsinterne, dort verankerte und akzeptierte Fachleute.

Die manchmal unzureichende Einbindung und Akzeptanz der ArbeitsmedizinerInnen im Betrieb wurde durch die Aktivitäten Externer bezüglich der Betrieblichen Gesundheitsförderung deutlich. Um hier Fortschritte zu erzielen, wird es für uns immer wichtiger, nicht nur aus dem medizinischen Blickwinkel zu agieren, sondern uns Kenntnisse der Arbeitspsychologie, der Moderation und der Organisationsentwicklung anzueignen und diese mit einzubeziehen. Es ist erforderlich, dem Betrieb vor Augen zu führen, daß er die Akteure der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes nicht als ein aufgrund des Arbeitssicherheitsgesetzes notwendiges Übel betrachtet, das ihn nur Geld kostet, sondern daß er damit - neben der Sicherung der gesetzlich und kulturell verankerten Standards der Arbeitsbedingungen - über kompetente innerbetriebliche Berater für eine Steigerung des Unternehmenserfolges durch Verbesserung der Gesundheit der Beschäftigten verfügt.

Nur dann wird es möglich sein, solche weitreichenden Konzepte wie die Betriebliche Gesundheitsförderung zu etablieren und zum Erfolg zu bringen.

Wie kann der betriebliche Gesundheitsschutz der Zukunft aussehen

Durch die neuere Gesetzgebung - ausgelöst durch die Europäische Union und umgesetzt durch die Berufsgenossenschaften - wird die arbeitsmedizinische Betreuung auf alle Betriebe ausgeweitet. Mit einer Übergangszeit bis etwa zur Jahrtausendwende werden alle Betriebe bis hinunter zu einem Beschäftigten arbeitsmedizinisch und sicherheitstechnisch betreut werden. Dies erfordert neue Konzepte und Vorgehensweise.

Die Sicherung von Mindeststandards der Arbeitsgestaltung wird in diesem Zusammenhang nur möglich sein, wenn man die Kompetenz der Beschäftigten nutzt und stärkt. Allein durch Beratung und Aufsicht durch Experten wird man in Kleinbetrieben Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz nicht gewährleisten können.

In Mittel- und Großbetrieben mit ihrem zum Teil recht hohen Niveau des klassischen Arbeitsschutzes erfordert die zunehmende Bedeutung mentaler und psycho-sozialer Belastungen ebenfalls die Einbeziehung der Beschäftigten.

Auf der anderen Seite wurde soeben den Krankenkassen der Auftrag für die Gesundheitsförderung entzogen, ohne daß bisher klar wäre, ob und in welcher Form die Betriebliche Gesundheitsförderung zum Beispiel von den Berufsgenossenschaften weiter unterstützt und vorangetrieben wird.

Durch die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung mit den damit verbundenen Sparzwängen der Unternehmen kommen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zunehmend unter Druck und müssen mehr und mehr ihre Effektivität und Effizienz darlegen.

Unter diesen Gesichtspunkten liegt es nahe, die Kompetenz der Arbeitsmedizin durch Methoden und Konzepte der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu stärken und andererseits durch Verankerung der Betrieblichen Gesundheitsförderung in den Strukturen des Betriebes diese trotz des erzwungenen Rückzugs der Krankenkassen weiterzuführen.

Eine gegenseitige Abgrenzung wäre dem Ziel, mehr Gesundheit im Betrieb zu erreichen

Marianne Schauer:

Das Lübecker Projekt
Gesundheitsförderung und
Forstarbeit


Teil 2

Im BILAG-BRIEF Nr. 21/1995 wurde im ersten Teil der Arbeitsplatz Wald beschrieben. Ich fasse die Arbeitsbedingungen der Forstarbeiter hier noch einmal zusammen: Forstarbeit - insbesondere Holzernte, Baumpflege und Pflanzen - bedeutet noch immer schwere körperliche Arbeit mit erheblicher Belastung der Wirbelsäule. Rückenschmerzen werden von Forstarbeitern als Normalzustand empfunden, als notwendiger Beleitumstand ihrer täglichen Arbeit. Wirbelsäulenverschleiß verbunden mit Hexenschüssen, ständigen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Taubheitsgefühl ist die häufigste Ursache dafür, daß fast alle Forstarbeiter, bevor sie das "normale" Rentenalter erreichen, ihre Arbeit aufgeben müssen. Akkord- und Pensumsarbeit wird aus den gleichen Gründen in der Regel zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr aufgegeben.

Die Arbeitsmethoden in der Forstwirtschaft ergeben sich weitgehend aus den tarifrechtlichen Bedingungen (EST-Verfahren = erweiterter Sortentarif). Um einen gewissen Lebensstandard zu sichern, versuchen besonders jüngere Forstarbeiter einen maximalen Stundenlohn ( ca. 28 DM) zu erzielen.

Je größer die Schere zwischen Zeitlohn (16-18 DM) und erreichbarem Akkord klafft, desto größer ist die Gefahr, Raubbau an der Gesundheit zu betreiben, zumal sich Schäden nicht sofort, sondern zumeist erst einige Jahre später auswirken.

Während ihrer Ausbildung lernen Waldarbeiter im theoretischen Unterricht die Regeln ergonomisch richtigen Arbeitens. Jedoch ist die praktische Anleitung vor Ort abhängig von der Einstellung und Erfahrung der dort arbeitenden älteren Kollegen.

Die Förster in ihrer Funktion als Vorgesetzte der Forstarbeiter kennen z.T. die Bedeutung ergonomischer Richtlinien - besonders wenn sie selbst eine Ausbildung als Forstwirt absolviert haben - , aber die praktischen Verhältnisse sind oftmals nicht eben richtlinienfreundlich. Folglich haben die Forderungen von Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin eher den Charakter von schmückendem Beiwerk als den eines elementaren Bestandteils des Arbeitsauftrages.

Projektbeschreibung

Die Idee entsteht

Sommer 1994: Gesundheitsförderung ist "in". Rückenschulen boomen, Krankenkassen, Berufsgenossenschaft, Büromöbelhersteller etc. bieten ein reichhaltiges Angebot an Faltblättern und Kursen an.

Für die im Büro arbeitenden Beschäftigten der Hansestadt Lübeck gibt es ein spezielles Angebot: die "bewegte Pause" mit Lockerungs- und Entspannungsübungen bei Musikbegleitung. Die Bürocrew im Stadtforstamt beteiligt sich komplett und ist begeistert. Das Betriebsklima war dort sowieso schon gut und wurde noch besser.

Die Erfolge im Bürobereich und die allmählich aufkeimenden Beschwerden der draußen vor Ort schwer arbeitenden Kollegen im Straßenbau, Wasserbau und im Forstbereich, bei der Gesundheitsförderung vernachlässigt zu werden, machten mir Mut, über ein Projekt "Gesundheitsförderung für Waldarbeiter" nachzudenken: "Rücken stärken" - könnte es heißen.

Präventiv soll es sein und ganzheitlich, vom Betrieb gewollt, auf allen betrieblichen Ebenen bekannt und unterstützt und die Betroffenen mit einbeziehen, wie es sich für ein anständiges Präventionsprojekt eben gehört.

Wenn sich das kleine aber feine lüb'sche Stadtforstamt mit einem von Gennpaece zertifizierten "naturnahen Waldwirtschaftskonzept" profilieren kann, warum dann nicht auch mit einer beispielhaften gesundheitsbewußten Arbeitsweise?!

Projektziele:

1. Im Betriebsalltag wird über Rückenbelastung gesprochen.

2. Wirbelsäulenbelastende Tätigkeiten werden als solche erkannt und benannt.

3. Es werden Vorschläge gemacht, wie solche Tätigkeiten vermieden werden können.

4. Die Vorschläge werden ernsthaft diskutiert - mit den Vorgestezten - und ggf. umgesetzt.

5. Auf ergonomisch richtige Arbeitsweise wird geachtet (von allen!).

6. Jeder soll ein Gespür dafür entwickeln, ob er mit geradem oder krummen Rücken arbeitet.

7. Ausgleichsübungen (Dehn- und Entspannungsübungen) werden erlernt.

8. Forstarbeiter werden als Partner, Kollegen und Menschen anerkannt, deren Gesundheit ein hochrangiges Unternehmensziel ist.

Rahmenbedingungen

Das Projekt ist aus der täglichen betriebsärztlichen Routinearbeit heraus entstanden und wird auch in diesem begrenzten Rahmen durchgeführt. D.h. es gibt dafür weder zusätzliches Personal, noch zusätzliches Geld! Zu unserem Team Arbeitssicherheit/Arbeitsmedizin gehören drei Fachkräfte für Arbeitssicherheit, eine Geschäftsstellenleiterin, eine Arzthelferin und zwei Betriebsärztinnen mit je einer halben Stelle. Zuständig sind wird für 5.000 Beschäftigte, davon ca. 30 im Forstamt. Von Mitte 1993 bis Mitte 1995 gehörte noch eine Krankenschwester zum Team, die in diesem Rahmen gerade eine Umschulung zur "Fachkraft für Gesundheitsförderung" absolvierte.

Was ist ein Projekt ohne wissenschaftliche Begleitung? Es gibt in der Lübecker Universität ein Institut für Medizinsoziologie mit außerordentlich netten und hilfsbereiten Kollegen, die weder Zeit noch Mühe scheuten, mit mir einen speziellen Fragebogen zu erarbeiten und auszuwerten. So entstand die Hoffnung, das Projekt auch gleich noch richtig evaluieren zu lassen, nicht nur, weil es gut klingt.

Vorbereitung

Nach intensiven und ermutigenden Gesprächen mit Amtsleitung und Personalrat, der selbst gleichzeitig Forstwirtschaftsmeister ist, wurde das Projekt in einem offiziellen Schreiben an Senat, Personalamt, Fachamt und Personalrat angekündigt.

Zwei seminarähnliche Informationsveranstaltungen für die Forstarbeiter waren geplant. Wegen der weiträumigen Verteilung der Waldgebiete sollten es zwei Veranstaltungen vor Ort sein (13.00 - 15.30 Uhr). Eine im Norden (Holzhof) und eine im Süden (Unterkunft für Waldarbeiter).

Der Ablauf war wie folgt geplant:

1. Idee des Projektes vorstellen;

2. Aufbau der Wirbelsäule - Heben und Tragen mit Folien und Wirbelsäulenmodell (Betriebsärztin);

3. Erläuterung des Fragebogens und der wissenschaftlichen Begleitung (Wiss. Mitarbeiter aus dem Inst. f. Medizinsoziologie);

4. Die Fragebögen werden ausgefüllt;

5. Dias von wirbelsäulenbelastenden Forstarbeiten (Arbeitssituationen aus dem Stadtforstamt) und Diskussion darüber;

6. Praktische Übungen: Anheben von 3-m-Holz (Forstwirtschaftsmeister);

7. Ausgleichs- und Dehnübungen (Fachkraft für Gesundheitsförderung).

Praktische Durchführung

Veranstaltung mit den Waldarbeitern

Abgesehen davon, daß ich mir in der ungeheizten Scheune Mitte Oktober eine Blasenentzündung geholt habe, verliefen beide Veranstaltungen ungefähr so, wie wir uns das bei den Vorgesrächen vorgestellt hatten. Da an der ersten Veranstaltung außer dem Stammpersonal noch mehrere Aushilfskräfte teilnahmen, wurde dort auf einem andere Niveau diskutiert als auf der zweiten Veranstaltung. Hier waren feste und ausgebildete Kollegen anwesend; die Teilnahme des Amtsleiters beim ersten Teil des Programms gab zusätzliches Gewicht. Aus den Diskussionen ergaben sich einige Verbesserungsvorschläge, die notiert wurden.

Die entscheidende und wohl am ehesten überzeugende Argumentation kam vom Forstwirtschaftsmeister: Durch ergonomisch richtige, rückenschonende Arbeit lassen sich bessere Arbeitsergebnisse und somit auch ein höherer Lohn erzielen! Auf beiden Veranstaltungen waren die Förster absprachegemäß nicht anwesend.

Besuche vor Ort

Die Fachkraft für Arbeitssicherheit und ich hatten angekündigt und geplant, in der nächsten Projektphase die Forstarbeiter vor Ort aufzusuchen, um ihre den Rücken betreffende Arbeitsweise zu beobachten und ggf. einige Ausgleichsübungen vorzuschlagen.

Das hat so leider nicht geklappt: denn 1. hatte ich eigentlich keine Zeit dafür, 2. hatte die Fachkraft für Gesundheitsförderung kein Auto (40 km mit dem Fahrradwar zu weit), 3. wußten wir nie genau, wo gerade gearbeitet wurde, weil die Förster, die darüber hätten Auskunft geben können, telefonisch nicht ständig erreichbar waren. Im Laufe des Winters 1994/95 gelang es dann doch noch, einige Arbeitssituationen zu fotografieren. Als z.B. das besonders rückenschonende "Bank"-Verfahren im Nadelholzeinschlag durchgeführt wurde, hatten wir davon eher zufällig in einer Diskothek erfahren.

Körperliche Untersuchungen

Zu der wissenschaftlich begleiteten Fragebogenaktion gehörte auch eine körperliche Untersuchung der betroffenen Kollegen. Die Fragebögen waren verschlüsselt. Diese konnten schließlich im Februar 1995, fast ein halbes Jahr später, durchgeführt werden.

Interviews

Während der in extrem engen räumlichen und ebenso sparsam ausgerüsteten Verhältnissen durchgeführten körperlichen Untersuchungen, führte die Fachkraft für Gesundheitsförderung in einem kleinen Nebengelaß mit den 20 Waldarbeitern (einzeln) explorative Interviews. Die spannendste Frage dabei war stets: "Was würden Sie ändern, wenn Sie Amtsleiter bzw. Chef des Forstamtes wären?

Folgende Antworten wurden genannt (in Klammern dahinter jew. die Häufigkeit der Nennung):

* die Akkordarbeit abschaffen (9)

* den Stundenlohn für Waldarbeiter erhöhen (9)

* die Arbeit transparenter gestalten, die Arbeitsein- und verteilung besser organisieren und koordinieren (4)

* den Zeitdruck sowie die Terminarbeiten abschaffen (1)

* einen Kran anschaffen, der das Holz trägt (3)

* ein besseres Arbeitsklima schaffen (1)

* das Holz von Pferderücken lassen (1)

* die Waldarbeiter weniger körperlich belasten und die Stundenzahl reduzieren (größerer Erholungseffekt) (1)

* die Waldarbeiter mehr auf ihre Arbeit vorbereiten und anleiten(1)

* die Mitarbeiter durch Gespräche und mehr Informationen besser motivieren, sie revierweise zusammensetzen, um mit ihnen gemeinsam die Arbeiten und Aufgabenverteilung zu besprechen (1)

* den Leistungsdruck und damit den finaziellen Druck verringern sowie den Leistungsdruck von Vorgesetzten unterbinden (2)

* die Pausen verlängern (größerer Erhohlungseffekt) und damit auch die Arbeitszeit verlängern sowie Ausgleichsübungen mit allen Waldarnbeitern durchführen (1)

* mehr Maschinen einsetzen, damit Kurzholzsotimente nicht mit der Hand vorgerichtet werden müssen (1)

* eine Flex anschaffen, mit der man hobeln kann; eine Heizung im Bauwagen; eine Atemmaske mit Abzug, damit wir den Holzstaub nicht einatmen müssen (1)

* alle körperlich schweren Arbeiten von Pferden und Maschinen verrichten lassen (z.B. Maschinen anschaffen, die die Bäume zur Straße bringen, wo sie dann zurechtgeschnitten werden ) (1)

* mehr und besser ausgestattete Bauwagen anschaffen, mit Waschgelegenheit (1)

Zwei Kollgen machten keine konkreten Äußerungen zur oben genannten Frage.

Gespräch mit den Vorgesetzten

Die Auswertung dieser Interviews von 20 Waldarbeitern war dann auch die Grundlage für unseren "Auftritt" in einer Dienstbesprechung der Revierförster mit dem Amtsleiter im April 1995 (Fachkraft für Gesundheitsförderung, Fachkraft für Arbeitssicherheit, Betriebsärztin). Gemeinsam formulierten wir folgende Erwartungen an die Revierförster als Vorgesetzte der Waldarbeiter:

Wirbelsäulenschonendes Arbeiten

* als Arbeitsauftrag formulieren

* als positives Ziel, nicht als notwendiges Übel ansehen

* mit den Waldarbeitern darüber sprechen

* Vorschläge anhören und diskutieren

* gute Arbeit anerkennen (Lob!)

* Ausgleichsübungen kennen, akzeptieren und fördern

* auch bei Forstarbeitern haben Rückenschmerzen eine psychische Komponente!

Die Diskussion war voller Spannung, was nicht verwunderlich ist, denn schließlich sahen sich die Revierförster als unmittelbare Vorgesetzte plötzlich im Kreuzfeuer der Kritik. Der Amtsleiter erklärte seinen ausdrücklichen Wunsch, zukünftig stärker auf rückenschonendes Arbeiten zu achten und die vorhandenen technischen und organisatorischen Hilfsmittel und -möglichkeiten hierzu auszuschöpfen.

Nachdem wir in der Pause im idyllischen Fortshausgarten noch die Dehn- und Entspannungsübungen mit den Förstern praktiziert hatten, konnten wir uns schließlich recht zufrieden auf den Heimweg begeben.

Personalversammlung

Im Mai 1995 wurde auf der Personalversammlung, die in einem ländlichen Gasthaus stattfand, eine große Wandzeitung aufgehängt, die eine Zusammenfassung der Interviewergebnisse enthielt. Ich gab einen Zwischenbericht über das Projekt. Leider klappte es nicht, die Fragebögen für die 2. Befragung rechtzeitig zu verteilen, sodaß diese sich um einige Monate verzögerte.

Auswertungsseminar

Meine Idee war es, ein richtiges ganztägiges Auswertungsseminar mit allen Beteiligten durchzuführen. Dieser Vorschlag scheiterte zunächst am Widerstand der Förster. So mußte die diesjährige Personalversammlung - Juni 1996 - abgewartet werden, um ein mehrheitliches Votum für ein solches Seminar zu erlangen. Im September 1996 wird eine ganztägige Fortbildungsveranstaltung zum Thema "Arbeitsschutz/Gesundheitsförderung" stattfinden, an der alle Beschäftigten des Forstamtes teilnehmen werden. In diesem Rahmen wird die Auswertung/Zwischenbilanz des Projektes "Rücken stärken" voraussichtlich einen erheblichen Raum einnehmen.

Bilanz

Wenn ich die anfangs gesetzten Ziele betrachte, kann ich im Vorgriff auf die Auswertungsveranstaltung für mich folgende positive Bilanz ziehen:

* Rückenbelastende Tätigkeiten sind ein ernsthaftes Thema im Forstamt geworden,

* Über Erleichterungen wird nachgedacht, und sie werden nach Möglichkeit angewandt: Einsatz von Maschinen Pferden, Organisation.

*Es wurden mindestens zwei Videofilme von Waldarbeitern über ihre Arbeitsweise hinsichtlich der Rückenbelastung aufgenommen.

* Mindestens in einem Revier finden jetzt regelmäßige Dienstbesprechungen mit den Waldarbeitern statt.

* Bei landesweiten Fortbildungsveranstaltungen zum Thema "Ergonomie in der Forstwirtschaft" werden wir inzwischen als referenten eingeladen.

Sog. "Harte Daten" für eine wissenschaftliche Auswertung habe ich hingegen nicht vorzuwqeisen. Ich weiß z.B. nicht, ob der Krankenstand gesunken ist und/oder ob es tatsächlich weniger Rückenbeschwerden gibt.

Aber ich weiß, das wir im Stadtforstamt eine sehr niedrige Unfallrate haben und zwar seit die Arbeitssicherheit (u.a. auch aus Kostengründen) seitens der Amtsleitung sehr ernst genommen, gefordert und gefördert wird.

Wenn es gelingt, der Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen einen dem Unfallschutz ebenbürtigen Stellenwert einzuräumen, habe ich Hoffnung für eine gesündere Zukunft der Forstarbeiter.

(Teil 1 ist im BILAG-BRIEF Nr. 31/1995 erschienen.)

Heute wieder Streß gehabt ...?

Als wir den DIN A4 Ordner mit den zwei dazugehörigen Disketten in Händen hielten, dachten wir spontan: Schon wieder so ein Wälzer zum Streß im Arbeitsleben, und dann auch noch einer, der den Streß durch Bildschirmarbeit gleich mit weiterer Bildschirmarbeit zu bekämpfen versucht. Kurz: unsere Motivation war ziemlich weit unten auf der ins Bodenlose abfallenden Begeisterungs-

skala ...

Das hat sich aber schnell geändert, sobald wir den Ordner aufschlugen und das Werk genauer in Augenschein nahmen: Es handelt sich in der Tat um eine gut recherchierte und sauber aufgebaute Arbeitshilfe für alle, die sich mit dem Ziel der praktischen Veränderungen mit dem Thema "Streß am Arbeitsplatz befassen wollen, als da wären:

- Personal- und Betriebsräte,

- Sicherheitsfachkräfte und Arbeitsmediziner,

- Vorgesetzte,

- Referenten der Erwachsenenbildung.

Gut daran ist, daß vieles bereits so aufbereitet ist, daß es gleich als Vorlagen zur Vermittlung des Anliegens an sämtliche Beteiligte und Betroffene benutzt werden kann. Und da das Ganze auch noch auf Diskette vorliegt, sind all diese Vorlagen mit geringem Aufwand auf die jeweils konkret vorliegenden betrieblichen Arbeitssituationen beziehbar, indem man z.B. kurze Hinweise auf bestimmte Abteilungen, Arbeitsplätze, Betroffenengruppen usw. "einbaut". Hier wird das für viele immer noch etwas schwammige und schillernde, eben wenig handfeste Thema Streß und psychische Belastung am Arbeitsplatz für die betriebliche Ebene handhabbar aufbereitet.

Das erste Kapitel berichtet über Bedeutung und Relevanz des Themas: Was ist Psychische Belastung?/Was ist Streß? Wie hoch ist das Ausmaß der Gefährdung? Was bewirkt Streßbelastung im menschlichen Körper? Welche Beschwerden und Erkrankungen sind auf Streß zurückführbar? Welche Methoden der Streßbewältigung gibt es? Welche Wirkungsketten setzt Streß in der betrieblichen Praxis (üblicherweise) in Gang?

Im zweiten Kapitel geht es um die Strategieplanung für alle, die sich den Abbau psychischer Belastungen zum Ziel setzen. Es enthält neben grundsätzlichen Überlegungen eine Prüfliste zum Niveau des Gesundheitsschutzes sowie einen Handlungsplan, für den Fall, daß Einigkeit in der Sache wie im Vorgehen bei allen Beteiligten bereits besteht. Für den Fall, daß grundlegende Fragen erst noch geklärt werden müssen, sind Musterschreiben zur Gefährdungsermittlung, zur Unterrichtung der ArbeitnehmerInnen und zur Zusammenarbeit mit Betriebsarzt/Fachkraft für Arbeitssicherheit und zahlreiche Formblätter vorgesehen, die es vor allem dem Betriebs- und Personalrat erleichtern, das Thema anzupacken.

Kapitel 3 befaßt sich eingehend mit der Ermittlung der psychischen Belastung. Dabei werden drei verschiedene Fragebögen/Erhebungstechniken vorgestellt, die die Beschäftigten aktiv einbeziehen. Für zwei davon wird ein einfaches Auswertungsprogramm im Format "Exel 5.0" mitgeliefert. Die Fragebögen können übrigens von den Beschäftigten auch am Bildschirm ausgefüllt werden, falls dies weniger Streß bedeutet als die Papierform ...

Kapitel 4 befaßt sich mit den neuen EG-Richtlinien zum Gesundheitsschutz und den daraus resultierenden Veränderungen im nationalen Recht. Hier wird gezeigt, auf welche gesetzlichen Grundlagen und Regelwerke man sich beziehen kann, auch wenn der Begriff "psychische Belastung" bislang im bundesdeutschen Arbeitsschutz noch immer vermieden wird.

Der ebenso umfangreiche wie informative Anhang enthält:

- Infoblätter für Beschäftigte,

- Vorschläge für Betriebs- und Dienstvereinbarungen zum präventiven betrieblichen Gesundheitsschutz,

- Kurzbeschreibungen von anerkannten Analyseverfahren der Sozial- und Arbeitspsychologie,

- die Dokumentation von Erfahrungen des vorbildlichen dänischen Arbeitsschutzes in Sachen Arbeitspsychologie,

- eine Übersicht der EG-Richtlinien zum Gesundheitsschutz (im Wortlaut bzw. Auszüge),

- Literaturhinweise, die leider nicht kommentiert sind

- sowie einige Hinweise zur Benutzung der mitgelieferten Disketten.

Wir können das Werk, trotz des angemessenen hohen Preises von 129,-DM hier nur wärmstens empfehlen. Es ist auf der Höhe der Zeit, reflektiert diese mit und kann die Arbeit vieler betrieblicher Akteure erheblich erleichtern. Der Autor hat dreizehn Jahre in der Druckvorstufe als Montierer gearbeitet und war davon zwölf Jahre im Betriebsrat. Er weiß, worüber er schreibt.

Peter Altenburg: Heute wieder Streß gehabt ...? Umgang mit psychischen Belastungen im Arbeitsleben. Texte, Folienvorlagen, Fragebögen, Musterschreiben zu: Streßursachen und Folgen, betrieblicher Umgang mit dem Thema, Rechtslage, Betriebsvereinbarungen, Beschäftigteninformation u.ä. Disketten mit allen Texten im Ordner. Arbeitshilfen für Betriebs- und Personalräte, Sicherheitsfachkräfte, Arbeitsmediziner, Vorgesetze, Referenten. Hamburg im Selbstverlag 1996. DIN A4 Format, ca. 150 S., 129,-DM plus 9,- DM Versand und Verpackung.

Bestelladresse:
Peter Altenburg
Thörlstr. 2
21075 Hamburg
Fon und Fax: 040/7923931
e-mehl: 101771.552@compuserve.com
inter-nett: nicht vorhanden.


Arbeit gesund machen!

In Hamburg gibt es einen Arbeitskreis "Gesundheitsförderung in der Arbeitsumwelt". Er trifft sich alle zwei Monate und ist offen für alle Interessierte an der betrieblichen Gesundheitsförderung. Der Arbeitskreis ist Mitglied in der Gesundheitsförderungskonferenz - Gesündere Zukunft für Hamburg (GFK). Sie verfügte im Jahr 1995 über einen eigenen Etat von 200.000,-DM für Öffentlichkeitsarbeit, Fachtagungen, Ausstellungen usw. 50% des Etats steuern die Krankenkassen dazu, die andere Hälfte des Geldes kommt vom Hamburger Senat bzw. der entsprechenden Senatsbehörde. Ca. 40 Mitglieder/Institutionen tragen die Gesundheitsförderungskonferenz: Ärztekammer, Arbeitgeber, Arbeitskreise, Behörden, Gewerkschaften, Initiativen, karitative Organisationen, Selbsthilfegruppen, Krankenkassen u.a.

Am 13. und 14.10.1994 fand in Hamburg ein Forum zu neuen Konzepten der Gesundheitsförderung in Betrieb und Verwaltung unter dem Motto "Arbeit gesund machen!" statt. Die Hans-Böckler-Stiftung des DGB, die Landesunfallkasse und die Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege haben die Erstellung und den Druck des Tagungsbandes gesponsert. Axel Herbst leistete die Redaktionsarbeit.

Im ersten Kapitel "Grundlagen der betrieblichen Gesundheitsförderung" lotet Rolf Rosenbrock vom Berliner Wissenschaftszentrum die Bedingungen und Chancen der betrieblichen Gesundheitsförderung aus. Einen Beitrag zur Qualitätssicherungsdiskussion in der betrieblichen Gesundheitsförderung liefert ein von der Gewerkschaft ÖTV initiierter Arbeitskreis "Gesundheitsförderung in der Arbeitsumwelt". Er hat zehn Fragen zur Überprüfung betrieblicher Gesundheitsförderungskonzepte aufgestellt.

1. Wie kann ein Projekt zur "Betrieblichen Gesundheitsförderung" anfangen?

2. Gibt es einen Grundkonsens über die "Betriebliche Gesundheitsförderung"?

3. Welchen Stellenwert hat das Projekt im Unternehmen?

4. Wie ist das Projekt organisatorisch verankert?

5. Auf welche Weise wird eine Beteiligung der Beschäftigten erreicht?

6. Sind verbindliche Absprachen über die Umsetzung von Arbeitsergebnissen vorhanden?

7. Welche Veränderungen sollen durch Gesundheitsförderung erreicht werden?

8. In welcher Form werden Informationen über den Projektverlauf vermittelt?

9. Gibt es einen Konsens über die Bewertung der Projektergebnisse?

10. Wieweit sind Modifikationen des Projektes während der Laufzeit möglich?

Im zweiten Kapitel werden die derzeit üblichen Methoden und Instrumente der betrieblichen Gesundheitsförderung dargestellt und kritisch beleuchtet: Gesundheitsberichterstattung, Befragung, Gesundheitszirkel.

Im Kapitel drei wird das Verhältnis Tarifverträge und betriebliche Gesundheitsförderung geprüft und im Kapitel vier werden die Chancen eines neuen Studienganges Gesundheit an der Fachhochschule Hamburg und hier wiederum die Ausbildung zur "Fachkraft für betriebliche Gesundheitsförderung" diskutiert. Kapitel fünf stellt ausgewählte Beispiele/Praxismodelle kurz vor: Jungheinrich AG, Lufthansa AG, Diakoniekrankenhaus "Alten Eichen", Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG). Ein weiterer Beitrag von Christine Färber und Cornelia Peters beschäftigt sich mit Gesundheitsförderung in Klein- und Mittelbetrieben. Schließlich zieht Axel Herbst als Mitorganisator und Redakteur des Bandes eine kritische Bilanz.

Im Anhang werden weitere Hamburger Projekte vorgestellt: Beiersdorf AG, Karstadt AG, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Hamburger AluminiumWerk, Überbetriebliches Bauausbildungszentrum Hamburg, Allgemein-Krankenhaus Heidberg, Qualitätszirkel in der Alten- und Krankenpflege-Praxisprojekt in zwei Einrichtungen der stationären Versorgung in Hamburg, Altonaer Wellpappenfabrik/Panther Wellpappe, Stadtreinigung Hamburg, Norddeutsche Affinerie AG, Axel Springer Verlag, Daimler Benz Aerospace Airbus, Blohm+Voss, Technische Universität Hamburg-Harburg, Hamburger Hochbahn, Mercedes Benz AG, Universität Hamburg, Gesundheitsförderung bei der Landesforstverwaltung Hamburg und die Berliner AEG-Gesundheitsgruppe Marienfelde.

Eine zum Teil kommentierte Literaturliste zu den Schwerpunkten: Arbeit-Gesundheit-Lebensqualität, Gesundheitsförderung allgemein, Gesundheitsförderung betrieblich, Gesundheitszirkel und Beteiligungskonzepte, Gesundheitsberichterstattung, Handlungsweisen im Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie eine Beschreibung der wichtigsten Beratungs- und Kontaktstellen runden dieses kritische und sehr schön gestaltete Dokumentationsbändchen ab. Die AutorInnen werden mit Adresse aufgeführt, so daß der interessierte Leser direkt nachfragen bzw. Kontakt aufnehmen kann.

Geschäftsstelle der Gesundheitsförderungskonferenz - Gesündere Zukunft für Hamburg (Hrsg.): Arbeit gesund machen! Forum zu neuen Konzepten der Gesundheitsförderung in Betrieb und Verwaltung. 13.-14.1994 in Hamburg. Dokumentation. br., 176 S., Preis: 10,-DM (für Selbstabholer 5,-DM).

Bestelladresse:
Verein für Arbeit und Gesundheit
Schanzenstr. 75
20357 Hamburg
Fon und Fax: 040/4392858
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden


Gesundheitsberichte der Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse

Zehn Gesundheitsberichte hat die Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse (GEK) bisher vorgelegt. Sie will damit Art und Umfang möglicher Gesundheitsrisiken bei verschiedenen Berufsgruppen aufdecken, um präventiv u.a. gegen chronische Krankheiten vorgehen zu können. Für folgende Berufsgruppen liegen Berichte vor:

- Augenoptiker,
- Edelmetallschmiede,
- Elektroniker
und Monteure im Elektrobereich,
- Industriemechaniker,
- Industriemeister,
- Maschinenbautechniker,
- Techniker Elektrofach,
- Werkzeugmechaniker,
- Zahntechniker,
- Zerspanungsmechaniker.


Da in der GEK eine Million Versicherte im wesentlichen aus der Metall- und Elektrobranche häufig bereits längjährig versichert sind, dürften die ausgewerteten Daten eine solide und aussagekräftige Basis darstellen.

Grundlage für die Beschreibung der gesundheitlichen Situation in den o.g. Berufsgruppen sind die Arbeitsunfähigkeitsmeldungen der GEK-Mitglieder. Sie liegen anonymisiert vor. Sie enthalten die Dauer der Arbeitsunfähigkeit (AU) sowie die Diagnose des Arztes, kodiert nach der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD). Darüber hinaus wurden die sog. IAB/BIBB-Befragungen einbezogen. Dabei handelt es sich um das "Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit" und das "Bundesinstitut für Berufsbildung". Beide Institute befragen in regelmäßigen Abständen 34.000 Arbeitnehmer nach ihren persönlichen und beruflichen Umständen. Die Datenbasis stammt aus den Jahren 1991 und 1992. Die GEK arbeitet mit dem ZAG (Zentrum für Arbeit und Gesundheit) in Stuttgart zusammen (siehe Beschreibung in diesem Heft).

Die GEK untersucht nicht nur einzelne Berufsgruppen, sondern bietet auch Betriebliche Gesundheitsberichte für einzelne Unternehmen an.

Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse (Hrsg.): Gesundheitsberichte 1-10. Schwäbisch Gmünd. Entstanden zwischen 1991-1995. DIN A4 Format. Umfang: zwischen 60 und 80 Seiten pro Bericht.

Bestell- und Kontaktadresse:
Hardy Müller
Gesundheitsförderung
GEK-Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse
73521 Schwäbisch Gmünd
Fon: 07171/801-628
Fax: 07171/801-707
e-mehl: 101511.271@compuserve.com
inter-nett: in Vorbereitung
Überblick
Körperliche Belastungen und betriebliche Gesundheitsförderung


Die betriebliche Gesundheitsförderung hat, bedingt durch das Marketing-Interesse der Krankenkassen an diesem Thema, seit 1989 eine recht stürmische Entwicklung durchgemacht. Es kam zu einer Vielfalt von Projekten und Einzelmaßnahmen, die auch in den Arbeitsschutz hinein innovativ wirksam wurden. Eine Bilanz der Gesundheitsförderungsmaßnahmen, die sich auf körperliche Belastungen am Arbeitsplatz richten, wurde von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz in Zusammenarbeit mit der Sozialforschungsstelle Dortmund gezogen. Datengrundlage waren vor allem Projektdarstellungen in der Literatur und einige Experteninterviews.

Als wichtigste Ergebnisse nennen die Autoren folgende Punkte:

1. Im Vordergrund der Angebote stünden Rückenschulen, Wirbelsäulengymnastik, Angebote zum Abbau von Bewegungsmangel und zur Steigerung der allgemeinen Fitneß. Dagegen seien Programme, die auf die Arbeitsbedingungen Bezug nehmen, eher selten.

2. Die Angebote hätten in der Regel keine spezifischen Zielgruppen.

3. Initiativ würden meist die Krankenkassen, wobei zunehmend auch Unternehmen von sich aus auf die Krankenkassen zugingen.

4. Die Krankenkassen gewichteten die Unterstützung seitens der Unternehmensleitungen höher als die seitens der Beschäftigten.

5. Zur Durchführung der Programme seien die Krankenkassen auf betriebsinterne und -externe Kooperationspartner angewiesen. Entscheidend wäre das Engagement einzelner "Promotoren" im Betrieb, ein Projektarbeitskreis allein könne den Erfolg der Programme nicht garantieren.

6. Externe Experten seien vor allem Sportpädagogen, für die hier ein Markt entstanden sei.

7. Eine Verbindung zwischen Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz gäbe es bisher kaum.

8. Die Programme fänden meist in Großbetrieben statt, Branchenschwerpunkte könnten nicht festgestellt werden.

9. Die meisten Programme befänden sich noch in der Entwicklungsphase und seien daher noch nicht evaluiert. Evaluationskriterien gäbe es kaum.

Das Buch ist gut lesbar und praxisnah geschrieben. Im Anhang finden sich neben einem guten Register auch Kurzbeschreibungen von etwa 70 Projekten der betrieblichen Gesundheitsförderung. Die Adressen der Betriebe sind ebenfalls aufgeführt, so daß Interessierte Kontakt aufnehmen können. Schade, daß der Band so spät erschienen ist. Er gibt den Stand der betrieblichen Gesundheitsförderung nur bis 1992/1993 wieder. Einige Aspekte, z.B. die fehlende Akzeptanz der betrieblichen Gesundheitsförderung bei den Arbeitsschützern, müßte man heute sicher differenzierter betrachten. Programme in Kleinbetrieben sind ebenfalls nicht mehr ganz so selten wie Anfang der 90er Jahre. Nur dick unterstreichen können wir die Bedeutung innerbetrieblicher Promotoren für die Projekte: ohne sie scheint es in der Tat nicht zu gehen, weil die betriebliche Gesundheitsförderung nach wie vor ein Nebengleis betrieblicher Aktivität ist und keinen Eingang in die betrieblichen Handlungsroutinen gefunden hat. Gleiches gilt für die Unterstützung durch externe Experten, vor allem seitens der Krankenkassen. Wie sich vor diesem Hintergrund die geplante Einschränkung der Kassenaktivitäten in der betrieblichen Gesundheitsförderung durch den Gesundheitsminister auswirkt, bleibt abzuwarten.

Prior, A., Renner, A.: Bilanzierung belastungsorientierter Gesundheitsförderung im Betrieb - unter besonderer Berücksichtigung der körperlichen Belastungen. 183 Seiten, brosch., hrsg. von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz, Fb 723, Dortmund 1995. Wirtschaftsverlag NW - Verlag für neue Wissenschaft GmbH. ISBN 3-89429-971-1.

Bestelladresse:
Wirtschaftsverlag NW
Postfach: 101110
27511 Bremerhaven
Fon: 0471/94544-0
Fax: 0471/94544-88
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Dachdecker

Betriebliche Gesundheitsförderung war am Anfang fast ausschließlich eine Angelegenheit für größere Betriebe. Zunehmend gibt es aber auch Maßnahmen in Kleinbetrieben. Die Innungskrankenkassen haben hier eine Reihe von Modellprojekten auf den Weg gebracht, erste Beispiele waren das Stukkateurprojekt in Stuttgart oder das KFZ-Projekt in Düsseldorf. Der IKK-Landesverband Berlin-Brandenburg hat jetzt eine kleine Broschüre über ein Projekt mit Dachdeckerbetrieben veröffentlicht, an dem auch die Bau-Berufsgenossenschaft Hannover und die IG BAU beteiligt sind. In der Broschüre werden im Überblick die Arbeitsunfähigkeitsdaten von Dachdeckerbetrieben in Schleswig-Holstein und in Brandenburg dargestellt sowie Ergebnisse aus einer Mitarbeiterbefragung. Als Umsetzung der Ergebnisse sind bauspezifische Rückenschulen und Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsorganisation geplant. Gerade im Baugewerbe hat es die betriebliche Gesundheitsförderung besonders schwer: vielen Betrieben steht wirtschaftlich das Wasser bis zum Hals, es gibt einen Verdrängungswettbewerb zwischen deutschen und ausländischen Kollegen, alle haben Angst um ihren Arbeitsplatz und nehmen immer häufiger Gefährdungen ihrer Gesundheit in Kauf, die traditionelle Arbeitskultur auf dem Bau ist ebenfalls ausgesprochen gesundheitsignorant und der institutionalisierte Arbeitsschutz kommt zunehmend unter die Räder der gesamtwirtschaftlichen Dynamik. Vor diesem Hintergrund kann man dem Projekt nur allen erdenklichen Erfolg und viel Durchhaltekraft wünschen!

IKK-Landesverband Brandenburg und Berlin (Hrsg.): Gesundheitssicherung für Dachdecker. Ein Projekt und seine Ergebnisse. Berlin22 S., br., 1996. Schutzgebühr 5,- DM.

Bestelladresse:
IKK-Landesverband Brandenburg und Berlin,
z.Hd. Uta Buchmann,
Ordensmeisterstr. 15
12099 Berlin
Fon: 030/756801-20
Fax: 030/756801-11
e-mehl und inter-nett: in Vorbereitung
BKK-Preis 1995
für Gesundheitsförderung im Betrieb


Die betriebliche Gesundheitsförderung braucht Publicity, hat sich vermutlich der BKK-Bundesverband gedacht, und einen Preis für betriebliche Gesundheitsförderung ausgelobt. Nach 1993 wurde dieser Preis jetzt zum zweiten Mal verliehen, Preisträger waren die Firmen Wilkhahn, Wilkening und Hahne GmbH & Co., Braun Melsungen AG, REWE und die Friedrich Krupp AG Hösch-Krupp. Kurzdarstellungen der Maßnahmen in diesen Betrieben finden sich in einer Broschüre des BKK-Bundesverbands.

BKK-Bundesverband (Hrsg.): BKK-Preis 1995 für Gesundheitsförderung im Betrieb. Dokumentation zur Preisverleihung am 30. Januar 1996 in Bonn. 20 Seiten, brosch., kostenlos erhältlich.

Bezugsadresse:
Bundesverband der Betriebskrankenkassen
Abteilung Gesundheit
Kronprinzenstr.6
45128 Essen
Fon: 0201/179-1207/8/9 (nur für inhaltliche Rückfragen)
Fax: 0201/179-1014 (Bestellfax)
e-mehl: in Vorbereitung
inter-nett: http://www.bkk.de


AOK

Der AOK-Bundesverband hat zwei Broschüren zur betrieblichen Gesundheitsförderung herausgegeben. Die eine wirbt für das Angebot der AOK in der betrieblichen Gesundheitsförderung und informiert über den Ansatz der betrieblichen Gesundheitsförderung insgesamt, die andere faßt kurz die wesentlichen Ziele und Vorgehensweisen von Gesundheitszirkeln zusammen und kann zur Information von Vorgesetzten und Mitarbeitern bei der Vorbereitung der Zirkelarbeit verwendet werden. Beide Broschüren sind kostenlos erhältlich.

AOK-Bundesverband (Hrsg.): Ein Konzept mit Zukunft. 15 Seiten, brosch., 1995. Bestell-Nr. W 885, kostenlos.

AOK-Bundesverband (Hrsg.): Der Gesundheitszirkel. 15 Seiten, brosch., 1995. Bestell-Nr. 221, kostenlos.

Bestelladresse:
AOK-Bundesverband
Kortrijker Str. 1
53177 Bonn
Fon: 0228/843-0
Fax: 0228/843-502
e-mehl und inter-nett: in Vorbereitung
Ältere Arbeitnehmer
und Gesundheitsförderung


Der Anteil der über 60-jährigen ist in Deutschland von 8 % zu Beginn des Jahrhunderts auf inzwischen über 20 % angestiegen und wird im Jahr 2025 bei etwa einem Drittel der Bevölkerung liegen. Vermutlich wird ein nicht geringer Teil dieser Menschen noch erwerbstätig sein müssen, zumindest gehen die Pläne der Bundesregierung in diese Richtung: die Leute sollen länger arbeiten, damit sie nicht so lange Rente kassieren. Zur Zeit ist es aber eher so, daß viele Beschäftigte lange vor Erreichen des normalen Rentenalters aus dem Erwerbsleben ausscheiden, weil sie gesundheitlich angeschlagen sind. Das Durchschnittsalter bei den krankheitsbedingten Frühverrentungen liegt bei 52 Jahren. Wer möchte, daß die Menschen länger arbeiten, muß dafür sorgen, daß sie dies gesundheitlich auch tun können. Zur Zeit geht der Trend in die andere Richtung: die Arbeitswelt wird immer schneller und anstrengender, ältere KollegInnen können an vielen Arbeitsplätzen kaum mehr mithalten. Sie werden aussortiert, gelten als leistungsgemindert, altes Eisen. Die Anpassung der Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse der älteren Beschäftigten ist selten und geschieht eher in der Form einer Bestrafung, nämlich durch die Versetzung ins Lager, auf eine Pförtnerstelle oder einen ähnlich unqualifizierten Arbeitsplatz, schön umschrieben als "Schonarbeitsplatz". Eine andere, bessere Strategie wäre die der Gesundheitsförderung für ältere Arbeitnehmer. Welche Wege hier zu gehen sind, beschreibt ein Sammelband des Wiener Instituts für betriebliche Gesundheitsförderung. Das Buch informiert über die Arbeitsfähigkeit älterer Arbeitnehmer und über einige Praxisbeispiele der betrieblichen Gesundheitsförderung für ältere Beschäftigte. Es ist eines der ersten Bücher zu diesem Thema.

Karazman, R., Geißler, H., Kloimüller, I., Winkler, N. (Hrsg.): Betriebliche Gesundheitsförderung für älterwerdende Arbeitnehmer. 189 Seiten, brosch., Gamburg 1995, Verlag für Gesundheitsförderung, ISBN 3-929798-08-5.

Bestelladresse:
G. Conrad-Verlag für Gesundheitsförderung
Uissingheimerstr. 10
97956 Gamberg
Fon: 09348/1381
Fax: 09348/1315
e-mehl und inter-nett: nicht vorhanden.
Regionale Netzwerke
Arbeit und Gesundheit


In verschiedenen Städten sind in den letzten Jahren regionale Kooperationsformen im Bereich "Arbeit und Gesundheit" entstanden. Das hat vor allem mit den Aktivitäten der Krankenkassen und anderer neuer Akteure in diesem Feld zu tun. Man will sich kennenlernen, Erfahrungen austauschen und gelegentlich auch an den eingefahrenen bürokratischen Strukturen des Arbeitschutzes vorbei etwas gemeinsam auf den Weg bringen. Ein Tagungsband der Sozialforschungsstelle Dortmund, von Ulrich Pröll redaktionell betreut und durch die Klippen der Haushaltssperre in Nordrhein-Westfalen gebracht, dokumentiert einige solcher Kooperationsmodelle. Vorgestellt werden die regionalen Arbeitskreise in Berlin, Hamburg und Kassel, handwerksorientierte Kooperationsformen in Düsseldorf, Stuttgart und Hannover sowie der Modellversuch "Runder Tisch Siegen". Im Anhang des Bandes sind einige Materialien abgedruckt: das Papier des Berliner Arbeitskreises zur Qualitätssicherung in der betrieblichen Gesundheitsförderung, die Satzung des Arbeitskreises in Kassel, die Vereinbarung über das Kooperationsprojekt im Maler- und Lackiererhandwerk in Hannover sowie die "gemeinsame Arbeitsplattform" des Runden Tisches in Siegen.

Sozialforschungsstelle Dortmund in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW (Hrsg.): Regionale Kooperationsnetzwerke Arbeit & Gesundheit. Modelle - Projekte - Erfahrungen. Tagungsdokumentation. 136 Seiten, brosch., Dortmund 1996.

Bestelladresse:
Landesanstalt für Arbeitsschutz Nordrhein-Westfalen
Ulenbergstr. 127 - 131
40225 Düsseldorf
Fon: 0211/3101-0,
Herr Thiede: 0211/3101-217
Fax: 0211/3101-189
e-mehl:
inter-nett:


Gesundheitsförderungspolitik in Berlin

Der Verein Gesundheit Berlin e.V. hat eine kleine Broschüre zur Gesundheitsförderungspolitik in Berlin herausgegeben. Sie geht auf die Voraussetzungen verschiedener Institutionen zur Mitwirkung an der Gesundheitsförderung ein, beschreibt Defizite und gibt Empfehlungen. Kommentiert wird so die Situation bei den Krankenkassen, im Öffentlichen Gesundheitsdienst, in der Selbsthilfe, bei den Ärzten, in den Krankenhäusern, in Sportvereinen und Fitneßstudios sowie bei den Volkshochschulen. Als Anhang ist ein Papier zur Qualitätssicherung in der betrieblichen Gesundheitsförderung enthalten, das wir bereits im letzten BILAG-Brief abgedruckt haben. Der Broschüre ist schon am Layout anzusehen, daß der Verein Gesundheit Berlin e.V. kein Geld hat. Weil außerdem die erste Auflage vergriffen ist und für eine Neuauflage das Geld fehlt, werden derzeit nur Kopien verschickt. Traurige Gesundheitsförderungspolitik in Berlin!

Gesundheit Berlin e.V. (Hrsg.): Positionen von "Gesundheit Berlin e.V." zur Berliner Gesundheitsförderungspolitik. 27 Seiten, brosch., Berlin 1996.

Bestelladresse:
Gesundheit Berlin e.V., Frau Beck, Fehrbelliner Str. 47, 10119 Berlin.
Fon: 030/449 00 01
Fax: 030/449 00 11
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inter-nett: nicht vorhanden
Betriebsräte-Beratungsnetz "Arbeit und Technik"
Arbeit attraktiv gestalten


Die Münchener Kollegen vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) haben in Zusammenarbeit mit dem Bundesvorstand der IG Metall, Abteilung Automation und Technologie, u.a. ein gemeinsames Projekt "Zukunftsorientierte Qualifizierung und Beratung von Betriebsräten am Beispiel des Betriebsräte-Beratungsnetzes "Arbeit&Technik" Südbayern durchgeführt. Wir dokumentieren im folgenden den "Steckbrief" über das Projekt:

Steckbrief:

Name: Betriebsräte-Beratungsnetz Arbeit und Technik

Region: Südbayern (IG Metall Verwaltungsstellen Augsburg, Kempten, Weilheim und Rosenheim)

Laufzeit: Juni 1991 bis Oktober 1994

Träger: IG Metallvorstand Abteilung Automation/Technologie/HdA; IG Metall-Bezirksleitung München, IG Metall Verwaltungsstellen Augsburg, Kempten, Weilheim; in Zusammenarbeit mit Amt für Industrie- und Sozialarbeit der Evangelischen-Lutherischen Kirche in Bayern (AIS) und dem IMU-Institut für Medienforschung und Urbanistik, München.

Teilnehmer: 18 Betriebsräte aus 16 Betrieben und drei Bevollmächtigte bzw. Sekretäre der Verwaltungsstellen arbeiten kontinuierlich und gemeinsam mit dem Team.

Umfang: 21 Seminare von durchschnittlich ein bis zwei Tagen Dauer, d.h. alle sechs bis acht Wochen.

Projektteam: Andreas Drinkuth und Ellen Klement (IG Metall Vorstand Abteilung Automation/Technologie/HdA), Ludwig Gunkel und Johannes Riedel (KDA-München), Helmut Körber (IMU).

Ziele: Entwicklung von Kompetenzen zur aktiven und strategischen Gestaltung von Arbeit, Arbeitsorganisation und Technik im Sinne der Beschäftigten (Gestaltungskompetenz) und Aufbau von Multiplikatoren für Fragen der Arbeits- und Technikgestaltung.

Arbeitsform: die Seminare finden jeweils in einem der beteiligten Betriebe statt. Dabei werden konkrete betriebliche Gestaltungsfälle als exemplarische Beispiele bearbeitet. Hinzu kommen Gespräche mit Vertretern der Geschäftsleitungen. In drei zwei- bis dreitägigen Klausuren außerhalb eines Betriebes werden die bisherigen Erfahrungen systematisiert und vertieft.

Prinzipien: teilnehmer-, erfahrungs-, praxis-, prozeß-, problemlösungs-, selbsthilfeorietiert und ganzheitlich (von uns gekürzt).

Inhaltlich: Die in den jeweiligen Betrieben aktuellen Fragen im Zusammenhang von Arbeit und Technik wie z.B. Werkstattprogrammierung, CAD-CNC, Gruppenarbeit, Prämienentlohnung, cost center, lean production-Konzepte, BDE, PPS, TQM, KanBan, Kaizen, KVP und die damit verbundenen Fragen insbesondere von Entlohnung, Arbeitszeit, Arbeitsinhalten, Lohn-Leistungsrelation ... und die persönlichen Fragen der Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit sowie die sozialen Dimensionen dieser Veränderungs- und Gestaltungsprozesse ...

Finanzierung: Veranstaltungen nach §§ 37/6 und 40 BetrVG

Auswertung: In zwei Seminaren mit den teilnehmenden Betriebsräten, durch Interviews und Dokumentation

Förderung: Förderung der Auswertung durch die gewerkschaftliche Hans-Böckler-Stiftung

Die Projektmacher haben eine IG Metall Broschüre produziert.

IG Metall Vorstand, Abtl. Automation (Hrsg.): Arbeit attraktiv gestalten. Betriebsräte - Beratungsnetz "Arbeit und Technik". Frankfurt am Main 1996. 50 S., ISBN 3-922454-40-2, Bestellnummer: 1219, Preis: 5,95DM.

Bestelladresse:
Unions-Druckerei
Theodor-Heuss-Allee 90-98
60486 Frankfurt am Main
Fon: 069/795-2171
Fax: 069/795-2242
e-mehl: nicht vorhanden.
inter-nett: Bestellungen: siehe IG Metall
Kontaktadressen:
Andreas Drinkhuth
Ellen Klement
IG Metall Vorstand
Lyonerstr. 32
60528 Frankfurt am Main
Fon: 069/6693-2039
Fax: 069/6693-2892
e-mehl: über internet
inter-nett: http://www.igmetall.de
oder:
Persönlicher Kontakt:
Johannes Riedel, Fon: 08105/22749
Ludwig Gunkel; Fon: 089/931304
oder Fax: 089/9035328
Kontaktadresse:
KDA München
Schwanthalerstr. 91
80336 München
Fon: 089/531110
Fax: 089/5389894
e-mehl und inter-nett: in Vorbereitung
oder:
Helmut Körber
IMU-Institut
Hermann-Lingg-Str. 10
80336 München
Fon: 089/5441260
Fax: 089/54412611
e-mehl: imu-müchen@t-online.de
inter-nett: nicht vorhanden
Arbeit und Gesundheit
in der Bildungsarbeit


Seit 1992 treffen sich Berater und Bildungsfachleute auf dem Gebiet Arbeit und Gesundheit alle ein bis zwei Jahre und stellen ihre Erfahrungen auf den Prüfstand bzw. zur Diskussion. Angefangen hat es 1992 in Berlin. Das Thema des Fachseminars lautete: Arbeit und Gesundheit in der Bildungsarbeit. Wir stellten uns gegenseitig unsere Seminarkonzepte vor und diskutierten die Erfahrungen. Themenbereiche waren: Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung, Seminare für Schreibkräfte im Büro, Arbeit und Gesundheit mit jungen Männern, AEG-Gesundheitsgruppe, Wirkungen des Filmidols Rocky auf Auszubildende, Schichtarbeit usw.

1993 trafen wir uns wiederum in Berlin und diskutierten Erfahrungsberichte aus der Arbeit mit Gesundheitsgruppen und -zirkeln. 1994 fand in Bad Zwischenahr bei Bremen ein Fachseminar zu Themen wie z.B.: Rückenschulen, betriebsbezogene Gesundheitsförderung, Gesundheitszirkel, Leben im Büro, Strahlenschutz, Maler- und Lackiererhandwerk, Gefahrstoffe, Sinnseminare statt. Schließlich trafen wir uns 1996 ein viertes Mal in Berlin und diskutierten über neue Formen der Bildungsarbeit: Neue Technologien und Anforderungen an Betriebsräte, Stress- und Sinnseminare, Den Rücken stärken bei Waldarbeitern, unabhängige Gesundheitsgruppen, Ausbildungsforen.

Die ersten drei Fachseminare sind bereits dokumentiert:

1. Horst Czock, Eberhard Göbel, Beate Guthke, Martina Panke (Herg.): Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt. Dokumentation des Fachseminars "Arbeit und Gesundheit in der Bildungsarbeit". Berlin 1992, 164 S. ISBN 3-928099-02-7, Preis 15,-DM.

2. Horst Czock, Eberhard Göbel, Beate Guthke, Wolfgang Lintow, Martina Panke, Jürgen Wolff (Hrsg.): Gesundheitszirkel in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Man lebt nur einmal! Berlin 1994, 208 S. ISBN 3-928099-04-3, Preis 25,-DM.

3. Angestelltenkammer Bremen (Hrsg.): Arbeit und Gesundheit in der Bildungsarbeit. Dokumentation der Fachtagung vom 18. bis 22. April 1994 in Bad Zwischenahr. Bremen 1996. Für Mitglieder der Angestelltenkammer Bremen kostenlos und sonst 5,-DM plus Porto.

4. Die vierte Dokumentation ist in Vorbereitung und wird zum Jahreswechsel 1996/97 erscheinen.

Bestelladressen:
BILAG
im Berliner Gesundheitsladen e.V.
Gneisenaustr. 2a
10961 Berlin
Fon: 030/6932090(auch Anrufbeantworter)
e-mehl: in Vorbereitung
inter-nett: http://www.mind.de/gl
oder:
Angestelltenkammer Bremen
Barbara Reuhl
Bürgerstr. 1
28195 Bremen
Fon: 0421/36301-59, -83
Fax: 0421/36301-89
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden


Von der Idee zur Tat

Bevor Hildegard Demmer als Leiterin des Europäischen Informationszentrums der BKK ihren Hut nahm und innerhalb des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen Leiterin des Vorstandsbüros wurde, hat sie ihren Schreibtisch aufgeräumt und ihre Erfahrungen zu Papier gebracht. Herausgekommen ist ein kleines Handbuch zur Betrieblichen Gesundheitsförderung. Ihr Nachfolger ist Dr. Gregor Breucker, der bereits seit 1994 im Informationszentrum arbeitet.

Im ersten Kapitel fassen Hildegard Demmer und ihre Kolleginnen Karin Kunkel und Barbara Orfeld alle wesentlichen Argumente in der derzeitigen Debatte über Instrumente, Methoden und Vorgehensweisen kurz, knapp und präzise zusammen: Ziele der betrieblichen Gesundheitsförderung, Arbeitskreis Gesundheit, Gesundheitsberichterstattung (einschließlich der Vor- und Nachteile verschiedener Quellen und Instrumente), Gesundheitszirkel, Gesundheit als Thema im Betrieb machen und Evaluation.

Im zweiten Kapitel werden ganz unterschiedliche Wege zur Gesundheitsförderung in verschiedensten Bereichen und Betrieben vorgestellt:

Von der kooperativen Prävention zur Gesundheitsförderung:

- im Stukkateur-Handwerk in Heilbronn,

- "Hab´ ein Herz für Dein Herz"-Aktionen der Philips Kommunikations AG, bei der Felten&Guilleaume AG und bei der Trefil-ARBED GmbH Köln

sowie Gesundheitsförderungsaktionen:

- Rewe (Groß- und Einzelhandel in der Lebensmittelbranche).

Der systematisch-partizipative Weg wird erläutert an Beispielen:

- der Braun Melsungen AG (chemische Industrie, Produkte für Medizin und Forschung),

- und der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp.

Der Weg über die Suchtprävention wurde bei:

- der J.M. Voith GmbH

(Maschinen- und Anlagenbau)

- und im Deutschen Krebsforschungsinstitut eingeschlagen.

Von der Präventivmedizin zur Gesundheitsförderung führte der Weg in:

- der Stadtverwaltung Lübeck

- dem Mannesmann-Röhrenwerken GmbH

- und bei der Volkswagen AG.

Bei der Pinneberger Verkehrsgesellschaft

und bei Kraft Jacobs Suchard wählte man hingegen den Weg über die Organisationsentwicklung.

Der Anhang enthält eine Rahmenvereinbarung über Gesundheitsförderung im Betrieb zwischen dem Vorstand der Mannesmannröhren-Werke und dem Gesamtbetriebsrat aus dem Jahre 1992, die Betriebsvereinbarung "Suchtmittel-Mißbrauch bei der IG Metall", eine Musterbetriebsvereinbarung über den "Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz" sowie eine über das Kantinenessen. Zehn goldene Regeln zur Gesundheitszirkelarbeit und ein Musterfragebogen für Betriebsbefragungen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung runden dieses informative Bändchen ab.

Hildegard Demmer: Betriebliche Gesundheitsförderung - von der Idee zur Tat. Unter Mitarbeit von Karin Kunkel und Barbara Orfeld. Europäische Serie zur Gesundheitsförderung. Nr. 4, WHO-Europa, Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKKBV). Kopenhagen/Dänemark und Essen 1995. br. 108 S., 19,80DM (plus Porto und Verpackung).

ISBN 3-924379-39-4.
BKK Bundesverband
Abtl. Öffentlichkeitsarbeit
Kronprinzenstr. 6
45128 Essen
Fon: 0201/179-1207 bis -1209 (nur für Informationsfragen und nicht für Bestellungen!)
Fax: 0201/179-1014
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: http://www.bkk.de
"Leistung
durch Wohlbefinden"


Vom dem Buch in der Edition "Blickpunkt Wirtschaft" Gesundheit im Betrieb versprachen wir uns zunächst einmal nicht viel. Wir erwarteten eine Darstellung vielfältigster Verhaltensangebote im bunten Gemischtwarenladen betrieblicher Gesundheitsförderung.

Doch der Autor kommt weder aus der Tradition der Personalberater, Arbeitsschützer oder Arbeitsmediziner, noch vertritt er vehement die Postion der reinen Verhaltensänderung. Für ihn ist Gesundheitsförderung im Betrieb vielmehr eine Verunsicherung und Chance für heutige Unternehmer, sich auf die zukünftigen Herausforderungen vorzubereiten und einzustellen. Rainer Ottes These lautet: wer die Menschen in ihren "konkreten Sinnhorizonten" nicht anspricht, redet an ihnen vorbei. Gesundheitsförderung im Betrieb muß attraktive Alternativen entwickeln.

"Gesundes Essen wird bekanntlich erst einmal daraufhin bewertet, ob es schmeckt und ob es auch einen angenehmen Lebensgenuß gewährt." Im Zeitalter der "Singels" und der bunten Mischung verschiedener Lebensstile müssen Gesundheitsförderungsangebote "gemeinsame Sinnbezüge" herstellen: Zuwendung, Anerkennung, Information, praktische Hilfe im Arbeitsalltag können ein positives Lebensgefühl vermitteln. Das gleiche gilt für Wärme. Mitgefühl, Motivation. Was in Selbsthilfegruppen gang und gäbe ist, scheint für den betrieblichen Alltag noch tabu zu sein, obgleich die neuen Produktionsanforderungen sich in Richtung Gruppenarbeit wandeln und neue Anforderungen an die Mitarbeiter und Leitenden stellen.

Bezüglich der traditionellen Hüter des Arbeitsschutzes bemerkt der Autor: Ein Betriebsrat ist ein Rat und ein Arbeitssicherheitsausschuß eben ein Ausschuß. Regeln, Gesetze, Vorschriften und Verordnungen regeln das, was gemacht werden muß. Der betriebsärztliche und betriebsrätliche Blick ist durch diese bürokratischen Strukturen getrübt. Das Fixiertsein auf Normen engt die Perspektive ein.

Wer individuelles Verhalten verändern will, muß Gewohnheiten gegen neue Einsichten antreten lassen und entsprechende Angebote bieten. Schulmeisterliche Gesten, der Zeigefinger der Gesundheitsaufklärer, die Mission der Gesundheitsapostel sind dabei fehl am Platze. Gesundheitsförderung muß die Menschen in ihren unmittelbaren Lebensbereichen und Lebensgefühlen ansprechen und Alternativen schmackhaft machen.

Arbeitsstile beruhen auf den Anforderungen des Berufes, des Arbeitsplatzes und seiner sozialen Verhältnisse. Beschränkt sich die Prävention nur auf die Veränderung des individuellen Verhaltens, dann stellt sich die Frage nach dem Erfolg. Die Beschränkung auf reine Verhaltensänderung trägt nach Meinung des Autors bereits den Mißerfolg in sich und prophezeit Schiffbruch.

Als Philosoph und Fachjournalist für Medizin, Wirtschaft und Kultur bietet er einen Überblick über Krankheits- und Gesundheitsmodelle, beschreibt die augenblickliche Umbruchsituation in vielen Unternehmen und die zukünftige Rolle der Gruppenarbeit und stellt in alphabetischer Reihenfolge 20 Themen, die von "Abnehmen", AIDS, Alkohol ... über Fitneß, Koronare Herzkrankheiten, Kopfschmerzen ... bis zum Streß, Sucht und "Zusammenhänge" reichen (Kapitel 3).

Im Kapitel vier setzt er sich mit den Veränderungen am Arbeitsplatz unter dem Aspekt Gesundheit auseinander, wobei der Bürobereich einen großen Raum einnimmt. Schließlich stellt er im letzten Kapitel kurz und knapp Beispiele aus der Angebotspalette der betrieblichen Gesundheitsförderung dar.

Auch wenn wir nicht alle Aussagen, Meinungen und Bewertungen des Autors teilen, gefällt uns der Stil, in dem das Buch geschrieben ist. Es hebt sich von den trockenen Fachbüchern in erfreulicher Weise ab. Darüber hinaus zeichnet es sich durch eine journalistische Leichtigkeit aus, die angenehm zu lesen ist und dennoch nicht über die Fachprobleme einfach hinwegschreibt. Uns hat es in vielfältiger Weise angeregt, über das Thema betriebliche Gesundheitsförderung erneut nachzudenken.

Rainer Otte: Gesundheit im Betrieb. Leistung durch Wohlbefinden. 243 S., Hardcover, Frankfurt am Main 1994. Preis: 36,-DM ISBN 3-929368-21-8.

Bestelladresse:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Verlagsbereich Wirtschaftsbücher
60267 Frankfurt am Main
Fon: 069/7591-1112, -1709
Fax: 069/7591-2187
e-mail: nicht vorhanden
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BKK-Handlungsanleitung


Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen in Essen hat eine Handlungsanleitung zur betrieblichen Gesundheitsförderung für Führungskräfte, Betriebs- und Personalräte, Arbeitsschutz- und Gesundheitsschutzexperten im Betrieb herausgegeben. Übersichtlich und schön lay-outet werden auf 42 Seiten Argumente für betriebliche Gesundheitsförderung dargelegt, Ansatzpunkte übersichtlich und stichwortartig zusammengetragen, vier Beispiele aus der Praxis vorgestellt:

- Hab'ein Herz für Dein Herz!

- Betriebliche Hilfe für Suchtkranke.

- Bewegung am Arbeitsplatz tut gut!

- Gesundheitsförderung per Betriebsvereinbarung.

Als Instrumente und Methoden werden graphisch übersichtlich gestaltet der Arbeitskreis Gesundheit, Gesundheitsbericht, Gesundheitszirkel und Schritte zum Ziel "Gesundheit im Betrieb" erläutert. Ein Abschnitt "Hindernisse erkennen und überwinden" soll bei Problemen der Realisierung helfen. Schließlich wird ein 5-Jahres-Konzept vorgestellt.

Bundesverband der Betriebskrankenkassen (Hrsg.): Gesundheitsförderung im Betrieb. Argumente und Tips für Führungskräfte, Betriebs- und Personalräte, Arbeitsschutz- und Gesundheitsschutzexperten im Betrieb. 43 S., br. Essen 1994.

Bestelladresse:
Bundesverband der Betriebskrankenkassen,
Abteilung Gesundheit, Europäisches Informationszentrum,
Gesundheitsförderung im Betrieb
Kronprinzenstr. 6
45128 Essen
Fon: 0201/179-1209 und -1289 (nur für persönliche Beratung)
Fax: 0201/1791014
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: http://www.bkk.de
Theorie
psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz und Herz-Kreislauf-Risiken


Der Arbeitsschutz in Deutschland richtet sein Augenmerk bisher fast ausschließlich auf Belastungsfaktoren physikalischer, chemischer, biologischer oder biomechanischer Art, während psychosoziale Belastungsfaktoren so gut wie keine Rolle spielen. Anders ist dies beispielsweise in Schweden: dort gibt es in den Arbeitsschutzgesetzen seit langem Regelungen zum Umgang mit psychosozialen Belastungen. Dies wäre eigentlich auch in Deutschland längst überfällig. Seit Jahren sprechen WissenschaftlerInnen mit Blick auf die Arbeitsbedingungen nun schon vom "Wandel des Belastungsspektrums", gemeint ist die Zunahme von psychosozialen gegenüber körperlichen Belastungen am Arbeitsplatz: immer mehr Beschäftigte klagen über Streß, Leistungsdruck, Probleme mit dem Betriebsklima usw. Es besteht unter Fachleuten auch weitgehend Einigkeit darüber, daß damit vielfältige gesundheitliche Beschwerden einhergehen, angefangen von Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Muskelverspannungen oder Schlafstörungen bis hin zu schweren Erkrankungen des Muskel-Skelettapparats oder des Herz-Kreislaufsystems. Bevor man dies aber amtlich zur Kenntnis nimmt und die notwendigen Konsequenzen für den Arbeitschutz zieht, wird erst einmal das bekannte Abwehrritual durchexerziert: das sei doch alles nicht so dramatisch, im übrigen wisse man zu wenig über die ganze Sache, die Folgen psychosozialer Belastungen seien noch zu wenig erforscht oder, wie eine Argumentation des Bundesarbeitsministeriums lautet, das "Psychologische" sei schließlich gar nicht wissenschaftlich meßbar und damit auch nicht regelungsfähig. Auf diese Art und Weise wurde z.B. die Thematik aus dem neuen Arbeitsschutzgesetz herausgehalten, entgegen der Zielsetzung der EU-Richtlinien zum Arbeitsschutz. Hinter vorgehaltener Hand räumt man im Bundesarbeitsministerium aber ein, daß es in Wirklichkeit nur darum geht, den Arbeitgebern keine neuen Lasten aufzubürden - die Zeiten sind nicht danach.

Was den wissenschaftlichen Nachweis der gesundheitlichen Folgen psychosozialer Belastungen angeht, hat Johannes Siegrist jetzt Ergebnisse aus drei größeren Forschungsprojekten vorgelegt, bei denen es um die Ursachen von Herz-Kreislauf-Krankheiten ging. Danach bestehen eindeutige Zusammenhänge zwischen psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz und den bekannten medizinischen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten (z.B. Bluthochdruck, erhöhtem Cholesterinspiegel), den verhaltensbedingten Risikofaktoren (z.B. Nikotinkonsum), und schließlich den manifesten Erkrankungen selbst, vor allem dem Herzinfarkt. Sehr spannend ist, daß Siegrist nachweisen kann, daß berufliche Krisensituationen, die in der gegenwärtigen Zeit ja zum Alltag vieler Beschäftigten gehören, das Herzinfarktrisiko erhöhen. Dies gilt z.B. bei Unsicherheit des Arbeitsplatzes, Aufstiegsblockaden, Beschäftigung unter Qualifikationsniveau oder bei ungerechtem Lohn. Leider ist das Buch für Praktiker nur schwer zu lesen. Es wendet sich an eine wissenschaftliche Leserschaft, setzt einiges an medizinischen und statistischen Fachkenntnissen voraus und macht an manchen Stellen unnötige, theoretisch etwas verstiegene Exkursionen in philosophische Gefilde. Auch einige der praktischen Vorschläge zur Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen sind mit Vorsicht zu genießen: so schlägt Siegrist z.B. vor, strengere Maßstäbe an die Gewährung von Sozialhilfe anzulegen, weil der Abstand zu den Niedriglöhnen zu gering sei (und somit bei den betroffenen Arbeitskräften zu Frust führt). Eine etwas eigenartige Argumentation für einen Gesundheitswissenschaftler, wie wir finden: da wird erst nachgewiesen, daß psychosoziale Problemlagen ein ernstes Gesundheitsrisiko darstellen, dann wird vorgeschlagen, das Wohlbefinden einer Gruppe von Betroffenen auf Kosten einer anderen Gruppe zu steigern. Trotzdem ist das Buch, gerade auch mit Blick auf die deutsche Arbeitsschutzdiskussion, lesenswert.

Siegrist, Johannes: Soziale Krisen und Gesundheit. Reihe Gesundheitspsychologie Band 5. 323 Seiten, brosch., Göttingen 1996. Hogrefe-Verlag. ISBN 3-8017-0673-7. Preis: 59,- DM.

Zwangsarbeiter und Geld

Die "Coordination gegen BAYER-Gefahren" hat ein Buch zur Geschichte der deutschen Chemiekonzerne herausgegeben. Zusammengestellt wurde Material zum Verhalten dieser Konzerne im ersten Weltkrieg, im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik nach 1945 - hier wird vor allem über den beschämenden Umgang mit den Entschädigungsansprüchen ehemaliger Zwangsarbeiter der IG Farben berichtet. Man kann nachlesen, mit welchen Ausflüchten sich die IG-Farben-Nachfolger um eine Entschädigung herumdrücken, wie die Politik dabei Schützenhilfe leistet und wie rabiat auf Aktionärs-Hauptversammlungen mit Kritikern umgegangen wird. Dieser Teil der Geschichte paßt nicht in die Corporate Identity der Konzerne, wo im Rückblick auf die Vergangenheit nur unternehmerische Erfolge und großartige Erfindungen zu bewundern sind. Die Geringschätzung des Lebens und der Gesundheit von Menschen durch die Chemieindustrie ist aber nicht nur eine Frage der Vergangenheit, hier sei nur auf den Holzschutzmittelskandal mit Tausenden von Opfern in Deutschland hingewiesen oder auf die Auslagerung gefährlicher Produktionszweige in die dritte Welt. Daß die Chemieindustrie zum Umdenken bereit ist, muß sie erst noch beweisen.

Coordination gegen BAYER-Gefahren (Hrsg.): IG Farben. Von Anilin bis Zwangsarbeit. 240 Seiten, brosch., Stuttgart 1995. Schmetterling Verlag. ISBN 3-926369-46-9. Mit Unterstützung der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt/Berlin.

Bestelladresse:
Schmetterling Verlag
Rotebühlstr. 90
70178 Stuttgart
Fon: 0711/626779
Fax: 0711/626992
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: in Vorbereitung


KDA-Berlin-Brandenburg

Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) ist nach dem Krieg mit der Zielsetzung einer Konkretisierung der gesellschaftlichen Verantwortung der Kirche aufgebaut worden. Seit vielen Jahren bietet der KDA Seminare u.a. zum Thema "Arbeit und Gesundheit" an.

Überwiegend werden die Seminare des KDA in Zusammenarbeit mit interessierten Betrieben, Ausbildungseinrichtungen und Berufsschulen in Form einwöchiger Bildungsurlaubsseminare, teilweise auch als Tagesseminare durchgeführt. Im Mittelpunkt standen dabei bisher vor allem Auszubildende aus dem Maler- und Lackiererhandwerk, aus Metallberufen sowie Kommunikationselektroniker, seit einiger Zeit gibt es auch Seminare für Auszubildende aus Gesundheitsberufen.

Die Bildungskonzeption des KDA beruht darauf, für die Auszubildenden einen Ort anzubieten, an dem sie ihre subjektiven Erfahrungen gemeinsam mit ihren KollegInnen reflektieren und Handlungsansätze für eine bessere Bewältigung von beruflichen Belastungen finden können. Es geht darum, die Auszubildenden ernstzunehmen, sie selbst zu Wort kommen zu lassen, sie nicht zu belehren, sondern sie in ihren Bemühungen um die Wahrung ihrer Gesundheit und ihrer Menschenwürde im Betrieb zu unterstützen. Dabei ist die Thematisierung der kollektiven betrieblichen Arbeitskultur und des eigenen Verhältnisses dazu ein wesentlicher Baustein der KDA-Bildungskonzeption.

Die Arbeit des KDA im Bereich "Arbeit und Gesundheit" umfaßt im einzelnen:

1992 hat der KDA zusammen mit BILAG eine Fachtagung "Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt" durchgeführt, 1994 eine Fachtagung "Gesundheitszirkel in der betrieblichen Gesundheitsförderung" und 1996 eine Fachtagung über die Rolle des Subjektiven in der heutigen Arbeitswelt. Die beiden ersten Tagungen sind unter diesen Titeln auch dokumentiert und veröffentlicht worden und können über BILAG bestellt werden, die Tagungsdokumentation der letzten Tagung erscheint im Herbst 1996 und ist dann ebenfalls über BILAG zu beziehen.

Mehr über die Arbeit des KDA erfährt man durch den "KDA-Arbeitsbrief", dessen Sonderreihe "Berichte aus der Bildungsarbeit" sich ebenfalls mit dem Thema "Arbeit und Gesundheit" beschäftigt. In dieser Sonderreihe sind 6 Hefte erschienen:

arbeitsbrief. Informationsdienst des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA), Hefte 18-23. Berichte aus der Bildungsarbeit. Redaktion: Martina Panke. Verantwortlich: Horst Czock. Alle sechs Hefte zusammen 40,- DM.
Bestelladresse:
Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (KDA)
der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg,
z. Hd. Horst Czock
Frankenallee 6
14052 Berlin.
Fon: 030/3021666
Fax: 030/3016765.
e-mehl und inter-nett nicht vorhanden


Forum Arbeit e.V.

Wie viele gesellschaftliche Großorganisationen ist auch die Kirche seit geraumer Zeit von massiven Mitgliederverlusten und damit von Einsparzwängen betroffen. Vor diesem Hintergrund ist auch die Arbeit des KDA in Berlin-Brandenburg kirchenpolitisch unter Druck geraten und kann wahrscheinlich nicht mehr in der bisherigen Form fortgesetzt werden. Daher haben die KDA-TeamerInnen im letzten Jahr den Verein "Forum Arbeit e.V." gegründet, um sich für die Fortführung ihrer Arbeit einen geeigneten organisatorischen Rahmen zu schaffen. Die Arbeitsschwerpunkte des Vereins sind zur Zeit die drei Bereiche "Arbeitserfahrungen", "Heimat und Ausländerfeindlichkeit" sowie "Arbeit und Gesundheit". Für diese Bereiche will der Verein die Weiterentwicklung pädagogischer Konzepte, die Durchführung betriebsnaher Angebote und deren wissenschaftliche Begleitung sicherstellen. Der Verein arbeitet nicht gewinnorientiert, der Antrag auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit läuft. Wir kennen die TeamerInnen des KDA seit langem und fanden die Zusammenarbeit mit ihnen immer sehr angenehm und anregend. Für ihren neuen Verein wünschen wir Ihnen daher viel Glück.

Anschrift:
Forum Arbeit e.V.,
Frankenallee 6, 14052 Berlin.
Fon: 030/3021666.
Fax, e-mehl und inter-nett nicht vorhanden


Verfällt die Arbeitsmoral?

Glaubt man den Arbeitgebern, steht es zur Zeit mit der Arbeitsmoral der Deutschen nicht zum besten. Die Arbeitszeiten seien zu kurz, die Fehlzeiten zu hoch und die Arbeitnehmer zu wehleidig. Vor allem machen sie zu viel blau und gefährden mit ihren ärztlichen Attesten den Standort Deutschland. Der Bundeskanzler hat es den "Menschen draußen im Lande" am Beispiel der Fußball-Nationalmannschaft erklärt: da haben im Endspiel zur Europameisterschaft auch die verletzten Spieler mit Kampfgeist durchgehalten, und das in einem Land, so Kohl, "in dem manch einer, der Husten hat, sich krank meldet." Man hört förmlich das Bedauern mitschwingen, daß die Beschäftigen heutzutage nicht mehr "schnell wie die Windhunde und hart wie Kruppstahl" sind. Auch der SPIEGEL (Heft 18/1996) diagnostiziert in der Arbeitswelt wieder einmal einen "blauen Virus", der der Gesundung des Sozialstaats entgegen steht und läßt in einer Umfrage feststellen, daß 30 % der Beschäftigten Kollegen kennen, die gelegentlich blau machen. Was sagt eine solche Zahl eigentlich aus? Über die Zahl der "Blaumacher" jedenfalls gar nichts, obwohl bei flüchtiger Lektüre genau dieser Eindruck erweckt wird: es wird überall blaugemacht und alle wissen es. Die Kampagne wird wie immer moralisch geführt, es geht darum, denen, die krank sind, ein schlechtes Gewissen zu machen. Und der STERN (Heft 31/96) spricht in einem Artikel über den Umgang mit Fehlzeiten bei Opel den bösen Buben mit dicker Bildzeitungs-Schrift vor, was man von ihnen erwartet: "Wir wollen nicht mehr blaumachen!" Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.

So opportun auch die Rede vom Sozialmißbrauch ist, empirisch belegen läßt sich davon wenig. Die Datenlage ist ausgesprochen schlecht, gerade auch mit Blick auf die immer wieder bemühten internationalen Vergleiche. Wer sich über die Forschung zum Zusammenhang von Arbeitsbelastungen, Arbeitseinstellungen und Fehlzeiten informieren möchte, findet dazu einiges an Material in einem Tagungsband von Jaufmann, Mezger und Pfaff. Es werden Methodenprobleme der Forschung beschrieben, Ergebnisse aus empirischen Studien vorgestellt, Kostenschätzungen zum Krankenstand geliefert und es enthält auch mehrere Beiträge zur Situation in Europa. Uns ist an dem Buch klargeworden, daß es kaum aktuelle Daten über Arbeitsbelastungen und Arbeitseinstellungen in Deutschland gibt. Warum eigentlich nicht? Gefallen hat uns, daß die AutorInnen nicht beim akademischen Erbsenzählen stehen geblieben sind, sondern auch engagiert zur Standortdebatte in Deutschland Stellung nehmen.

Jaufmann, D., Mezger, E., Pfaff, M. (Hrsg.): Verfällt die Arbeitsmoral? Zur Entwicklung von Arbeitseinstellungen, Belastungen und Fehlzeiten. rankfurt/New York 1995, Campus-Verlag, 198 S., br., Preis: ? ISBN 3-593-35407-I.

Mobbing

Mit seinem ersten Buch zum Thema Mobbing hat der schwedische Arbeitswissenschaftler Heinz Leymann 1993 eine Welle ins Rollen gebracht, die das Thema inzwischen durch alle Medien gespült hat. Offensichtlich trifft es auf die Erfahrung vieler Arbeitnehmer in Zeiten, in denen die Ellenbogen vielerorts zum Hauptarbeitsmittel geworden sind. Leymann hat jetzt ein zweites Buch dazu herausgegeben. Er selbst geht darin auf die Rezeption des Themas in Deutschland ein. Klaus Niedl, ein österreichischer Forscher, beschäftigt sich mit den wirtschaftlichen Folgen von Mobbing, Wolfgang Däubler beschreibt die Schwierigkeiten, das Phänomen arbeitsrechtlich in den Griff zu bekommen, Michael Becker, ein Arzt, stellt Behandlungsmöglichkeiten für Mobbingbetroffene in einer Klinik vor, Jürgen Ebeling geht auf ambulante Hilfsmöglichkeiten ein und Martin Resch auf die Handlungsmöglichkeiten, die Mobbingbetroffene selbst haben. Wie im ersten Band von Leymann bekommt man auch hier kompakt den Stand der Diskussion vermittelt, der Anhang enthält einige Kontaktadressen und ein umfangreiches Literaturverzeichnis. Wie der erste Band ist auch dieser bei rororo erschienen und kostet mit 14,90 DM einen Bruchteil dessen, was die ausufernde Mobbing-Ratgeber-Literatur kostet.

Leymann, H. (Hrsg.): Der neue Mobbing-Bericht. Erfahrungen und Initiativen, Auswege und Hilfsangebote. 198 S., rororo-aktuell Taschenbuch 13567, Reinbek bei Hamburg, 1995, Rowohlt-Verlag, 14,90 DM.

Daten

Nordrhein-Westfalen hat in einer "Statusanalyse Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz" eine umfangreiche Datensammlung veröffentlicht. Man findet Daten zur Erwerbstätigkeit in NRW, zur Arbeitszeit, zum Arbeitsschutzsystem, zu den krankheitsbedingten Frühverrentungen, zum Unfallgeschehen und den Berufskrankheiten, zu Fragen des sozialen Arbeitsschutzes, Befragungsdaten zu subjektiven Belastungen am Arbeitsplatz, Daten zu Problemen wie Lärm, Staub, Strahlung, Hauterkrankungen und vieles mehr. Lesbar für wissenschaftlich tätige Arbeitsschutzexperten mit Interesse an Regionaldaten.

Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW (Hrsg.): Statusanalyse 94/95 Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. 64 S., br., Düsseldorf 1995.

Bestelladresse:
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Horionplatz 1
40213 Düsseldorf.
Fon: 0211/83703
Fax: 0211/8373683
e-mehl und inter-nett: nicht vorhanden.
Gesundheitsförderndes
Krankenhaus


Das Paradoxon an der Institution Krankenhaus, das qua Bestimmung auf der einen Seite Patienten gesund machen soll und auf der anderen Seite durch die Art und Weise, wie es diese Aufgabe organisiert und realisiert, zugleich Mitarbeiter krank werden läßt, wird seit 1989 mit den Mitteln und Techniken der Gesundheitsförderung angepackt. Seither beteiligen sich in Europa mehr als 200 Krankenhäuser an einer entsprechenden WHO-Initiative und tauschen ihre Erfahrungen regelmäßig in einem Netzwerk aus.

Der eintägige Erfahrungsaustausch bei der BKK wird denn auch eingeleitet von Prof. Pelikan (Wien), der nach einer kurzen Präsentation des WHO-Modellprojets Gesundheitsförderndes Krankenhaus über Entwicklung und Stand des Projektes im Wiener Krankenhaus Rudolfstiftung berichtet, das internationale Netzwerk Gesundheitsfördernder Krankenhäuser vorstellt und schließlich das Europäische Pilotkrankenhausprojekt erläutert, in dem 20 Krankenhäuser verschiedene Formen der Gesundheitsförderung ausprobieren.

In Deutschland gibt es fünf Pilotkrankenhäuser. Wie Gesundheitsförderung auch durch Organisationsentwicklung möglich gemacht werden kann, zeigt der Beitrag über das Total Quality Management am Klinikum Ludwigshafen. Als partizipativer Ansatz werden die Erfahrungen der BKK mit der Betreuung von Gesundheitszirkeln am Beispiel eines Projektes in einer Heilpädagogischen Einrichtung vorgestellt. Die folgende Skizze des Projektes "Qualitätszirkel in der Alten- und Krankenpflege", das an zwei Hamburger Kliniken durchgeführt wurde, macht die Verwirrung komplett: Unterschiede zwischen Gesundheits- und Qualitätszirkeln können auch in der Diskussion nicht geklärt werden. Um Fragen der Evaluation geht es in den abschließenden Beiträgen von Prof.Badura/Bielefeld und Susanne Franke, die über ihre Erfahrungen mit dem Umsetzungscontrolling berichtet.

Der Anhang enthält einen recht umfangreichen Kurzbericht über gesundheitsfördernde Projekte im Ev. Bethesda-Krankenhaus Essen sowie einen Aufsatz über Qualitätszirkel in der Alten- und Krankenpflege von Stefan Görres.

Bundesverband der Betriebskrankenkassen (Hrsg.), Auf dem Weg zum Gesundheitsfördernden Krankenhaus. Dokumentation eines Experten-Workshops am 7.12.1994 in Essen, Essen 1995, br., DIN A4 Format, 90 S.

Bestelladresse
Bundesverband der Betriebskrankenkassen,
Abteilung Gesundheit
Kronprinzenstr. 6
45128 Essen
Fon: 0201/179-1209 und -1289 (nur für persönliche Beratung)
Fax: 0201/1791014
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: http://www.bkk.de
Hände
Eine Videoproduktion


Unser kleiner Sohn Jonas ist inzwischen fast vier Jahre alt. Wir konnten beobachten wie sich seine Hände vom ersten Greifreflex bis zum Bauen mit kleinen Techno-Legosteinen in den letzten Jahren feinmotorisch entwickelt haben. Natürlich haben uns immer wieder gefreut, wenn es ihm irgendwann plötzlich gelang, so alltägliche Handhabungen wie Auf- und Zuknöpfen von Kleidung oder bestimmte Gegenstände halten. Hatten wir doch längst vergessen, wie lange es dauert, bis die Hand voll in ihren Fähigkeiten ausgebildet ist.

Das Video "Hand-Habung" handelt von Händen und verzichtet auf jeglichen Kommentar. Die Bilder werden von der Musik getragen. Eine Babyhand berührt eine Hand eines Erwachsenen. Die Hand eines erwachsenen Menschen stellt sich selbst dar: die Haut, Gelenke, Knöchel, Spannung, Bewegung, Form usw.

Man sieht ihr zu wie: Kartenspiel, Trauring überstreifen, schreiben, Schuhe zumachen, massieren, Klavier spielen, sägen, Auto streicheln, stanzen, schrauben, Feuerzeug anmachen, waschen, Geld zählen, Steckdosen reparieren, Fingerkuppen berühren, Faust ballen, klatschen, mit den Fingern schnippsen, Daumen drehen, mauern, tippen, Hände schütteln, falten, mit dem Zeigefinger zeigen. Alles wird in kurzen Scenen dargestellt.

Dann plötzlich passiert "es": Indirekt wird mit schnellen Schnitten gezeigt wie ein Daumen in eine Kreissäge kommt, wie eine Hand von einer Eisentür zerquescht wird und wie gefährliche Säuren per Hand umgefüllt werden. Das geht buchstäblich unter die Haut, macht betroffen. Diese kurzen Scenen sind ohne Musik.

Zum Schluß führt eine verkrüppelte Hand ohne Daumen einige der eingangs gezeigten Handhabungen vor: Geld zählen, Feuerzeug anmachen, schreiben. Dies wird konfrontiert mit den Eingangsscenen, in denen eine normale Hand die gleichen Tätigkeiten macht. Der Film geht buchstäblich unter die Haut. Er dauert nur knappe sechs Minuten und macht ebenso eindrucksvoll wie unaufdringlich bewußt, was wir an und in unserer Hand haben. Wer nach diesem Versuch einer Beschreibung glaubt, es handle sich nur um eine moderne Variante der alten Abschreckungspädagogik, sollte sich unbedingt den Film anschauen und sich vom Gegenteil überzeugen. .

SV-Film. Regie: Reinhard Lenz und Klaus Talmann. Pantomime: Milan Sladek. Hand-Haben. Ein sensitiver SV-film zum Arbeits- und Gesundheitsschutz. VHS-Cassette. 5,5 Min. Dortmund 1989, Preis: 350,-DM. Dieser Preis gilt nur für den Einsatz der Cassette für die eigenen Zwecke z.B. Einsatz des Films in Bildungsseminaren. Verleihbedingungen oder der Einsatz für andere Zwecke muß mit dem Verleih abgesprochen werden.

Bestelladresse:
Dipl. Ing. R.R.Lenz
Kurler Str. 163
44319 Dortmund
Tel: 0231/28717 oder 28701
Fax: 0231/289466
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Film und Video
in der Arbeitssicherheit
- eine weltweite Übersicht -


1996 fand das Internationale Film- und Videofestival zum dritten Male statt. 1990 wurde es anläßlich des 12. Weltkongresses für Arbeitsschutz in Hamburg ins Leben gerufen. 250 Filme aus 25 Ländern wurden diesmal eingesandt. Wir haben unseren Videofilm über die AEG-Gesundheitsgruppe aus dem Jahre 1994 eingereicht. Natürlich haben wir keinen Preis bekommen und sind auch nicht in die engere Wahl gekommen. Dennoch wurde unsere bescheidene VIDEO-Produktion in den Katalog aufgenommen. Bei einer ersten Durchsicht des Kataloges fällt auf, daß aus Deutschland im wesentlichen Filme der Berufsgenossenschaften eingereicht worden sind. Nur ein Video der Betriebskrankenkassen fällt aus diesem Rahmen.

Dokumentiert werden im Katalog der Titel des Films, Herkunftsland, Produktionsjahr, Dauer des Films, Kaufpreis und/oder Leihgebühr, Landessprache des Films, Abspielsystem (VHS oder PAL z.B.), Kontakt- und Bestelladresse, Produzenteninformation, Zielgruppe und Schlagwörter. Eine Kurzbeschreibung des jeweiligen Films gibt es in vier Sprachen: Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch.

Katalog. Film und Video in der Arbeitssicherheit - eine weltweite Übersicht. Madrid/Spanien und Köln 1996.

Bestelladresse:
Berufsgenossenschaft der Feinmechanik
und Elektrotechnik
Gustav-Heinemann-Ufer 130
50968 Köln
Fon: 0221/3778-0
Fax: 0221/3778-457
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Unternehmenskultur
und betriebliche Gesundheitsförderung


Betriebliche Gesundheitsförderung muß, will sie mittel- und langfristig die Gesundheit der Beschäftigten fördern und über verhaltensorientierte Maßnahmen hinausgehen, im Betrieb selbst verankert sein. Dies zu erreichen setzt voraus, daß auf der obersten Management-Ebene eines Betriebes jemand qua Ansehen und Person für die Gesundheitsfördrung einsteht. Die Förderung des Wohlbefindens der MitarbeiterInnen sollte in die Unternehmensziele integriert und Bestandteil der Unternehmenskultur werden. Dies ist jedoch keine Garantie für mehr Gesundheit im Betrieb. Planungsinstrumente für die betriebliche Umsetzung - anlog zum Beispiel des Umweltschutzes - gibt es derzeit erst in Ansätzen. Neue, ganzheitliche Personalbetreuungskonzepte enthalten bereits Absichtserklärungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Eine erfolgreiche Gesundheitsförderung muß den Firmen künftig jedoch neben verhaltensverändernden Maßnahmen auch Angebote für Personalplanung, Organisations- und Strukturveränderung im Betrieb bieten können. Darüber hinaus müssen die Rahmenbedingungen in den Betrieben ökonomisch stabil und günstig sein, sollen Gesundheitsförderungsmaßnahmen nicht zur Farce verkommen. Schließlich bleibt noch immer zu untersuchen, wie und unter welchen Bedingungen Menschen es schaffen, gesund zu bleiben bzw. nicht krank zu werden. Es sollte also positiv nach den Bedingungen für Gesundheit geforscht werden.

Dies sind einige Ergebnisse des Workshops "Unternehmenskultur und betriebliche Gesundheitsförderung", der im Sommer 1995 an der Freien Universität Berlin stattfand. Zusammengefunden hatten sich Wissenschaftler, Unternehmensvertreter, Personalleiter, Betriebsärzte, Vertreter der Krankenkassen und Dienstleistungsunternehmen der betrieblichen Gesundheitsförderung und interessierte Gewerkschafter. Eingeladen hatten das Referat Weiterbildung und die beiden Kooperationspartner der FU-Berlin: DGB-Landesbezirk Berlin-Brandenburg und die Vereinigung der Unternehmesverbände in Berlin und Brandenburg (UVB). Die Dokumentation des Workshops liegt jetzt vor.

Im ersten Kapitel "Konzepte" prüft der Managementforscher Schreyögg von der FU-Berlin, was eigentlich Unternehmenskulturen sind, wie sie auf innovative Prozesse im Betrieb reagieren und wann sie sich gegen Veränderungen abschotten.

Stein und Westermeyer (für die AOK tätige Gesundheitsförderer) betonen, daß Gesundheitsförderung als integraler Bestandteil der Organisationsentwicklung ein Prozeß ist, in dem die innerbetriebliche Kommunikation einen zentralen Stellenwert erhält. Sie versuchen, die Ziel- und Wertekonflikte zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern in einem neuen Licht zu betrachten. Diejenigen Unternehmen seien in Zukunft erfolgreich, die in der Förderung der Gesundheit ihrer Mitarbeiter eine Bedingung und Voraussetzung für finanziellen und ökonomischen Erfolg sehen.

Im zweiten Kapitel "Kontroversen" weisen die Autoren/innen Vieth, Hauß, Maßholder und Kuhn auf ambivalente Aspekte in der Verbindung von Gesundheitsförderung und Unternehmenskultur hin. Vieth schreib etwas polemisch: Ist schlank gesund? "Schlank" ist hier im Sinne von "lean" gemeint. Er thematisiert die Chancen und Risiken neuer Produktions- und Managementkonzepte. Er erwartet von neuen Konzepten des Qualitätsmanagements eine grössere Offenheit gegenüber Konzepten der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Er sieht Probleme, wenn die Verantwortung für den Erhalt der Gesundheit der Mitarbeiter in den Bereich ihrer Selbstregulation gelegt wird.

Hauß, Geschäftsführer der DGB-Technologieberatungsstelle Berlin, betont die betrieblichen Interessengegensätze und wendet sich gegen Gesundheitsförderung als Bewegung, als menschenmodellierende Groß-Versuche, als symbolische Politik oder gar betriebliche Imagepflege. Auch er plädiert für eine Reorganisation der Personalführung und -entwicklung und der innerbetrieblichen Kommunikation. Maßholder und Kuhn beleuchten die Instrumente der Betrieblichen Gesundheitsförderung wie Krankenstandanalysen, Runder Tisch Gesundheit oder Arbeitskreis Gesundheit und deren Nutzen im Rahmen einer innovationsförderlichen Unternehmenskultur. Sommer macht die Schwierigkeiten aktiver Gesundheitsförderung in Klein- und Handwerksbetrieben deutlich.

Im Kapitel drei "Praxis" zeichnen Fahr (Betriebsarzt) und Mahr (Abteilungsleiter /Personalbetreuung) bei Gillette ihren Weg vom Fehlzeitenmanagement zur betrieblichen Gesundheitsförderung nach. Ihrer Meinung nach liegt die Aufgabe eines Betriebes darin, die Bedingungen so zu gestalten, daß sie der Gesundheit zuträglich sind. Strobel, Betriebsrat bei der BEWAG, beschreibt die Unbeweglichkeit des mittleren Managements im Rahmen von betrieblichen Umstrukturierungsmaßnahmen einschließlich Gesundheitsförderung. Hardt, Bezirksgeschäftsführer der Barmer Ersatzkasse Berlin-Brandenburg, beschreibt die Position seiner Krankenkasse auf diesem Feld. Die Schwierigkeiten bei der Veränderung der Arbeitskultur von Auszubildenden im Bauhandwerk beschreiben Panke und Kuhn. Göbel/Guthke fassen den derzeitigen Stand, Entstehung, Instrumente und Methoden zusammen und skizzieren die Perspektiven in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Einige Beiträge enthalten ausgewählte Literaturhinweise zur Vertiefung des Themas.

Im Anhang sind die Richtlinien der Firma Siemens zum Arbeitsschutz und zur Gesundheitsförderung im Unternehmen abgedruckt. Programm des Workshops und Autorenverzeichnis mit Adressen runden diesen informativen Reader ab.

Rolf Busch (Hrsg.): Unternehmenskultur und betriebliche Gesundheitsförderung. Erweiterte Dokumentation eines Workshops an der Freien Universität Berlin am 30.5.1995. Forschung und Weiterbildung für die betrieblichen Praxis. Band 12. br., 190 S., 18,-DM.

ISBN3-930002-28-0.

Bestelladresse:
Freie Universität Berlin
Referat Weiterbildung
Rüdesheimer Str. 1
14197 Berlin
Tel: 030/8220811
Fax: 030/8222639
e-mehl: pepe5@zedat.fu-berlin.de
e-mehl: robusch@zedat.fu-berlin.de
inter-nett:http://pollux.zedat.fu-berlin.de/~gruener/
oder über: http://www.fu-berlin.de und über den Unterpunkt Fachbereiche und Einrichtungen die FU-Weiterbildungsstelle anklicken.
Auf biegen und brechen
Das Drama der Wirbelsäule.
Wenn der Schmerz kommt, ist es zu spät!


Alle Versuche, im verregelten und genormten Arbeitsschutz neue Wege zu gehen, um das Persönliche zu thematisieren, sind zunächst einmal positiv zu bewerten. BILAG probiert es mit Alltagsgeschichten in den beiden Lesebüchern und im Rahmen der Beratungsarbeit, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg in seinen Bildungsveranstaltungen mit jungen Metallfacharbeitern und Malerlehrlingen und Claus Iffländer und Reinhard R. Lenz mit einem Theaterstück.

Reinhard Richard Lenz war Betriebsschlosser, Dipl. Ing. im Maschinenbau, hat seinen Lehrer gemacht und ist jetzt freischaffender Medienmann. Claus Iffländer ist Schauspieler. Beide haben eine stattliche Figur und sind symphatische Kollegen. Gemeinsam haben sie bereits eine ganze Reihe von Filmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz produziert, die wir noch nicht kennen. "Auf biegen und brechen" ist die dritte gemeinsame Theatereigeninzenierung. Die beiden vorherigen hießen: "Zeit-Geist-Verknappung" - ein ganzheitlicher Ansatz zum Thema "Wohlbefinden bei der Arbeit" und "August und Victoria" - eine Clownerie zur Einführung von Arbeitsschutzzirkeln vor Mitarbeitern, Familien und Kindern.

Das Theaterstück "Auf biegen und brechen" zeigt den Lebensrückblick eines Menschen mit schwerem Schaden an der Wirbelsäule. Die Aufführung beginnt und endet mit der Gefangenschaft im Rollstuhl. In mehreren kleinen Scenen werden Arbeits- und Lebenssituationen des Rollstuhlfahrers nachgespielt: auf Krücken, mit dem Krückstock, der sportliche Arbeiter, der flotte Kerl und der Kampf mit dem Zementsack auf der Schulter bis in den fünften Stock.

Das Stück fordert dazu auf, die ersten Zeichen des Körpers ernst zu nehmen und nicht auf Teufel komm raus allen Schmerz zu ertragen. Es macht auch deutlich, daß die Arbeitskultur auf dem Bau verändert werden muß. Das Stück will die Zeigefingerpädagogik explizit vermeiden. Jeder soll und muß sich entscheiden, inwieweit er selbstbestimmt oder fremdbestimmt ist und, ob er es bleiben will. Wer nicht entscheidet, beläßt alles wie es ist, und ...muß die Folgen er-tragen. Und da ist sie dann doch wieder, durch die Hintertür gewissermaßen, die Pädagogik des Struwelpeter...

Abgesehen von der Eingangsscene im Rollstuhl, die zu lang und zu depressiv ist, hat das Stück aber ganz witzige Szenen und ist sicherlich geeignet, das Kreuz mit dem Kreuz zu thematisieren.

Die beiden Theatermacher brauchen eine sechs mal fünf Meter große Bühne vor Sitzplätzen. Die Requisiten werden von den beiden Kollegen gestellt. Licht- und Tontechnik sind vom Spielort abhängig und müssen im Einzelfall geprüft und entschieden werden.

Kosten: Die Wunschkosten betragen: 3.415,00DM plus Nebenkosten für eine einmalige Aufführung. Das Minimum beträgt 2.300,00DM(zzgl 7% MwSt., Spesen, Fahrtkosten und Übernachtungsgeld). Folgeaufführungen am gleichen Tag oder Folgetag kosten 1.200,00DM bis 1.700,00DM.

Auf biegen und brechen. Das Drama der Wirbelsäule. Wenn der Schmerz kommt, ist es zu spät! Eine Theateraufführung zum Arbeits- und Gesundheitsschutz. Darsteller: Claus Iffländer, Inszenierung: Reinhard R. Lenz. Spielzeit: 25 Minuten.

Buchungs-, Beratungs- und Produktionsadresse:
Dipl. Ing. R.R.Lenz
Kurler Str. 163
44319 Dortmund
Tel: 0231/28717 oder 28701
Fax: 0231/289466
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden


Forschung

Die Forschungsgruppe Gesundheitsrisiken und Präventionspolitik im Berliner Wissenschaftszentrum hat einige "papers" im Rahmen des Berliner Forschungsverbundes Public Health produziert. Hierbei geht es um die Aufarbeitung historischer und konzeptioneller Hintergründe für die Kompetenzerweiterung der Krankenkassen in Richtung auf betriebliche Gesundheitsförderung. Dabei werden die Anforderungen an gesundheitsbezogene Eingriffe untersucht und die Möglichkeiten der Krankenkassen als sehr gering eingeschätzt (siehe Bericht von Rolf Rosenbrock).

Thomas Elkeles untersucht den Zusammenhang von Skeletterkrankungen und betriebsbedingter Verursachung. Dazu trägt er alles zusammen, was die Wissenschaft augenblicklich zu bieten hat. Er schlägt schließlich verschiedene Handlungsfelder vor:

- Ergonomische Maßnahmen

- Verbesserung der betrieblichen Sozialbeziehungen

- Verhaltensmaßnahmen wie z.B. Rückenschulen

- Überprüfung von Arbeitsplätzen und -strukturen bei Klagen über Rückenschmerzen.

Gerd Marstedt untersucht die Frage: Wie verändern sich Belastungen und Gesundheitsrisiken im Arbeitsprozeß im Gefolge neuartiger betrieblicher Rationalisierungsstrategien? Er stellt bei der Durchsicht der Literatur eine Zunahme von Handlungsspielräumen in der Arbeit fest und zugleich aber auch eine Leistungsverdichtung in der Arbeit. Autonomiegewinn und Belastungsverschärfung stehen für ihn in einer engen Beziehung zueinander. Für die Gesundheitsförderung auf betrieblicher Ebene sieht er für die Zukunft einige Chancen, da Gruppenarbeit und Gesundheitszirkel, Unternehmenskultur und Gesundheitsförderung irgendwie auch günstig aufeinander wirken können.

Uwe Lenhardt hat hat Interventionsstudien bezüglich Rückenschmerzen und Chronifizierung untersucht. Sein Ergebnis: Ergonomische Maßnahmen alleine reichen bei Rückenproblemen nicht aus. Die Sozialbeziehungen im Betrieb und die Qualität der Organisation der Arbeit müssen bei der Suche nach Ursachen ebenfalls einbezogen werden. Rückenschulen alleine können seiner Meinung nach keine Abhilfe schaffen.

Uwe Lenhardt, Rolf Rosenbrock und Thomas Elkeles haben vier Betriebe untersucht: ein Allgemeinkrankenhaus, einen Betrieb der chemischen Industrie, einen Automobilzulieferer und ein Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs. Gefragt wurde nach den Bedingungen für erfolgreiche Gesundheitsförderungsansätze.

Rolf Rosenbrock: Prävention und Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt - Der mögliche Beitrag der Krankenkassen zum Paradigmenwechsel betrieblicher Gesundheitspolitik. papers. p93-205. Berlin 1993. br., 24 S.

Thomas Elkeles: Arbeitswelt und Risiken für Rückenschmerzen - Potentiale für arbeitsweltbezogene Prävention und Gesundheitsförderung. papers. p94-205. Berlin 1994. br., 119 S.

Gerd Marstedt: Rationalisierung und Gesundheit. papers. p94-204. Berlin 1994. br., 74 S.

Uwe Lenhardt: Betriebliche Strategien zur Reduktion von Rückenschmerzen - Aspekte des Interventionswissens und der Interventionspraxis. papers p94-206. Berlin 1994. br., 184 S.

Uwe Lenhardt, Rolf Rosenbrock und Thomas Elkeles: Bedingungs- und Akteurkonstellationen für Gesundheitsförderung im Betrieb. - Ergebnisse aus vier Fallstudien. Papers P96-201, Berlin 1996. br., 248 S.

Bestelladresse:
WZB für Sozialforschung
Reichpietschufer 50
10785 Berlin
Fon: 030/25491-577
Fax: 030/25491-684
e-mehl und inter-nett:


Die Berichte können nur auf dem traditionellen Postwege bestellt werden. Beigelegt werden muß eine Briefmarke im Werte von einer DM und ein Adressaufkleber - lowtech. WZB-intern ist alles mit allem auf hohem Niveau vernetzt- high-tech. Für Außenstehende ist diese Diskrepanz zwischen Produktion und Bestellung nicht nachvollziehbar.

Zentrum
für Arbeit und Gesundheit


Im Rahmen der Förderung von Modellvorhaben zur Bekämpfung arbeitsbedingter Erkrankungen des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung baut das Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD e.V.) für die Region Stuttgart ein "Zentrum für Arbeit und Gesundheit" (ZAG) auf. Ziel des Projektes ist es, den Zusammenhang zwischen chronischen Erkrankungen und möglichen arbeitsbedingten Belastungen zu untersuchen. Es sollen arbeitsplatzbedingte Schädigungsfaktoren aufgedeckt und zielgerichtet behoben werden.

Das Zentrum will das Know-how für die Beurteilung gesundheitsschädigender und gesundheitsfördernder Faktoren am Arbeitsplatz betriebsinternen Funktionsträgern und externen Personen zugänglich machen. Niedergelassene Ärzte sollen in Fortbildungsveranstaltungen besser über die Arbeitsbedingungen ihrer Patienten informiert werden, um mehr diagnostische Sicherheit zu erlangen. Auch Betriebsräte, Jugendvertretungen, Sicherheitsfachkräfte, Mitarbeiter des Personalmanagements sollen die Möglichkeit zu einer speziellen Schulung erhalten.

Projekte sind:

- Aufbau eines Zentrums mit Informations- und Beratungsbörse in allen Fragen der Arbeits- und Arbeitsplatzgestaltung,

- Musterdauerausstellung "Das dynamische Büro" (25 Hersteller der Möbel- und Beleuchtungsbranche haben unentgeltlich ihre Produkte zur Verfügung gestellt),

- betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Ravensburger AG

- Erstellung eines Arbeitsplatzkatasters bei der Firma Porsche AG

- Entwicklung und Erprobung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements in Klein- und Mittelbetrieben,

- Gesundheitsförderung für Auszubildende.

Kontaktadresse:
ZAG
Hauptstätterstr. 112
70178 Stuttgart
Fon: 0711/646690
Fax: 0711/6074260
e-mehl: in Vorbereitung
inter-nett: in Vorbereitung
adb
Arbeitsmedizinisches Diagnostik- und Beratungszentrum für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am Zentrum für Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit (A+A) GmbH


Das Modellvorhaben des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung zur Verhinderung und Bekämpfung arbeitsbedingter Erkrankungen will Kataloge arbeitsbedingter Erkrankungen in verschiedenen Tätigkeitsbereichen und Gewerbezweigen erstellen.

Das Projekt will ferner eine Informationsagentur über arbeitsbedingte Erkrankungen aufbauen. Bisher geschieht dies in Form eines Informationstelefons. Forschungsschwerpunkte sind die psychosoziale Streßforschung, betriebliche Gesundheitsförderung und Fehlzeitenanalyse. Eine Kooperation besteht mit der "Forschungsgruppe Streß" an der Universität Heidelberg.

Kontaktadresse:
adb
Ziegelstr. 25
09661 Hainichen
Fon: 037207/46261
Fax: 037207/46264
e-mehl: Anschluß vorhanden!
inter-nett: nur zu internen Recherchezwecken!


Kooperation Universität Bremen und Bundesverband der Innungskrankenkassen im Bereich Gesundheitsförderung

In einem Modellversuch am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen wird das berufsbegleitende Weiterbildungsstudium Gesundheitsförderung/Gesundheitswissenschaften für 25 hauptamtlich Beschäftigte von Innungskrankenkassen und ihren Verbänden entwickelt und erprobt. Lehrkräfte sind Lehrende der Universität Bremen sowie PraktikerInnen der gesetzlichen Krankenversicherung. Das Seminarangebot umfaßt 560 Stunden Weiterbildung in einem Zeitraum von drei Jahren, geordnet nach:

- Orientierungsphase

- Grundstudienphase

- Hauptstudienphase

- Vertiefungsstudienphase

- Abschlußkolloquium

Der Modellversuch läuft im Herbst 1996 aus und wird kein Regelangebot.

Kontaktadressen:
IKK-Bundesverband
Abtl. Bildung und Beratung
Dipl.Päd. Bernhard Klein
Kölner Str. 1-5
51429 Bergisch Gladbach
Fon: 02204/44-144
Fax: 02204/44-185
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
oder:
Prof. Müller
Weiterbildungsstudium Gesundheitsförderung
Universität Bremen
Zentrum für Sozialpolitik
Parkallee 39 (Barkhof)
28209 Bremen
Fon: 0421/218-4403, -4359, -4369
Fax: 0421/218-4052
e-mehl: nicht mehr vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Studiengänge
Pflege&Gesundheit an der
Fachhochschule Hamburg


Die Fachbereiche Sozialpädagogik und Ernährung/Hauswirtschaft haben zwei neue Studiengänge entworfen: Pflege und Gesundheit. Bezüglich des Studienganges Gesundheit sind die Anbieter der Meinung, daß Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitsförderung und Prävention Zukunftsthemen sein werden. Berufsfelder sehen sie in Bereichen wie: Arbeits-, Umwelt-, Verbraucher- und Patientenschutz. Möglicherweise können die AbsolventInnen auch in den Sozialberatungsstellen größerer Unternehmen, bei den Krankenkassen oder auf kommunaler Ebene eine bezahlte Betätigung finden. Management-, Leitungs- und kommunikative Kompetenzen sollen verstärkt vermittelt werden.

Gliederung des Studiums:

- drei Semester Grundstudium (1 ½ Jahre)

- fünf Semester Hauptstudium (2 ½ Jahre)

(einschließlich eines sechsmonatigen Praxissemesters)

- Abschluß: Diplom-Gesundheitsfachwirt (FH).

Zulassungsvoraussetzung:

Hochschulreife, Fachhochschulreife, fachgebundene Hochschulreife; älter als 24 Jahre, zweijährige Berufstätigkeit in Hamburg, abgeschlossene Berufsausbildung oder vierjährige berufliche Tätigkeit sowie die Absolvierung eines Grundpraktikums von sechsmonatiger Dauer bis zum Ende des Grundstudiums.

Kontaktadresse:
Fachhochschule Hamburg
Studentensekretariat und Prüfungsamt
Winterhuder Weg 29
22085 Hamburg
Fon: 040/2988-3640, -41
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Studiengang "Gesundheitsförderung/
Gesundheitsmanagement"


Seit 1993 existiert am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der Fachhochschule Magdeburg die Studienrichtung "Gesundheitsförderung/Gesundheitsmanagement". Es handelt sich hierbei um einen Modellversuch der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung.

Das Studium gliedert sich in:

- ein Grundstudium

- ein Hauptstudium

- Diplomarbeit

Im Grundstudium muß ein Organisationspraktikum nach dem 1. oder 2. Semester absolviert werden. Im Hauptstudium muß nach dem 4. Semester ein sog. Anwendungspraktikum von sieben Wochen und zwei Praxissemester im 6. oder 7. und im 8. Semester absolviert werden.

Zulassungsvoraussetzungen:

Fachhochschulreife oder Hochschulreife und ein Vorpraktikum

Berufsfelder für AbsolventInnen:

Kommunale Gesundheitsförderung, Krankenkassen und Berufsgenossenschaften, Rehabilitation, betriebliche Gesundheitsförderung, Vereine und Bildungsträger.

Kontaktadresse:
Fachhochschule Magdeburg
Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen
Modellversuch Gesundheitsförderung/
Gesundheitsmanagement
Maxim-Gorki-Str. 31-37
39108 Magdeburg
Fon und Fax: 0391/6716-299
e-mehl: Ines.Cieslok@Sozialwesen.FH-Magdeburg.DE
Weiterbildungsstudium
Arbeitswissenschaft


In Hannover gibt es an der Universität einen Bereich Weiterstudium Arbeitswissenschaften. Der Studiengang ist für Berufstätige. Die Kurse finden an Wochenenden und abends statt. Zum Teil geschieht dies auch in Blockveranstaltungen. Die Teilnehmerzahl im Kurs ist auf 20 begrenzt. Teilnahmevoraussetzung ist eine mindestens zweijährige Berufserfahrung. Eine Hochschulreife ist keine Zulassungsvoraussetzung. Es müssen 540 Stunden absolviert werden. Ein Schwerpunkt im Studium ist der Bereich Arbeit und Gesundheit: Es werden Themen wie z.B: arbeitsbedingte Gesundheitsrisiken, betriebliche Gesundheitsförderung, Stress und Belastungsbewältigung, Integration von Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitsschutz behandelt.

Kontaktadresse:
Weiterbildungstudium Arbeitswissenschaft
Universität Hannover
30159 Hannover
Fon: 0511/7624846
Fax: 0511/7623966
e-mehl: philipp@mbox.wa.uni-hannover.de
inter-nett: http://www.wa.uni-hannover.de/
Weiterbildungsstudiengang
Angewandte
Gesundheitswissenschaften


Angewandte Gesundheitswissenschaften fassen folgende Teilgebiete zusammen:

- Gesundheitsaufklärung

- Gesundheitserziehung

- Gesundheitsbildung

- Gesundheitsberatung

- Gesundheitsförderung.

Der Weiterbildungsstudiengang soll für Analyse von Gesundheitsproblemen im Kontext von Lebensweisen und Lebensbedingungen und für die Planung und Anwendung und Beurteilung unterschiedlicher Interventionsmaßnahmen qualifizieren.

Zielgruppen

InteressentInnen mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium: Pädagogen, Sozialarbeiter, Psychologen, Ärzte usw.) und KollegInnen mit Berufserfahrungen (Krankenpflegepersonal, KrankenkassenmitarbeiterInnen, Beamte aus Behörden usw.).

Studiendauer

Die Regelstudienzeit dauert zwei Semester und das Studium ist berufsbegeitend. Die Seminare finden jeweils freitags und an zwei Wochenenden im Semester statt.

Abschluß

Es müssen vier Leistungsnachweise aus bestimmten Lernbereichen/Vertiefungsrichtungen vorgelegt werden. Nach bestandener Abschlußprüfung wird ein Zertifikat ausgestellt.

Lernbereiche

Bereich I:

Theoretische Grundlagen der Gesundheitswissenschaften

Bereich II:

Methodische Grundlagen, Strategien und Techniken der Gesundheitswissenschaften

Vertiefungsbereich

Bereich I:

Verhaltensbezogene Gesundheitsprobleme (Alkohol, Drogen, Rauche, AIDS, Ernährung, Stress)

Bereich II:

Lebensalterbezogene Gesundheitsprobleme (Kinder und Jugendliche, Erwachsene, alte Menschen)

Bereich III:

Lebenssituationsbezogene Gesundheitsprobleme und Interventionen (Gemeinde, Arbeitsplatz, Soziale Benachteiligung).

Es stehen pro Jahr 24 Studienplätze zur Verfügung. Anmeldeschluß ist der 1. Februar eines Jahres. Das Studium beginnt jeweils im Sommer und kostet 500,-DM.

Kontaktadresse:
Zentrum
für angewandte Gesundheitswissenschaften
Universität Lüneburg
z.Hd. Frau Amir
Scharnhorststr. 1
21335 Lüneburg
Fon: 04131/781501
Fax: 04131/781506
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Zehn Video-Clips
Bewegung am Arbeitsplatz


Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen hat zehn Video-Clips zum Thema "Bewegung" auf einer Video-Cassette herausgegeben. Ein kleiner, dicker, glatzköpfiger Anti-Bewegungstyp versucht mal mehr, mal weniger gutwillig und einsichtig, den inneren Schweinehund zu überwinden und sich auf Trab zu bringen. Er verkörpert in allen zehn Beiträgen den bequemen, selbstsicheren Geniessertyp, der viele gute Gründe für sein bewegungsarmes Verhalten hat. Mal ist er Koch, Polizist, Transportarbeiter oder Büroangestellter. Er arbeit und lebt nach dem Motto: "Wer sich nicht bewegt, kann sich nicht falsch bewegen!". Uns war er sofort sympathisch.

Themen der einzelnen Video-Clips sind: Stehen, Sitzen, Bewegung, Heben, der Rücken, Bewegung in der Freizeit und BKK-Angebote zur Bewegung. Die Clips sind witzig gemacht. Es macht Spaß, sie anzusehen.

Bundesverband der Betriebskrankenkassen (Hg.): Zehnteilige Serie "Bewegung am Arbeitsplatz. VHS-Cassette. Laufzeit: ca. 45 Min. Essen 1993. Preis: 15,-DM (incl. Porto und Verpackung).

BKK Bundesverband
Abtl. Öffentlichkeitsarbeit
Kronprinzenstr. 6
45128 Essen
Bestell-Fax: 0201/179-1010
e-mehl: in Vorbereitung
inter-nett: http://www.bkk.de
BKK-Preis
für Gesundheitsförderung
im Betrieb
- eine Videodokumentation


Der BKK-Bundesverband hat 1993 einen BKK-Preis für Gesundheitsförderung im Betrieb ausgeschrieben. Teilnehmen konnten Betriebe und Unternehmen, die eine Betriebskrankenkasse und ihren Sitz in der Bundesrepublik Deutschland haben und mindestens 500 ArbeitnehmerInnen beschäftigen. Das Video stellt drei Preisträger der Wettbewerbsrunde 1993 vor: VW, Mannesmann Röhrenwerke und die Pinneberger Verkehrsgesellschaft. Die einzelnen Beiträge sind hochglanzmäßig und wenig problemorientiert aufbereitet. Wir waren ein bißchen enttäuscht über so viel werbeträchtige Glätte.

BKK-Bundesvorstand (Hrsg.): Gesundheitsförderung im Betrieb - ein Wettbewerb des BKK BV. Essen 1995. VHS-Cassette. Laufzeit: 15:50 Min. Stückpreis im Inland: 38,50 DM und im EG-Ausland 62,-DM. Zehn Videocassetten kosten 257,50DM (alle Preise incl. Porto und Verpackung).

Kontaktadresse:
BKK Bundesverband
WHO Gesundheitszentrum
Kronprinzenstr. 6
45128 Essen
Fon: 0201/179-1207 bis -1209 (nur für Informationsfragen und nicht für Bestellungen!)
Bestell-Fax: 0201/179-1014
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: http://www.bkk.de
Bestelladresse:
Amasco-Geißelmann
Marketing Services und Kommunikation
Broicher Waldweg 134
45478 Mülheim an der Ruhr
Fon, Fax, e-mehl und inter-nett sind nicht wichtig, da erst das Geld überwiesen werden muß und dann die Ware kommt.
Arbeit, Gesundheit und so ...
Ein Film für jugendliche Berufsanfänger


Gezeigt werden junge Menschen im Alter zwischen 18 und 22 Jahre, die noch ihre Lehre absolvieren. Sie machen sich zu Fuß, per Bahn, per Motorad oder per Auto auf den Weg in ein Hamburger Fernsehstudio, um an einer Talkshow über Arbeit und Gesundheit teilzunehmen. Gezeigt wird die Inbetriebnahme des Studios durch die Studiotechniker und die Ankunft der verschiedenen Jugendlichen. Die Jugendlichen stellen sich vor, während ein Ausschnitt aus ihrem Arbeitsalltag eingeblendet wird. Alle Arbeitsplätze sind vorbildlich, Sicherheitsstandards werden eingehalten, die Jugendlichen sind im Prinzip fit für die Arbeitswelt und verhalten sich absolut vorbildlich, was den Arbeitsschutz betrifft - also völlig anders, als im Arbeitsalltag üblich. Die Szenen wirken gestellt und dadurch steif. Die Lüneburger Berufsschüler geben die richtigen Stichworte für die Filmeinblendungen über ihre Arbeitsplätze. Bei so viel Glätte und Perfektion kommt Langeweile auf. Über Probleme, die gerade durch die Einhaltung von Arbeitschutznormen am Arbeitsplatz entstehen können, wird in diesem Film nicht gesprochen, so als gäbe es sie gar nicht. Es wird kein realistisches Bild gezeichnet und der Film ist wenig motivierend. Schade!

Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (Hrsg.): Arbeit, Gesundheit und so ... Ein Film für jugendliche Berufsanfänger. VHS-Cassettee. Laufzeit: 24 Min. Film-Nr. 909071. Preis: 57,50DM (incl. Porto und Verpackung).

HVBG
Öffentlichkeitsarbeit
53754 Sankt Augustin
Fon: 02241/231-149
Fax: 02241/231-391
e-mehl: 100560,122@compuserve.com
inter-nett: in Vorbereitung


Salutogenese

Dieser Begriff macht nun auch in der Gesundheitsförderungsdiskussion die Runde. Salutogenese kann man übersetzen in: Wie schaffen es Menschen, gesund zu bleiben? Warum werden Menschen unter vergleichbaren Lebensbedingungen krank, während andere gesund bleiben? Was wirkt gesundheitsförderlich und immunisierend? Richard Albrecht hat Veröffentlichungen von Sozialmedizinern und Gesundheitswissenschaftlern geprüft, dargestellt, kritisiert und Antwortbausteine herausdestilliert.

Im folgendenden eine kleine Auswahl:

Gesundheitsförderlich und immunisierend kann sein:

a) Verständlichkeit, Verläßlichkeit, Faßlichkeit, Ur-Vertrauen in die Sinnhaftigkeit von Situationen;

b) Bewältigbarkeit oder Lösbarkeit von Situationen und/oder Problemen - bis hin zur Erkenntnis, auch mit ungelösten Problemem leben zu müssen und diese auszuhalten;

c) Sinnhaftigkeit als motivationales Moment handelnder Subjekte, also wohl auch, daß es eine sinnvolle (Sozial-)Ordnung gibt, daß alles Sinn macht;

d) das definitive Wissen um unsere Grenzen.

Der Aufsatz bietet einen Überblick über die verschiedenen Diskussionsansätze in der Bundesrepublik Deutschland.

Quelle: Dr. habil. Richard Albrecht: Von theoretischer Salutogenetik zu empirischen Gesundheitswissenschaften: Bericht über Herausbildung und Entwicklung eines handlungsbezogenen Paradigmas. In: Zentralblatt für Sozialversicherung, Sozialhilfe und Versorgung (ZfS), 49 Jg., (1995), Heft 11, S. 3-13.

Kontaktadresse:
Dr. habil. Richard Albrecht
Wiesenhaus
53902 Bad Münstereifel
Fon: 02253/6215
"Aus den Anilindämpfen
schleicht der Krebs ..."


Der Harnblasenkrebs ist einer der gefürchtesten Berufskrankheiten in der Chemieindustrie. Verursacher sind Anilin und andere aromatische Amine. Wolfgang Hien beschreibt in einer Broschüre des Vereins zur Förderung der Geschichtsarbeit im Saar-Lor-Lux-Raum die Sozialgeschichte des Chemiearbeiterkrebses. Er hat zu diesem Zwecke die medizinische, gewerkschaftliche und berufsgenossenschaftliche Literatur ausgewertet und festgestellt, daß der Zusammenhang zwischen Arbeitsstoff und Krankheit in den vergangenen Jahrzehnten von den chemischen Fabrikärzten immer wieder "dethematisiert" worden ist. Geforscht wurde immer wieder nach einer "angeborenen Krankheitsbereitschaft" (Dispositon) innerhalb der Chemiearbeiterschaft.

Mit Hilfe von medizinischen Tests und Genuntersuchungen wollen noch immer Betriebsmediziner herausfinden, wer am besten die schweren und gefährlichen Arbeitsbedingungen in der Chemie ertragen kann. Aber auch die Chemiearbeiterschaft selbst ist beteiligt an der Aufdeckung wie auch Umdeutung des Zusammenhangs von gefährlichen Arbeitsstoffen und Harnblasenkrebs. Wolfgang Hien hat die spannende und widersprüchliche Sozialgeschichte einer Berufskrankheit beschrieben.

Wolfgang Hiern: "Aus den Anilindämpfen aber schleicht der Krebs ...". Fragen an die Geschichte der Berufskrankheiten. Beiträge zur Regionalgeschichte. Heft 19. St. Ingbert 1993. 70 S. ISBN 3-928419-25-0.

Preis: 5,-DM plus 1,50DM für Porto.

Bestelladresse:
Verein zur Förderung der Geschichtsarbeit im Saar-Lor-Lux-Raum e.V.
Josefstalerstr. 8
66386 St. Ingbert
Fon + Fax: 06894/383295
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Asbest
Ein Ratgeber für Betriebs- und Personalräte


In den vergangenen Jahren sind eine Reihe von Ratgebern zum Thema Asbest erschienen. In unserem Spezialarchiv haben wir für die Jahre 1990 bis 1995 17 verschiedene Ratgeber, Alltagsgeschichten von Betroffenen oder Skandaldókumentationen gefunden. Die Thüringer TÜV-Asbestberatungsstelle hat zusammen mit ARBUS aus Berlin das Thema noch einmal für Personal- und Betriebsräte bearbeitet und mit Mitteln des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung im Rahmen von Modellmaßnahmen zu Arbeits- und Gesundheitsschutz in den neuen Bundesländern (Vorhaben NBL 70) und im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz herausgegeben. Sie enthält Informationen über: Asbest, arbeitsmedizinische Grundinformationen, Verwendungsbereiche, Grundlagen des Arbeitsschutzsystems der Bundesrepublik Deutschland, gefahrstoffrechlichte Grundlagen (Gesetze, Verordnungen, Verwaltungsvorschriften, Richtlinien und die Neufassung der TRGS 519 - Technische Regeln Gefahrstoffe: Asbest - Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten).

TÜV Thüringen und ARBUS (Hrsg.): Gefahrstoff Asbest. Ein Ratgeber für Betriebs- und Personalräte. Rudisleben und Berlin 1995, 120 Seiten.

Bestelladressen:
TÜV Thüringen
Beratungsstelle Asbestsanierung
Arnstädter Str. 22
99334 Rudisleben
oder:
DGB Technologiebeatung e.V. ARBUS
Kleiststr. 19-21
10787 Berlin
Fon: 030/2176146, -47
Fax: 030/2119513
e-mehl: in Vorbereitung
inter-nett: in Vorbereitung
Kooperation zwischen
K V Berlin und B.A.U.CH.
bei Schadstoffmessungen


Die Berliner KV und B.A.U.CH haben im Sommer 1995 einen Vertrag über die Zusammenarbeit beim Betrieb eines ambulanten Umweltlabors unterzeichnet. Zwei Jahre soll die Zusammenarbeit zunächst einmal erprobt werden. Die KollegInnen von B.A.U.CH sollen die Vertragsärzte der KV bei Verdacht auf umweltmedizinische Ursachen von Erkrankungen beraten und unterstützen sowie die Patienten beraten. Dies schließt Wohnbegehungen ebenso ein wie Schadstoffmessungen. Wenn die Patienten damit einverstanden sind, werden die Meßergebnisse dem Arzt zur Verfügung gestellt. Die Kosten für die Beratung und Untersuchung durch B.A.U.CH. müssen die Patienten allerdingsselbst bezahlen.

Die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) und die Techniker Krankenkasse (TK) haben im Herbst 1995 mitgeteilt, daß sie die Kosten für Schadstoffmessungen in Innenräumen bei Vorliegen einer ärztlichen Empfehlung größtenteils übernehmen wollen. Wir können nur hoffen, daß die übrigen Kassen nachziehen, und sei es nur aus Konkurrenzgründen. Ein Antrag auf Kostenübernahme lohnt sich sowieso immer.

B.A.U.CH entwickelt zusammen mit der KV, der Berliner Ärztekammer und verschiedenen Umweltämtern in Berlin und Brandenburg Qualitätskriterien und einen Frageborgen zur Wohnungsbegehung im Rahmen von Innenraumbegutachtungen.

Kontaktadresse:
B.A.U.CH
Wilsnackerstr. 15
10559 Berlin
Fon: 030/3944908
Fax: 030/3947379
e-mehl: 100143.2104@compuserve.com
inter-nett: nicht vorhanden


Grüne Umweltfibel

Wolfgang Baur, niedergelassener Arzt, hat für KollegInnen eine grüne Umweltfibel geschrieben. Er plädiert dafür, in der allgemeinmedizinichen Praxis bei bestimmten Symptomen die Umwelt in die Diagnose und Behandlung einzubeziehen. Beispielsweise bei: rezidivierenden asthmoiden Symptomen bei Kleinkindern ohne allergische Disposition, beim Pseudokrupp oder bei vielfältigen Allergien sowie bei Neurodermitis. Er empfiehlt seinen KollegInnen, immer dann an umweltbedingte Krankheiten zu denken, wenn unklare Gesundheitsstörungen vorliegen, die schulmedizinisch nicht eindeutig einzuordnen sind. Die wichtigste Aufgabe für niedergelassene Ärzte beim Erkennen von Umwelterkrankungen besteht darin, eine ausführliche Anamnese über das Lebensumfeld des Patienten zu machen. Fragen nach dem Wohnumfeld und der Wohnung zu stellen.

Entstanden aus seiner eigenen Praxis und für KollegInnen systematisiert hat er einen sog. Assoziationskatalog zusammengestellt, wann man auch an die Umwelt als Auslöser von Erkrankungen denken muß. Er gruppiert dies nach:

- Allgemeinen und seelischen Befindlichkeitsstörungen

- Vegetativen Störungen

- Anliegen betreffend den Kopf, Hals, Bauchraum, Brustraum, blutbildendes System, Harnorgane, Bewegungsapparat, zentrales Nervensystem, peripheres Nervensystem, Sexualität.

Unter der Rubrik "allgemeine Befindlichkeitsstörungen" führt er folgende auf:

- Appetitlosigkeit

- Erkältung

- Juckreiz

- Müdigkeit

- Schmerzen

- Schreien beim Kind

- Schwindelgefühl

- Übelkeit.

Zu all diesen Befindlichkeitsstörungen versucht er einen umweltbedingten Bezug herzustellen.

Sympatisch fanden wir seinen Schlußsatz: "Wir müssen heute - auch als Experten - öfter zugeben, daß unser Unwissen größer ist als unser Wissen!". Eine Handlungsanleitung für Ärzte.

Wolfgang Baur: Grüne Umweltfibel. Vienburg-Immenrode 1995 (2. Auflage). br., 24 S., DIN A5-Format. Preis: 10,-DM.

Bestelladresse:
Dr. Wolfgang Baur
Lohnbachstr. 5
38690 Vienburg-Immenrode
Fon: 05324/6107
Fax: 05324/6025
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden


Vergiftet und alleingelassen!

Die Zahl der Menschen, die an chemischen Stoffen erkranken, nimmt zu. Dies gilt nicht nur für die Arbeitswelt, sondern auch für den Wohn- und Umweltbereich. MCS steht für "Multiple Chemical Sensibilitiy" und bedeutet, daß Menschen immer häufiger - bedingt durch chemische Stoffe - schwere allergische Anfälle bekommen, wobei die Auslöseschwelle bei diesen Menschen immer geringer wird. Dies äußert sich zumeist in diffusen Gesundheitsstörungen, die mehre Organsysteme betreffen und kein genaues Krankheitsbild haben.

Auch in der Bundesrepublik Deutschland gibt es viele Fälle. Antje Bultmann, freiberufliche Journalistin, hat einige Fälle aus der Arbeitswelt, der Wohnumwelt, Umwelt, Psychiatrie, zusammengetragen und in einem kleinen Taschenbuch veröffentlicht. Es enthält Leidensgeschichten eines Arbeiters, der 20 Jahre mit dem chemischen Stoff Frigen zusammengekommen ist und halbseitig gelähmt ist. Geschichten von Menschen, die durch Holzschutzmittel geschädigt worden sind. Ein durch Psychopharmaka geschädigter berühmter schweizer Regisseur wird ebenso vorgestellt wie ein Amalgamgeschädigter. Die Geschichte der Leukämiefälle in der Elbmarsch, darunter auch Kinder, wird ebenfalls dokumentiert.

Peter Binz, engagierter Neurologe aus Trier, dokumentiert die Geschichte einer Familie, die in der Gummiindustrie gearbeitet hat und deren Kinder im Alter von drei Jahren und zehn Monaten an Leukämie gestorben sind. Er kritisiert am Fallbeispiel das Medizin- und Begutachterwesen und bestärkt die Betroffenen, sich an die Öffentlichkeit zu wenden.

Volker Zapke gibt viele praktische Tips und Hinweise für Betroffene zu folgenden Stoffen: Formaldehyd, Holzschutzmittel, Lösemittel, Acrylharzfarben und -lacke, Innenraumgifte und Tips für Sanierungsmaßnahmen. Dieser Beitrag wird ergänzt durch einen Überblick von Klaus-Peter Böge über Schadstoffe im Wohnumfeld. Der Anhang enthält viele Adressen von Selbsthilfegruppen, Analyseeinrichtungen, Umweltambulanzen und Krankenhäusern für Umweltkranke.

Knaur´s Taschenbücher sind überall erhältlich. Damit bekommt diese Problematik eine breite Öffentlichkeit. Das Leiden der Menschen in ihrer privaten Umgebung wird dadurch nicht gelindert, aber es entsteht ein gewisser Druck in der Öffentlichkeit, nicht alles so hinnehmen zu müssen, wie es ist.

Antje Bultmann (Hrsg.): Vergiftet und alleingelassen. Die Opfer von Giftstoffen in den Mühlen von Wissenschaft und Justiz. Knaur Taschenbuch Verlag. München 1996, 310 S., Taschenbuch Nr. 77214. Preis: 14,90DM, ISBN 3-426-77214-0.

Ein zweites Buch von Antje Bultmann, zusammen mit Friedemann Schmitthals herausgegeben, beschäftigt sich mit dem Experten(un)wesen im Umwelt und Gesundheitsbereich. Es geht um den Einfluß von Mercedes Benz auf die Klima-Enquete-Kommission des Bundestages, um Studien zur Sicherheit von AKWs, um Begutachtungen in der Psychiatrie, um den Umgang von Experten mit Blutpräparaten und AIDS, um Gutachten in Berufskrankheitenverfahren und vieles mehr. Bei einer Neufauflage des Buches könnte/müßte man den Umgang mit BSE dazunehmen, als aktuelles Beispiel. Unsere Empfehlung: Eine "Schufa" für Experten, oder Sammelbildchen mit dem "Gauner des Monats".

Antje Bultmann, Friedemann Schmitthals (Hrsg.): Käufliche Wissenschaft. Experten im Dienst von Industrie und Politik. Mit einem Vorwort von Carl Amery. Knaur Taschenbuch Verlag. München 1994. br., 413 S., Taschenbuch Nr. 77115. Preis: 16,90DM. ISBN 3-426-77115-2.

Umweltschutz im Betrieb

Die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) hat einen Betriebsräte-Brief zum Thema "Umweltschutz" herausgegeben. Erstellt wurde die Handlungsanleitung von der Beratungsstelle für Technologiefolgen und Qualifizierung. Ähnlich wie bei der betrieblichen Gesundheitsförderung möchte die DAG eine enge Kooperation mit der jeweiligen Unternehmensleitung. So werden sowohl tarifpolitische Initiativen als auch unternehmerische Selbsthilfe auf dem Umweltschutzgebiet vorgestellt. Das Umwelt-Audit geht auf eine EG Umweltauditverordnung über die freiwillige Beteiligung gewerblicher Unternehmen an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung zurück. Der Rat der Europäischen Gemeinschaft verabschiedete diese Verordnung am 29. Juni 1993. Seit dem 13. April 1995 gilt diese auch für die Bundesrepublik Deutschland. Sie wird dargestellt und erläutert und Umweltinformationssysteme (stoff- und produktbezogene) vorgestellt.

Die Autorin hat auch einschlägige Bestimmungen aus verschiedenen Umwelt- und Arbeitsschutzgesetzen zusammengestellt. Natürlich fehlt nicht die Beschlußlage der DAG zum Thema. Im Anhang findet der Leser eine Musterbetriebsvereinbarung über die Zusammenarbeit für einen aktiven betrieblichen Umweltschutz, die Gesamtbetriebsvereinbarung "Umweltschutz in der Kaufhof Warenhaus AG" von 1994 und den Beschluß der Euro-FIET-Konferenz zum Umweltzschutz. Kontaktadressen der DAG Landesverbandsleitungen sowie der fünf Beratungsstellen für Technologiefolgen und Qualifizierung im Bildungswerk der DAG und schließlich eine Beitritterklärung zur DAG runden diesen DAG-Betriebsrätebrief ab.

DAG-Bundesvorstand, Ressort Wirtschaftspolitik (Hrsg.): Umweltschutz im Betrieb. Handlungsmöglichkeiten für Betroffene und Betriebsräte. 1/1995. Hamburg 1995. br., 65 S., DIN A5 Format. Erschienen in der Reihe: Der Betriebsrat. Kommentare, Gutachten, Stellungnahmen, Informationen und Berichte. Preis: 5,-DM. ISSN 0172-8628.

Bestelladresse:
DAG-Bundesvorstand
Ressort Wirtschaftspolitik
Karl-Muck-Platz 1
20355 Hamburg
Fon: 040/34915-01
Fax: 040/34915-426
e-mail: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Dänische Präventivdienste


Die Broschüre beschreibt in deutscher Sprache ausführlich das dänische System der Präventivdienste. Sie gibt den Ist-Stand von 1991 wieder. In Dänemark existiert bereits seit 1975 ein Gesetz zur Strukturierung seiner Präventivdienste.

Im ersten Kapitel wird das 75er Gesetz beschrieben und dessen Auswirkungen bewertet sowie neuere Reformbestrebungen dargestellt.

Im zweiten Kapitel werden die betrieblichen Bedingungen, die betriebsinternen und externen Rahmenbedingungen erläutert, der betriebliche Gesundheitsdienst beschrieben sowie die Verbindung zum öffentlichen Gesundheitsdienst dargestellt.

Im dritten Kapitel geht es um die Arbeitnehmerrechte in Bezug auf: Information, Ausbildung, Meinungsäußerung über Arbeitsbedingungen, medizinische Kontrolle, Zugang zur Arbeitsinspektion sowie das Recht auf Niederlegung der Arbeit.

Abgerundet wird diese informative Broschüre durch eine übersichtliche Darstellung der Rechte und Pflichten sowohl von Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern. Der Anhang dokumentiert dreizehn Empfehlungen für betriebliche Gesundheitsdienste. Ein guter Einstieg für das Kennenlernen der dänischen Strukturen.

Per Tybjerg Aldrich: Die Präventivdienste am Arbeitsplatz in Dänemark. br., 80 S., Brüssel/Belgien 1993. Eine Anfrage in Brüssel ergab, daß diese DIN A4 Broschüre mit Plastikringverschluß 45.-DM (incl. Porto und Verschickung) kostet. Gewerkschafter müssen "nur" 35.-DM bezahlen. Es gibt Preise, die können wir einfach nicht nachvollziehen!

Bestelladresse:
TGB
Europäisches Technikbüro der Gewerkschaften für Gesundheit und Sicherheit
Boulevard Emile Jacqmain, 155
B-1210 Brüssel
Belgien
Fon: 0032/2/2240560
FAX: 0032/2/2240561
e-mehl:TUTB@ETUH.LRT.BE
inter-nett:nicht vorhanden
Werktätige Theologen in der DDR
Was war denn das?


Freunde der romanischen Länder Frankreich, Italien und Spanien haben sicherlich schon einmal etwas über "Arbeiterpriester" gelesen oder gehört. Mehr als 1.000 gibt es seit den 60er Jahren, insbesondere nach dem II. Vatikanischen Konzil 1965. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es in der Evangelischen Kirche den "Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt" (KDA) und die sog. Arbeitergeschwister. Evangelische und Katholische PfarrerInnen und Priester sowie Ordensschwester, die Halb- oder Ganzstagsarbeiten, treffen sich zwei Mal pro Jahr in der Nähe von Frankfurt am Main und tauschen ihre Erfahrungen aus. Themen wie: Situation der Frau in der Arbeit, Putzfirmen, Halbtagsarbeit, gewerkschaftliches Engagement, ausländische KollegInnen, Rassismus in der Arbeitswelt usw. werden dort diskutiert.

In unserem letzten Lesebuch "Arbeit ist das halbe Leben" kommen drei Arbeitergeschwister zu Wort: Isolde Böhm, Pfarrerin und Verkäuferin, Christian Herwartz, Priester und Lagerarbeiter und die kleine Schwester Daniel Fransoise, Metallarbeiterin. Sie leben und arbeiten in Berlin. Da wir seit Beginn der 80er Jahre einen engen und produktiven Kontakt zum Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und seit 1 ½ Jahren Kontakt zu den Arbeitergeschwistern bekommen haben, erfahren wir nun mehr über diese uns immer noch fremden Kreise.

Von Christian Herwartz haben wir dieses Buch mit vier Interviews bekommen, die mit sog. "Werktätigen Theologen der DDR" am 29. Juni 1994 im Praktisch-Theologischen Ausbildungsinstitut Berlin gemacht worden sind. Die Interviewten sind: Horst Berger, Manfred Geue, Johannes Brückmann und Willibald Jacob. Sie berichten über ihren persönlichen Werdegang in der DDR seit den 50er Jahren und über ihre Bemühungen, als nicht von der Kirche bezahlte Pfarrer zu wirken. Ab 1980 waren die "Werktätigen Theologen" sogar im Pfarrdienstrecht des Bundes der evangelischen Kirchen in der DDR abgesichert.

Für alle, die sich für engagierte Christen in der Arbeitswelt interessieren, ist dies ein spannendes und lesenswertes Buch. Insbesondere die Schwierigkeiten der Evangelischen Kirche West bei der Übernahme des DDR-Pfarrdienstrechtes und des Zurückgreifens der Kirche auf diese noch vereinzelten Praxisformen unter dem derzeitigen ökonomischen Druck ist unter dem Aspekt, wie reagiert eine traditionelle begüterte Institution auf neue gesellschaftliche Anforderungen, lesenswert. Der Alektor Verlag wird seit 18 Jahren ehrenamtlich in Berlin-Wedding geführt und bringt vor allem theologische Bücher heraus.

Johannes Brückmann, Willibald Jakob (Hg.): Arbeiterpfarrer. Vor Ort in Betrieb und Gemeinde in der DDR. Perspektiven des Pfarrberufes angesichts einer "Volkskirche als Auslaufmodell". Alektor-Verlag Berlin 1996, br., 160 S., Preis: 16,80DM,

ISBN 3-88425-063-9.

Bestelladresse:
Alektor Verlag GmbH
Nazarethkirchstr. 50
13347 Berlin-Wedding
Fon und Fax: 030/4566654
e-mehl und inter-nett: aus Prinzip nicht vorhanden.


EG und Arbeitschutz

Europäische Gesetze und Vorschriften greifen in den bundesdeutschen Arbeitsprozeß ein. Sie bringen eingefahrene Gleise und gewohnte Standards durcheinander. Alle Beteiligten müssen sich auf Neues einstellen. Die Arbeitskammer des Saarlandes hat zusammen mit ihrer Beratungsstelle für sozialverträgliche Technologiegestaltung (BESTe.V.) hierzu eine Tagung im Sommer 1995 durchgeführt. Anfang 1996 wurden die aktualisierten Beiträge in einem Tagungsband herausgegeben. Er enthält eine allgemeine Einschätzung über die gegenwärtigen Entwicklungen im EG-Arbeitsschutz, Informationen über die Berufsbildung in Europa. Eine Bewertung der EU-Richtlinie zur Bildschirmarbeit und zur ISO 9.000 wird in zwei weiteren Beiträgen vorgenommen. Schließlich kommentiert ein Autor die Europäische Normung. Nützlich sind die im Anhang dokumentierten Materialien: Artikel 127 des Maastricher Vertrages, die EU-Richtlinie zur Bildschirmarbeit und die Materialien der IG Metall zur beruflichen Bildung in Europa. Wer sich über die aktuellen EG-Entwicklungen informieren will, findet hier alles, was er braucht.

Arbeitskammer des Saarlandes (Hrsg.): Gestaltung der Arbeitswelt durch die Europäische Union. AK Beiträge. Heft 2, 1996. Die Broschüre ist für saarländische ArbeitnehmerInnen kostenlos. Für Nicht-Saarländer beträgt der Preis 5,-DM plus Porto.

Bestelladresse:
Arbeitskammer des Saarlandes
Fritz-Dobisch-Str. 6-8
66111 Saarbrücken
Fon: 0681/4005-200
Fax: 0681/4005-205
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Europäisches Netzwerk
Betriebliche Gesundheitsförderung


Seit dem 1.12.1995 exitiert bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz in Dortmund ein "Europäisches Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung". In einem Workshop im Sommer 1995 stellten Vertreterinnen der EG-Länder kurz und knapp die jeweiligen länderspezifischen Aktivitäten im Bereich betriebliche Gesundheitsförderung vor. Jetzt liegt eine entsprechende Dokumentation vor.

Bundesanstalt für Arbeitsschutz (Hrsg.): Europäisches Netzwerk "Betriebliche Gesundheitsförderung".

1. Treffen der Mitgliedsstaaten. Verträge des Workshops am 21. Juni in Dortmund. Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz. - Tagungsbericht - Tb 71. br., 139 S., Bremerhaven 1996.

Bestelladresse:
Wirtschaftsverlag NW
Postfach 101110
27511 Bremerhaven
Fon: 0471/94544-0
Fax: 0471/94544-88
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Gesundheitsbetreuung
in Klein- und Mittelbetrieben
- eine EG-Übersicht


98 % der österreichischen Gewerbebetriebe haben derzeit weniger als 100 Beschäftigte. Eine betriebsärztliche Betreuung ist im allgemeinen aber erst ab 250 Beschäftigten vorgeschrieben. Daraus folgt, daß bislang nur etwa 25% der Arbeitnehmer Österreichs arbeitsmedizinisch betreut werden. Die von der EG-Kommission verabschiedete Richtlinie zur Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit sieht eine stark präventiv-orientierte Betreuung aller ArbeitnehmerInnen vor. Dem ist man in Österreich bereits im April 1994 durch eine entsprechende Gesetzesvorlage gefolgt, die eine arbeitsmedizinische Betreuung aller Arbeitnehmer bis zum Jahr 2000 vorsieht.

Zur Klärung der Frage, wie diese neue gesetzliche Vorschrift künftig mit größtem Nutzen für die Gesundheit der in Kleinbetrieben Beschäftigten praktisch umgesetzt werden kann, wurde zunächst einmal ein europäischer Vergleich in Auftrag gegeben: mit solchen Ländern, die in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ein ähnliches Niveau aufweisen wie Österreich. Folglich enthält die Studie eine Übersicht über den Stand der Betreuung von Klein- und Mittelbetrieben in folgenden Ländern: Frankreich, Deutschland, Niederlande, Belgien, Dänemark, Schweden und Finnland. Dabei werden die jeweils geltenden Vorschriften, Regelungen und Rahmenbedingungen für die Betreuung der entsprechenden Betriebe sowie für die Ausgestaltung von Betriebsgesundheitsdiensten beschrieben. Hierzu wurden orientierende Experteninterviews mit kompetenten Persönlichkeiten aus den Planungs- und Entwicklungsinstitutionen der verschiedenen Länder durchgeführt. Um den Stand und die konkreten Probleme der Umsetzung arbeitsmedizinischer Betreuungsformen für Kleinbetriebe zu erforschen, wurde in jedem Land eine beispielhafte Einrichtung mit einschlägiger Erfahrung vor Ort (für eineinhalb Tage) besucht und ausführlich befragt.

Wie reagieren die Anbieter betriebsärztlicher Dienstleistungen auf die besonderen Bedingungen und Verhältnisse in Klein- und Mittelbetrieben? Welche Schwierigkeiten bei der Kooperation mit den betreuten Betrieben gibt es? Welche Lösungsmöglichkeiten und -wege wurden bereits versucht? Wie werden Unternehmer für die Gesundheitssicherung ihrer Arbeitnehmer motiviert? Welche Rolle spielt das Total Quality Management (nach ISO 9000) für die betriebsärztliche Tätigkeit? Andere Fragen betreffen die innere Organisation der Betriebsärztlichen Zentren im Hinblick auf die Arbeitsorganisation, -planung, -durchführung und -Dokumentation, auf die personelle und technische Ausstattung, die erhöhten Anforderungen an die Mobilität, Flexibilität und Erreichbarkeit betriebsärztlicher Dienstleistungen. Behandelt werden auch Fragen der systematischen Aus- und Weiterbildung der Gesundheitsdienst-MitarbeiterInnen, Fragen der Spezialisierung und Kooperation von Betriebsgesundheitsdiensten sowie Fragen der Qualitätskontrolle. Geeignet für alle, die sich schnell einen Über- und Einblick über den europäischen Stand der Betreuung von Klein- und Mittelbetrieben verschaffen wollen/müssen/sollen.

Elsigan, Gerhard (Projektleiter) u.a.: Europäische Modelle betrieblicher Gesundheitsbetreuung in Klein- und Mittelbetrieben. Ein Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Konsumentenschutz - durchgeführt vom ppm-Beratungsteam. Bundesministerium für Gesundheit und Konsumentenschutz, Wien 1995, 89 S., br., kostenlos erhältlich.

Bestelladresse
Bundesministerium für Gesundheit und Konsumentenschutz, Sektion II,
Frau Dr. Brigitte Svoboda
Radetzkystraße 2,
A-1030 Wien
Österreich
oder:
Beratungsteam Chemie & Arbeit
Kaplanhofstr. 1
A-4020 Linz
Österreich
Fon: 0043/732/782078
Fax: 0043/732/78207899
e-mehl: ppm.linz@demut.or.at
(Fünf DM in Briefmarken wegen Versand dazulegen oder hinschicken!)


Die Linzer verschicken ebenfalls gegen Kostenbeteiligung von fünf DM für den Versand das österreichische ArbeitnehmerInnenschutzgesetz von 1994 mit Kommentar.

Work, fit for people
Sixth European Work Hazards Conference


Vom 14. bis 16. März 1997 findet in Holland die 6. Europäische Konferenz statt. Angefangen haben diese Treffen im Jahre 1987 in Straßburg/Frankreich. Die Regenbogenfraktion im Europäischen Parlament unterstützte damals ein Treffen von 20 TeilnehmerInnen aus verschiedenen europäischen Ländern. 1988 trafen wir uns wieder in Straßburg. 1989 in Hamburg, 1990 in Kopenhagen/Dänemark. Dies war die erste große europäische Konferenz mit ca. 200 TeilnehmerInnen aus 13 europäischen Ländern. Seitdem gab es 1992 in Sheffield/Großbritannien und 1994 in Rimini/Italien weitere Konferenzen. Inzwischen ist auch ein Netzwerk Arbeit und Gesundheit gegründet worden. Seit 1997 sind daraus viele persönliche Kontakte und Freundschaften mit ausländischen Kollegen entstanden. Es ist inzwischen schon eine Tradition, daß sich Besuchergruppen aus den jeweiligen Ländern bei den regionalen Gruppen (insbesondere in Hamburg und Berlin) übers Jahr einfinden.

Kontaktadressen:
Stichting NetWerk
P.O.Box 75213
NL-AE Amsterdam
Deutsche Koordinationsadresse:
Henning Wriedt
Arbeit & Gesundheit e.V.
Schanzenstr. 75
20257 Hamburg
Fon: 040/4392858
Fax: 040/4392818
Mit Mann und Maus
Frauen im Büro


Das Duo Annita Sturmfels (IG Metall Vorstand, Abtl. Automation) und Rolf Satzer (freischaffender "Arbeit und Gesundheit" Experte) haben mal wieder ein schönes Buch geschrieben. Thema dieses Buches sind Frauen im Büro.

Im Teil 1 beschreiben sie die Entwicklung der Frauenbüroarbeit. Ironisch wird die Situation von Sekretärinnen wie folgt beschrieben:

"Man sollte jederzeit alles bereit haben. Nicht nur Gebäck und Getränke für den überraschenden Geschäftsbesuch, auch ein Kartensortiment für Hochzeiten und Trauerfälle, Pflaster, Schere, Nadel und Faden, genügend Vasen für Geburtstage und Jubiläen, Pillen gegen Kopfschmerzen und Magendrücken, ein Schnäpschen gegen das Völlegefühl nach dem Mittagessen. In den Schubladen der Sekretärin sollte sich für jeden alles finden. Ihr Büro ist ein Flohmarkt" (S.12).

Im Punkt 2 des ersten Teils werden Frauen, die in Büros arbeiten, vorgestellt und zur Arbeit befragt: eine Sachbearbeiterin im Export, die Sekretärin eines Geschäftsführers, die Leiterin einer Betriebskrankenkasse, eine Sachbearbeiterin im Verkauf und die Bereichs-Sekretärin in einem Entwicklungsbüro.

Der Teil 2 handelt von den Belastungen durch die Büroarbeit. Allem voran geht es hierbei um Streß und Streßabbau durch Suchtmittel. Aber auch sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz wird als Stressor von den beiden AutorInnen ausführlich dargestellt. Körperliche Belastungen, das Sitzen im Büro, Lärm, Licht und Luft wie auch Gefahrstoffe. Auch die neuen Belastungen durch Computerarbeit werden ausführlich dargestellt. Dieser Teil enthält auch Tips, was frau dagegen tun kann.

Im Teil 3 mit dem Titel "Von selbst ändert sich nichts!" werden Handlungsmöglichkeiten für Frauen vorgestellt:

- Wo und wie beginnen?

- Arbeitsplatzuntersuchungen

- Befragungen

- Prüflisten

- Projektgruppen

- Gesundheitszirkel

- Frauenförderung.

Im Punkt 2 des Teils 3 werden alle Grundinformationen für den Rechtsweg im Falle von grundsätzlichen Auseinandersetzungen aufgezeigt.

Natürlich gibt es ein übersichtliches Literaturverzeichnis. Im Anhang sind die EG-Richtlinie zur Bildschirmarbeit abgedruckt, Forderungen der Gewerkschaft HBV zur Gestaltung der Büroarbeit, eine ILO-Studie zur Elektronischen Überwachung am Arbeitsplatz, ein Text zum Elektrosmog sowie etliche Kontaktadressen: Ansprechpartnerinnen für Frauenfragen in den Gewerkschaften sowie Informationsstellen "Arbeit und Gesundheit" in der Bundesrepublik Deutschland.

Das Buch ist ganz toll lay-outet. Es hat einen wunderschönen Buchumschlag. Es enthält viele Tips und Handlungsanleitungen und ist nicht nur informativ, sondern auch noch gut lesbar. Sofort bestellen!

Annita Sturmfels und Rolf Satzer: Mit Mann und Maus. Frauen im Büro. Belastungen und Gesundheit. br., 216 S. Preis: 23,-DM (inkl. Versandkosten). ISBN 3-923098-78-2.

Bestelladresse:
Fachhochschulverlag
Limescorso 5
60439 Frankfurt am Main
Fon: 069/1533-2820
Fax: 069/1533-2840
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden.
Spiritualität der Arbeit ?!
über unser Lesebuch zur Arbeitskultur
"Arbeit ist das halbe Leben!"


Wir drucken an dieser Stelle die Besprechung unseres Lesebuches von Andreas Gösele aus der "Zeitschrift für christliche Spiritualität Geist und Leben" ab. Sie war bisher die schönste Besprechung unseres Lesebuches. Wir danken an dieser Stelle sowohl dem Autor als auch der Schriftleitung der Zeitschrift für die Abdruckgenehmigung.

Die Besprechung eines "Lesebuches zur Arbeitskultur" in einer Zeitschrift für Spiritualität zu finden, mag auf den ersten Blick überraschen. Zumindest die Beiträge derjenigen, die sich als "Arbeitsgeschwister" verstehen, sind jedoch mit offensichlich geistlichem Interesse geschrieben.

Eine Pastorin, die als Verkäuferin tätig ist, bringt ihre Erfahrungen als "Gedanken an der Kühltruhe" unmittelbar und konkret zum Ausdruck. Vor allem die spezifischen Belastungen von Verkäuferinnen werden darin angesprochen. Beeindruckend das Interview mit der "Kleinen Schwester", die auf zwanzig Jahre Arbeit in einem metallverarbeitenden Betrieb zurückblickt. Hier kommen in großer Einfachheit die tiefen geistlichen Dimensionen dieser besonderen Berufung zum Ausdruck: Das Mit-leiden unter all dem, was im Betrieb Menschen zerstört, ihre Würde verletzt; das Entdecken der von KollegInnen vorgelebten Solidarität; die Teilnahme am Kampf für mehr Gerechtigkeit; die Erfahrung der Anwesenheit Gottes in den anderen. Auch den wesentlich reflektierteren Bericht des Jesuiten kann man als reife Frucht eines langen Arbeiterlebens lesen. Die Überlegungen kreisen um drei Schwerpunkte: die Bedeutung von Hinhören, Reden und Schweigen im Betrieb; die disziplinierende Funktion des Gefängnisses in unserer Gesellschaft und gerade auch in der Arbeitswelt; und die Wege zur Begegnung mit Gott im Betrieb, der sich in Ohnmacht, Liebe und Hoffnung offenbart.

Es wäre aber falsch, nach der Lektüre der Beitrage der drei "Arbeitsgeschwister" das Buch zur Seite zu legen. Zum einen würde man damit das wesentliche Anliegen dieser Berufung verfehlen. Wer als Pastorin, Ordensfrau oder Priester in einen Betrieb geht, dem geht es ja gerade darum, das Leben, die Freuden und Leiden, den solidarischen Kampft der ArbeiterInnen zu teilen. Diese Perspektive wird nachvollziehbar, wenn wir die weiteren "Geschichten" und Reflexionen aus dem Arbeits- und Betriebsalltag sowie aus der Beratungs- und Bildungsarbeit des Berliner Gesundheitsladens und der Evangelischen Industriejugend in diesem Band lesen.

Zum anderen sind die übrigen Beiträge, auch für sich allein genommen, lesenswert. Hervorheben möchte ich einen schockierenden Bericht aus der Betriebsratsarbeit im Berliner BMW Motorradwerk, der zeigt, mit welch brutalen Methoden auch heute noch gegen kritische Geister im Betrieb gekämpft wird. Sehr schön ist die "Seminarzeitung", die von einer Malerklasse zusammengestellt wurde. In ihr wird deutlich, daß Menschen in der Arbeit sich selbst ausdrücken wollen, und wie befriedigend deshalb Arbeit sein kann. Die verschiedenen Berichte von mit Jugendlichen veranstalteten Seminaren beeindrucken durch die Art, in der die Erfahrungen und "Urteile" der Jugendlichen ernst genommen werden, und durch das Maß an Liebe, das sich darin ausdrückt.

Die Herausgeber des Bandes engagieren sich besonders im Frangenkomplex Arbeit und Gesundheit. Das Gewicht, das die Herausgeber bei ihrer Bildungsarbeit dem Dialog geben, prägt auch diesen Aufsatz.

Ich möchte die Leser von Geist und Leben einladen, sich auf die Lektüre des Bandes einzulassen. Sie werden dann vielleicht entdecken, daß den Herausgebern - vielleicht ungewollt - so etwas gelungen ist wie ein Beitrag zu einer Spiritualität der Arbeit."

Büroarbeit
Gewerkschaft der Privatangestellten in Österreich


Seit Januar 1995 gilt in Österreich das neue Bundesgesetz über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit (kurz: ArbeitnehmerInnenschutzgesetz). Die Gewerkschaft der Privatangestellten, eine der reichsten in Österreich, hat keine Mühen und Kosten gescheut und mit zusätzlicher Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie der Unfallversicherungsanstalt ein Projekt zur Konkretisierung des neuen Bundesgesetzes für den Bereich Büroarbeit initiiert. Mitgeholfen hat der Ausschuss für Automation und Arbeitsgestaltung der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) und die Universität Wien (Institut für Umwelthytgiene und Institut für Betriebswissenschaften, Arbeitswissenschaft und Betriebswirtschaftslehre).

Das Handbuch richtet sich an Funktionsträger des betrieblichen Arbeitsschutzes und an die Gewerbeaufsicht (ArbeitsinspektorInnen). Es werden beispielhaft zwei Analysemethoden für den betrieblichen Alltag dargestellt: die Grob- und Feinanaylse. Für die Arbeitsbereiche: Arbeitsraum, Arbeitsplatz, Arbeitsmittel, Umgebungseinflüsse, Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen und Software werden Instrumente und Methoden zur Grob- und Feinanalyse dokumentiert. Die Autoren haben alles zusammengetragen und aufbereitet, was in den vergangenen Jahren auf diesem Gebiet entwickelt worden ist.

Kopiervorlagen für die Problemkreise: Sitzen, Stehen, Manipulieren, Psychische Belastung, Umgebungseinflüsse, Unfallgefahren oder Arbeitsraum, Arbeitsplatz, Arbeitsmittel, Umgebungseinflüsse, Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen und Software erlauben den Funktionsträgern des innerbetrieblichen Arbeitschutzes eine effektive und detaillierte Analyse der Probleme. Aber auch der Beschäftigte selbst kann mit diesen Kopiervorlagen sofort seinen eigenen Arbeitsplatz problemlos unter die Lupe nehmen. Für die innerbetriebliche Aufklärung werden aufbereitete Infoblätter als Kopiervorlagen mitgeliefert. Sie sind ansprechend lay-outet und sofort verwendbar. Die Autoren haben einfach an alles gedacht.

Zusammenfassend schreiben die Autoren in der Einleitung: Dieses Handbuch stellt Instrumente und Methoden zur Überprüfung von Büroarbeitsplätzen nach den gesetzlichen Erfordernissen zur Verfügung und vermittelt Lösungen oder Lösungsansätze zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die betrofffenen ArbeitnehmerInnen. Es enthält darüber hinaus Informationsmaterialien, die zur Aufklärung und Unterweisung der ArbeitnehmerInnen dienen.

Natürlich ist alles ökologisch-verträglich gestaltet, grafisch aufbereitet und interessant gebunden. Ein farblich abgestuftes System von Zwischenblättern erlaubt einen schnellen und systematischen Zugriff. Es macht Spaß, den DIN-A4 Ordner in die Hand zu nehmen. Uns hat das Produkt ausgezeichnet gefallen.

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Institut für Betriebswissenschaften, Arbeitswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre der TU Wien und die Gewerkschaft der Privatangestellten (Hrsg.): ArbeitnehmerInnenschutz im Büro. Handbuch für ArbeitsmedizinerInnen, Sicherheitsfachkräfte, Betriebsräte, Sicherheitsvertrauenspersonen sowie ArbeitsinspektorInnen. Verlag des ÖGB GesmbH. Wien/Österreich 1995. 200 S. DIN A4 Ordner. ISBN 3-7035-0525-7. Für Mitglieder der Gewerkschaft der Privatangestellten ist der Ordner kostenlos. Für bundesdeutsche kostet er 600 österreichische Schillinge oder ca. 84,-DM. Für bundesdeutsche Gewerkschafter die Hälfte.

Kontaktadresse für Fachrückfragen:
Paul Kolm
Gewerkschaft der Privatangestellten
Deutschmeisterplatz 2
A-1013 Wien
Österreich
Fon: 0043/1/31393-0
Fax: 0043/1/31393-388
e-mehl: pkolm@tuwien.ac.at
inter-nett: in Vorbereitung (ab Herbst 1996)
Chemieindustrie
und Krebs


Allein der Umfang des Literaturverzeichnisses ist beeindruckend. Mehr als 1.000 Titel sind angeführt. Die Arbeit umfaßt 600 eng bedruckte Seiten. Das Buch ist 3 cm dick. Wolfgang Hien, Chemielaborant und Sozialwissenschaftler, hat sich sein in den vergangenen 20 Jahren angesammeltes Wissen von der Seele geschrieben und seine Erfahrungen in der Beratung von Chemiearbeitern aufgearbeitet.

Wir haben ihn Anfang der 80er Jahre auf den Gesundheitstagen kennengelernt. Er hat viele Jahre im Frankfurter Gesundheitsladen Chemiearbeiter beraten und lange Zeit die "Mitmischergruppe" in Mannheim/Ludwigshafen unterstützt.

Im Buch konzentriert er sich insbesondere auf die Rolle der Arbeitsmedizin und der Betriebsärzte in der Chemieindustrie. Drei Fallstudien legt er vor:

- zum Anilinkrebs bei Farbarbeitern

- Arsenkrebs bei Weinbauern

- Chemie und Krebs (im Betrieb, in der Landwirtschaft und in der Bevölkerung).

Im letzten Kapitel dokumentiert und interpretiert er Aussagen von Chemiearbeitern. Es geht ihm um die Frage: Wie gehen Chemiebeschäftigte bzw. Chemie-Betroffene selbst mit dem Risiko um? Schließlich stellt er seine Überlegungen zur Soziotoxikologie zur Diskussion.

Wir haben uns durch den Umfang nicht abschrecken lassen und können nur empfehlen, mal hier und mal da reinzuschnuppern, um überhaupt einen Zugang zu bekommen. Wir haben viele interessante Informationen gefunden und ebensoviele Reibungspunkte. Die Verarbeitung des Werkes wird eine Zeit dauern. Dennoch lohnt sich ein erster Einstieg.

Wolfgang Hien: Chemieindustrie und Krebs. - Zur Soziologie des wissenschaftlichen und sozialen Umgangs mit arbeitsbedingten Krebserkrankungen in Deutschland. Bremerhaven 1994, br., 614 Seiten, 69,-DM. ISBN 3-89429-445-0.

Bestelladresse:
Wirtschaftsverlag NW
Postfach 101110
27511 Bremerhaven
Fon: 0471/94544-0
Fax: 0471/94544-88
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Invisible Crime
"Firmentotschlag?"


Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein vierundzwanzigjähriger Arbeiter stirbt an einem Stromschlag auf einem Londoner Bahnhof. Seine Mutter will Gerechtigkeit. Sie will weder Geld, "Blutgeld", noch Rache, sondern die Suche nach dem oder den Verantwortlichen für den Tod ihres Sohnes. Dabei stößt sie auf ein Dickicht von Vorschriften, Zuständigkeiten und rechtlichen Verfahrensweisen, auf Desinteresse und Filz. Die rechtliche Situation ist für Arbeitgeber günstig. Sie bekennen sich zwar in einem untergeordneten Punkt für schuldig, die Richterin läßt sie aber mit einer Geldstrafe davonkommen. Die Mutter verliert ihren Kampf um Gerechtigkeit per Gerichtsverfahren.

Es gibt aber noch eine zweite Geschichte: Eine Mutter erlebt, wie ihr Sohn völlig verbrannt durch den Starkstromschlag von 25.000 Volt in ihren Armen stirbt. Sie weint und trauert, tobt und haßt. Sie verläßt die Welt ihres kleinen Haushalts in einem Londoner Arbeiterviertel und redet mit vielen Menschen. Mit Arbeitskollegen, den Sicherheitsbeauftragten, mit Mitarbeitern des staatlichen Arbeitsschutzes, der Polizei, mit Gerichten und sogar mit dem zuständigen Minister. Dabei erlebt sie Solidarität von Freunden und Nachbarn, von Verwandten und anderen. Der Parlamentsabgeordnete ihres Wahlkreises kümmert sich um sie. Er geht mir ihr zur Unglücksstelle, empfiehlt ihr Rechtsbeistand, schreibt wiederholt Briefe an Regierungsstellen und bringt eine Anfrage im Parlament ein. Sie sammelt 6.000 Unterschriften für eine Petition und wird in all dem beraten vom Londoner Hazard Centre - einer Beratungseinrichtung für Betriebsräte und KollegInnen. Sie begreift das Arbeitsschutzsystem und fordert Änderungen, durchlebt bewußt den seelischen Trauerprozeß und gründet mit anderen von tödlichen Arbeitsunfällen betroffenen Familien eine "Relatives Support Group für Justice" (Selbsthilfe und Unterstützergruppe für Familienangehörige von Unfallopfern). In diesem Prozeß hat sie viel gewonnen: Einsichten, Erkenntnisse, Freunde, Gleichgesinnte, Unterstützung und eine wichtige Aufgabe.

Verwirrt und zugleich angerührt war ich zunächst von den in den Text eingestreuten Gedichten und Familienfotos. Man erfährt die Namen und Lebensumstände von ungezählten Freunden und Verwandten. Doch dann wurde mir klar, daß tatsächlich eine Welt untergeht, wenn ein Mensch stirbt. Und auf diese Weise wird noch einmal ganz konkret deutlich, daß das Persönliche eben doch politisch ist.

Natürlich hat sich kein Verlag für dieses bemerkenswerte Buch gefunden, aber es hat eine ISBN. Leider ist es nur für Freunde der englischen Sprach empfehlenswert.

Ann Elvin: The invisible Crime. The true life story of a mother´s fight against the goverments cover-up of workplace manslaughter. London 1995, br., 120 S., Preis: fünf englische Pfund.

ISBN 0-9526993-0-3.

Bestelladresse:
Ann Elvin
8 Chalfont House
Keetons Road
GB-London SE 16 4BZ
Großbritannien
Film und Video
in der Arbeitssicherheit
- eine weltweite Übersicht -


1996 fand das Internationale Film- und Videofestival zum dritten Male statt. 1990 wurde es anläßlich des 12. Weltkongresses für Arbeitsschutz in Hamburg ins Leben gerufen. 250 Filme aus 25 Ländern wurden diesmal eingesandt. Wir haben unseren Videofilm über die AEG-Gesundheitsgruppe aus dem Jahre 1994 eingereicht. Natürlich haben wir keinen Preis bekommen und sind auch nicht in die engere Wahl gekommen. Dennoch wurde unsere bescheidene VIDEO-Produktion in den Katalog aufgenommen. Bei einer ersten Durchsicht des Kataloges fällt auf, daß aus Deutschland im wesentlichen Filme der Berufsgenossenschaften eingereicht worden sind. Nur ein Video der Betriebskrankenkassen fällt aus diesem Rahmen.

Dokumentiert werden im Katalog der Titel des Films, Herkunftsland, Produktionsjahr, Dauer des Films, Kaufpreis und/oder Leihgebühr, Landessprache des Films, Abspielsystem (VHS oder PAL z.B.), Kontakt- und Bestelladresse, Produzenteninformation, Zielgruppe und Schlagwörter. Eine Kurzbeschreibung des jeweiligen Films gibt es in vier Sprachen: Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch.

Katalog. Film und Video in der Arbeitssicherheit - eine weltweite Übersicht. Madrid/Spanien und Köln 1996.

Bestelladresse:
Berufsgenossenschaft der Feinmechanik
und Elektrotechnik
Gustav-Heinemann-Ufer 130
50968 Köln
Fon: 0221/3778-0
Fax: 0221/3778-457
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden


Hans-Böckler-Preis 1995

Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) hat 1995 den Hans-Böckler-Preis des DGB erhalten. Im KDA sind evangelische Arbeitnehmer und hauptamtliche Mitarbeiter der Industrie- und Sozialpfarrämter organisiert. Derzeit arbeiten 200 Sozialsekreräre, 80 Industriepfarrer und 70 wissenschaftliche Mitarbeiter bundesweit im KDA. In der Evangelischen Kirche ist der KDA nicht unumstritten. Die Evangelische Kirche ist eine mittelstandsorientierte Kirche, die üblicherweise weit weg ist von der Lebenswelt der ArbeitnehmerInnen. In Zeiten der Kürzungen und Glaubenskrisen wollen viele aktive Mitglieder, insbesondere viele aus den neuen Bundesländern, die Abschaffung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt. Vermutlich identifizieren die Christen in den neuen Bundesländern die Arbeit des KDA mit der verordneten Huldigung der Werktätigen im real gescheiterten Sozialismus. Auch in Berlin wird in Kirchenkreisen über die Beendigung der KDA-Arbeit debattiert. Der Böckler-Preis kann in dieser prekären Situation den KDA sicherlich stärken.

Wir arbeiten seit Anfang der 80er Jahre mit Horst Czock vom KDA in Berlin zusammen. Dies liegt zum einen daran, daß uns die Gewerkschaften die kalte Schulter gezeigt haben, und der KDA, ähnlich wie wir, die Würde des Menschen und die Achtung des Selbstwertgefühls des Menschen in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt. Der Berliner Bischoff der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg hat anläßlich der Preisübergabe am 9.11.1995 in Gelsenkirchen/Ruhrgebiet eine Rede mit dem Titel "Die Krone der Schöpfung ist nicht der Mensch, sondern der Ruhetag" gehalten. (Wir hoffen nicht, daß damit einmal mehr der geheiligte Sonntag gegen die Welt der Arbeit, die bekanntlich 5-6 Werktage kennt, ausgespielt werden soll.) Die Rede enthält vielmehr zehn "wirtschaftsethische Prinzipien" aus evangelischer Sicht. Sie kann beim KDA Berlin bestellt werden.

Die Böckler-Stiftung hat zur Preisverleihung ein Buch zum Problem Gewerkschaften/Kirche herausgegeben: Frank von Auer/Franz Segbers (Hg.): Markt und Menschlichkeit. Kirchliche und gewerkschaftliche Beiträge zur Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft. Reinbek bei Hamburg 1995.

Kontaktadressen:
KDA-Berlin
Frankenallee 6
12157 Berlin
Fon: 030/3021666
Fax: 3016765
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
oder:
Hans-Böckler-Stiftung
Bertha-von-Suttner-Platz 3
40227 Düsseldorf
Fon: 0211/7778-0
Fax: 0211/7778-120
e-mehl: noch nicht vorhanden
inter-nett: http://www.boeckler.de


Zeitschrift ELTERN

Renate Kingma, freie Journalistin, hat zehn Jahre (von 1973 bis 1983) als Redakteurin an der Zeitschrift ELTERN mitgearbeitet. Wir kennen Sie als Autorin über Themen von Arbeit und Gesundheit. Die Zeitschrift ELTERN kostet 5,-DM. Es werden ca. 500.000 Stück verkauft, davon ca. 50% über Abos, die andere Hälfte wird an Kiosken verkauft. 25 Jahre ist die Zeitschrift Meinungsführer im Bereich Erziehung. Die Autorin hat die Jahrgänge 1967-1992 untersucht und daraus eine Doktorarbeit gemacht.

Renate Kingma: Elternbildung in Medien. Eine Inhaltsanalyse der Zeitschrift ELTERN 1967-1992. Peter Lang Verlag. Frankfurt am Main 1994. 274 S. ISBN 3-631-49246-4. Preis: 84,-DM

Prävention


Die Forschungsgruppe "Gesundheitsrisiken und Präventionspolitik" des Berliner Wissenschaftszentrums hat als Rechenschaftsbericht über die vergangenen fünf Jahre ein Buch gemacht. Es ist in fünf Abschnitte gegliedert:

1. Überblicksaufsätze,

2. Arbeit und Gesundheit,

3. zu Stadt und Schule,

4. zur Lebensweise

und

5. zur Gesundheitsversorgung.

Geschrieben wurden die Beiträge von Wissenschaftlern des WZB und von FreundInnen und KollegInnen der WZBler. Wir beschränken uns hier nur auf zwei Artikel aus dem Bereich Arbeit und Gesundheit. Wolfgang Hien dokumentiert Interviewausschnitte, die Gruppendiskussionen mit Chemiebeschäftigten aus den Jahren 1991 und 1992 wiedergeben. In seinen Interpretationen der Aussagen setzt er sich mit folgenden Fragen auseinander: Warum sind die Chemiearbeiter so gewalttätig gegen sich selbst und gegen ihren eigenen Körper? Warum funktionieren sie so? Wie verläuft der Prozeß der Selbstdisziplinierung? Welche Rolle spielen dabei Vorgesetzte? Welche Bedeutung und Funktion haben Sicherheitsbelehrungen? Warum werden im Arbeitsalltag die Risiken verdrängt? Welche Bedeutung haben Arbeitsplatzverlust und Produktionsverlagerungen für diese gesundheitsschädlichen Arbeitshaltungen? Warum werden die einen resignativ-skeptisch und die anderen widerständig-zuversichtlich? Wie kann man die Kompetenzerweiterung der Betroffenen erreichen?

Daniel Bermann aus den USA beschreibt den Versuch, eine Kooperation zwischen amerikanischer Gewerkschafts- und Umweltbewegung im Energiesektor zu erreichen bzw. ihn beschäftigt die Frage, wie man aus dem Gegeneinander beider sozialen Bewegungen zu einer tragfähigen Zusammenarbeit kommen kann.

Rolf Rosenbrock, Hagen Kühn, Barbara Maria Köhler (Hrsg.): Präventionspolitik. Gesellschaftliche Strategien der Gesundheitssicherung. Berlin 1994. br., 430 Seiten. ISBN 3-89404-139-0.

neue Bestelladresse:
edition sigma
Karl-Marx-Str. 17
12043 Berlin
Fon: 030/6232363
Fax: 030/6239393
e-mehl:edition-sigma@online.de
inter-nett: nicht vorhanden


Linzer Torte

Unsere österreichischen Freunde begleiten seit 1993 das Gesundheitsprojekt "Landesverlag Linz - Oberösterreichische Gebietskrankenkasse" (vgl. auch Bilag-Brief 31/1995, S. 23). Aus dem Abschlußbericht dokumentieren wir im folgenden die Arbeitsplatzbeschreibungen:

" Arbeit an der Rotationsdruckmaschine

Die Rotationsdruckmaschine besteht aus vier Druckwerken mit den dazugehörigen Farbbehältern auf Schwarzweiß- und Mehrfarbendrucke, zwei Falzapparaten, die das Papier schneiden und falzen. Die Rotationsmaschine wird in zwei Schichten betrieben - Frühschicht (7.00 bis 14.30) und der Nachtschicht 19.00 bis 1.00). In der Frühschicht arbeiten vier Kollegen an der Maschine, zwei Rotationsdrucker und zwei Helfer, in der Nachtschicht stehen nur drei Personen zur Verfügung - zwei Drucker und ein Helfer. Der zweite Drucker kann überdies nur stundenweise an der Maschine arbeiten - er bereitet zusätzlich die Druckplatten für den laufenden Druck und die Frühschicht vor.

Die Arbeit der Maschinenhelfer

Die Helfer sind für die Belieferung der Maschine mit Papier und Farbe verantwortlich. Die Papierrollen mit einem Durchmesser von ca einem Meter haben ein Gewicht von 340kg bis 700kg. Mit Hilfe eines Staplers werden die Rollen zur Maschine gebracht und von den Helfern eingespannt. Je nach Auftrag varriiert die Papierbreite von 31 bis 126 cm. Die Helfer sind dafür verantwortlich, daß die Papierzulieferung nicht abreißt - d.h. das Ende einer Rolle muß rechtzeitig mit dem Anfang der nächsten verklebt werden, um einen Stillstand der Maschine zu verhindern. Der Wechsel erfolgt jede halbe Stunde.

Die Farbbehälter werden mehrmals pro Schicht aufgefüllt - bei Schwarzweißdruck erfolgt dies mit Hilfe einer Pumpe, bei mehrfarbigem Druck muß dies per Hand erledigt werden, woraus sich ein zusätzlicher Zeitdruck ergibt.

Das Druckpapier wird vom Falzapparat geschnitten und gefalzt. Danach wird es von den Helfern vom Förderband entnommen, aufgestoßen und in Bündeln zu je 1.000 Stück verschnürt. Dabei werden je nach Arbeitsauftrag während einer Schicht bis zu 500 Pakete á neun kg auf Paletten gestapelt und abtransportiert.

Nach Beendigung des Druckvorganges reinigen die Helfer die Druckplatten und die Walzen. Dabei wird ein Reinigungsmittel (Ronaform-Testbenzin) verwendet, welches zum Teil verdunstet und eingeatmet wird. Je nachdem ob schwarzweiß oder mehrfarbig gedruckt wurde, dauert der Reinigungsvorgang bis zu einer Stunde.

Um Hautschäden vorzubeugen, verwenden die Helfer bei dieser Tätigkeit Handschuhe. Mit Reinigungsmitteln auf Pflanzenölbasis ist zwar bereits experimentiert worden, aber nach Meinung der Gesprächspartner ist an dieser Maschine noch keine befriedigende Lösung erreicht worden.

Die Arbeit der Drucker

Der Drucker stellt die Maschine ein, steuert den Druckvorgang, kontrollliert den Abstand der Walzen. Vor allem beim Mehrfarbendruck wird dem Drucker höchste Genauigkeit und Konzentration abverlangt, da die Farbzusammensetzung immer wieder überprüft werden muß, um die Qualität des Endproduktes zu gewährleisten. Während des Arbeitsablaufes ist er für die genaue Einstellung der Spindeln und des Wendebalkens zuständig. Der Rotationsdrucker ist außerdem für die Vorbereitung der Druckplatten verantwortlich.

Drucker und Helfer haben vereinbart, während einer Schicht keine Pause zu machen, da das Abstellen der Maschine einen zusätzlichen Zeitaufwand erfordern würde und die gewonnene Zeit ein früheres Ende der Schicht bedeutet. Früh- und Abendschicht werden wöchentlich gewechselt - dieses Schichtsystem wird von den Betroffenen als keine große Belastung empfunden.

Die Raumtemperatur steigt auch im Sommer nicht über 25 Grad Celsius, verglichen mit anderen Abteilungen (Buchbinderei, Drucksaal). Dort steigen die Temperaturen bis auf 35 Grad im Sommer. Die Rotationsmaschinenbeschäftigten verfügen über ein angenehmes Raumklima.

Obwohl die Lärmbelästigung beim Laufen der Rotationsmaschinen beträchtlich ist, verwenden die dort Beschäftigten keinen Gehörschutz - die angebotenen Stöpsel verunmöglichen die Verständigung untereinander und verursachen einen Juckreiz am Ohr, der Bügelgehörschutz wird als unangenehm empfunden.

Arbeit an der Falzmaschine

Die Falzmaschine gehört zur Buchbinderei und wird jeweils von einem Kollegen (Falzer) im Schichtsystem bedient (6.00 Uhr - 14.00 und von 14.00 bis 22.00) in Spitzenzeiten auch 10Std. Schichten (6.00 bis 16.00 und 16.00 bis 2.00). Die Maschine besteht aus einem L-förmigen Förderband, an dessen Beginn die großen Papierbögen händisch eingelegt werden. Dabei muß der Falzer darauf achten, die Kanten der Papierbögen möglichst genau übereinander zu bringen. Bei einem Wechsel der verschiedenen Buchseiten wird die Maschine vom Falzer neu eingestellt und kontrolliert (nur kleine Veränderungen). Das Auflegen der großen Bögen erfordert je nach Papierschwere einen beträchlichen Kraftaufwand, was sich schmerzhaft in den Handgelenken bemerkbar macht. Sind die Bögen aufs Band aufgelegt, werden sie automatisch in die Maschine eingezogen, perforiert, gefalzt und gerillt. Am Ende der Maschine werden die verarbeiteten Bögen zu ca. 100 Stück vom Falzer entnommen, aufgestoßen, auf die Palette geschichtet und mit dem Hubwagen zum nächsten Arbeitsgang befördert.

Der Arbeitsdruck für jeden einzelnen ist erheblich, speziell nach 10er Schichten fühlen sich die Falzer nach Arbeitsende ausgelaugt und erschöpft. Das Heben der großen Bögen von der Palette auf die Maschine verursacht zusätzlich zu den Handgelenksschmerzen oft Rückenbeschwerden. Bei besonders schwerem Papier trägt der Falzer elastische Binden, um die Handgelenke zu unterstützen. Den Abnützungserscheinungen im Rückenbereich könnte durch richtiges Heben (aus den Knien) teilweise entgegengewirkt werden. Daß im Sommer die Raumtemperatur auf 35 Grad Celsius steigen kann, ist ziemlich unangenehm. Die Falzer machen ebenfalls keine Pause - dadurch früheres Ende der Schicht. Gegessen wird "zwischendurch". Für Kontakte zwischen den Beschäftigten bleibt wenig Zeit, da der Falzer alle paar Minuten zwischen dem Auflegen der Bögen und der Entnahme der gefalzten Blätter hin- und herpendelt.

Arbeit am Dreischneider

Der Dreischneider ist die letzte der Maschinen eines über drei Stationen laufenden Arbeitsganges (Zusammentragen, Klebebinder, Dreischneider). Der Kollege am Dreischneider ist ein Industriebuchbinder, der auch die Verantwortung für die drei Vorgänge trägt. Ihm stehen drei bis fünf Helfer zur Seite. Die von der Zusammentragmaschine bzw. vom Klebebinder kommenden Stapel werden mit Hilfe eines Förderbandes zum ca. 15 Meter weit entfernten Dreischneider transportiert. Diese Distanz braucht der Leim zum Austrocknen. Am Dreischneider werden die fertigen Exemplare zurechtgeschnitten und danach von zwei Helfern verpackt und abtransportiert. Die Arbeit des Industriebuchbinders am Dreischneider besteht im wesentlichen im Kontrollieren des korrekten Schneidevorganges sowie im Wechseln der Messer.

Die größte Belastung der beschriebenen Tätigkeiten ergibt sich für den Industriebuchbinder durch die gleichzeitig erforderliche Anwesenheit an den drei Maschinen, die räumlich relativ weit entfernt liegen. Die Koordination des reibungslosen Ablaufes erfordert höchste Konzentration und Genauigkeit. Es treten immer wieder Fehler und Störungen auf (z.B. durch unterschiedliche Papierqualität), die ein rasches Eingreifen des Industriebuchbinders erfordern, um einen Stillstand der Maschinen zu verhindern. Ein besonderes Problem stellt das Nachfüllen des Leims in den Schmelzofen dar, da bei dieser Tätigkeit eine nicht unerhebliche Geruchsbelästigung auftritt - eine Absaugvorrichtung würde hier Abhilfe schaffen. Je nach Arbeitsauftrag muß der Behälter zwei- bis acht- Mal pro Schicht nachgefüllt werden. Die Schicht dauert von 6.00 bis 14.00 bzw. von 14.00 bis 22.00. Das Laufen über den Zeitraum einer ganzen Schicht belastet die Füße und führt zur Erschöpfung - außerdem treten häufig Rückenschmerzen aufgrund der vielen Trag- und Hebearbeiten auf. Der Zeitdruck (2.500 bis 5.000 Exemplare pro Stunde), die hohe Maschinenlaufgeschwindigkeit und die gleichzeitige Betreuung der drei Arbeitsplätze führen zu Streß und lassen so gut wie keine Verschnaufpausen zu. Die Lärmbelästigung empfand der Befragte wenigstens zum Zeitpunkt des Gesprächs als nicht gravierend - manchmal nimmt er jedoch einen Bügelgehörschutz." Soweit der Ist-Zustand in der Druckerei/Buchbinderei des Landesverlages.

Was alles im Rahmen der Gesundheitsförderungsmaßnahme verändert worden ist, kann nachgefragt werden bei:

ppm-team
Gerhard Elsigan
Kaplanhofstr. 1
A-4020 Linz
Fon: 0043/732/782078
Fax: 0043/732/782078-99
e-mehl: ppm.linz@ppm.comlink.or.at
inter-nett: nicht vorhanden
"Anderen den Dreck
wegmachen!"


In den vergangenen Bilag-Briefen haben wir immer wieder auf Studien und Lehrmaterial von den Autorinnen Doris Jindra-Süß, Ulla Kleeman und Wiltrud Merz hingewiesen. Letztere hat nun ihre Doktorarbeit über Qualifizierungs- und Aufstiegspfade in gering qualifizierten Tätigkeiten veröffentlicht. In der Arbeit geht es um den "zweiten Start", den Wiedereinstieg als Un- oder Angelernte im Gebäudereiniger-Handwerk. Der Bereich boomt. Seit den 70er Jahren hat sich die Fassaden- und Glasreinigung durch Auftragsvergabe der Reinigungsarbeiten an privatwirtschaftliche Unternehmen durch die öffentliche Verwaltungen auch auf die Innenreinigung ausgedehnt. Dort arbeiten hauptsächlich Frauen in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen (60 bis 70%). Sie bringen in der Regel Erfahrungen mit Reinigungsarbeiten im eigenen Haushalt mit. Eine systematische Einarbeitung wird daher als unnötig erachtet. 95% der Beschäftigten sind an- und ungelernt. Die Vorarbeiterpositionen oder Objektleiterpositionen sind zwischen 50% bis 70% mit Frauen besetzt. Nur auf der oberen Führungsebene gibt es keine Frauen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Die Autorin will mit ihrer Arbeit Erkenntnisse über Berufsbiographien gewinnen, Veränderungsmöglicheiten und -interessen von Frauen herausbekommen und Perspektiven für die berufliche Förderung und Weiterbildung in gering qualifizierten Tätigkeiten entwickeln. Eine Möglichkeit sieht sie im gewerkschaftlichen Engagement in der innerbetrieblichen Interessenvertretung. Darüber können die Frauen einen Zugang zu gewerkschaftlichen Bildungsangeboten bekommen und an entsprechenden Lehrgängen teilnehmen.

Zuständig für diesen Bereich ist die Gewerkschaft IG Bau-Steine-Erden (neuerdings: IG Bau, Agrar und Umwelt). Ca. 7,4% der Frauen im Reinigungsgewerbe sind gewerkschaftlich organisiert. Frauen sind auch im Betriebsrat vertreten. Allerdings sind diese, anders als die meisten Frauen in diesem Gewerbe, teilzeitbeschäftigt, sozialversichert, deutsch und haben mindestens ein Kind im Kindergarten- oder Schulalter. Das Gros der Frauen ist somit nicht vertreten: die meisten haben nämlich mehrere nichtversicherungspflichtige Jobs, sind Ausländerinnen und haben oftmals mehrere Kleinkinder zuhause. Da die gewerkschaftliche Bildungsarbeit in der IG-Bau-Steine-Erden vom männlichen Baufacharbeiter geprägt ist, kommen sich die Frauen auf diesen Veranstaltungen verloren vor. Sie brauchen besondere Kurse, wo sie Selbstsicherheit gewinnen und wo Verhaltensmuster von Frauen, wie z.B. Konflikte vermeiden, nachgiebig sein, auf Aussagen von Personen vertrauen, diskutiert werden können.

In der normalen beruflichen Weiterbildung finden aufgrund der fortwährenden Personalknappheit und der Fluktuation unter den geringfügig Beschäftigten nur stundenweise, Tages- bzw. Halbtageskurse statt, in denen der Umgang mit Geräten und Reinigungsmitteln im Vordergrund steht.

"Putzen" steht in der Hierachie der Arbeiten ganz unten und fällt nur dann in negativer Weise auf, wenn die Arbeiten nicht erledigt wurden. Dies gilt auch für die gesellschaftliche Anerkennung des Reinigungsgewerbes. Die Weiterbildung kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, wenn sie die Frauen dort abholt, wo sie arbeiten und leben. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse in einer kleinen Broschüre wäre unserer Meinung nach sinnvoll. Die Bindung des Buches ist leider sehr schlecht. Unser Exemplar fällt schon auseinander!

Wiltrud Merz: Frauen im Gebäudereiniger-Handwerk. Arbeitssituation, diskontinuierliche Berufsbiographien, Veränderungs- und Weiterbildungspotentiale in Betrieb und betrieblicher Interessenvertretung. Peter Lang Gmbh. Frankfurt am Main 1995. 250 S. ISBN 3-631-49334-7. Preis: 79.-DM.

Erlebnisbericht
Berliner IG Metall


Zum ersten Mal seit Anfang der 80er Jahre bekamen wir eine Anfrage von der Berliner IG Metall. Wir sollten über unsere Beratungserfahrung bei Berufserkrankungen im Rahmen einer Schulungsveranstaltung berichten. Eingeladen hatte der Arbeitskreis "Arbeitssicherheit" der IG Metall Berlin.Veranstalter war Arbeit und Leben, letzere organisieren die Bildungsveranstaltungen der Einzelgewerkschaften. Wir hatten um eine schriftliche Anfrage gebeten, um etwas in der Hand zu haben, da unsere bisherigen Erfahrungen mit Berliner Gewerkschaften, was Verbindlichkeit angeht, nicht gerade positiv waren. Wir hatten unsererseits den Termin 1996 schriftlich bestätigt. Eine Woche vor dem Termin rief ein IG Metaller an und fragte uns, ob wir auch wirklich Zeit und immer noch Interesse an dem Termin hätten. Leider hatte es mit der Einladung eine Panne gegeben, sagte er. Wir ahnten es schon. Da wir neugierig waren und uns den Termin freigehalten hatten, baten wir dennoch um eine Kopie der schriftlichen Einladung. Zu unserer Überraschung waren dort nur als Experten Vertreter der Berufsgenossenschaften und ein Gewerbearzt aufgeführt. Wir wurden jedoch nicht erwähnt.

Eröffnung

Bei der Eröffnung der Veranstaltung wurden die Referenten vorgestellt und begrüßt. Wir kamen nicht vor. Da mehr Teilnehmer erschienen waren, als ursprünglich angemeldet, wurde der Versammlungsleiter ungehalten: Man könne nicht einfach nach Lust und Laune zu einer Veranstaltung der IG Metall erscheinen! Diesen ruppigen Ton gleich zu Beginn der Veranstaltung fand ich befremdlich. Nach der Begrüßung und sofortiger Verabschiedung des zuständigen IG Metallsekretärs: er habe leider Wichtigeres zu erledigen und könne sich nicht den ganzen Tag dazusetzen, obgleich er das Thema natürlich ganz wichtig fände, wurden die Teilnehmer mit Nachnamen und Vornamen: Müller, Kurt militärisch zackig aufgerufen. Die so Angesprochenen antworteten ebenfalls kurz und knapp mit einem deutlichen "hier". Leider erfuhr ich durch diese Art der Anwesenheitskontrolle nicht, aus welchen Betrieben die einzelnen Teilnehmer kamen und was ihr Interesse war. Nach dieser Anwesenheitserfassung, kam die Frage, wer bisher nicht erwähnt worden war. Die schwarzen Schafe sollten vorgeführt werden! Es meldeten sich fünf Kollegen - auch ich. Da es sich um gestandene Betriebsräte handelte, nahmen sie zunächst einmal den Rüffel des Versammlungsleiters gelassen zur Kenntnis, und zückten dann den Brief, der die Anmeldebestätigung der IG Metall enthielt. Damit war der schwarze Peter wieder bei der IG Metall. bzw. beim Veranstalter "Arbeit und Leben". "Sorgt bitte erst einmal für Ordnung in Eurem Laden, ehe ihr uns hier anmacht", sagten die Betriebsräte. Als sich alle fünf Betriebsräte derart legitimiert hatten, meldete ich mich, sagte meinen Namen, meine Betriebszugehörigkeit und den Grund meiner Anwesenheit.

Die Überraschung bei der Versammlungsleitung war groß: "Schön das Du gekommen bist, Kollege!" Ich setzte nach und sagte, daß ich eine Einladung bekommen habe, mich als Gast fühle und wissen möchte, wann ich etwas über unsere Erfahrungen aus der Beratungsarbeit berichten könnte. "Du kannst Dich jederzeit in der Diskussion melden und so lange reden wie Du willst, Kollege", lautete die Anwort. Dies war mir zu wenig. Ich betonte, daß ich Gast sei und einen entsprechenden Platz im Programm haben möchte. Dieser wurde mir zugesichert.

Seminarverlauf - der Vormittag

Am Vormittag referierten Experten der Berufsgenossenschaften über das formale Verfahren der Anerkennung von Berufskrankheiten. Einige Kollegen schliefen ein. Der Versammlungsleiter blätterte in Gesetzestexten herum und las mal hier mal dort. In der Kaffepause wurde mir mitgeteilt, ich käme um 11.15 Uhr an die Reihe, damit ich vor der Mittagspause genügend Zeit hätte, in Ruhe meine Sachen vorzutragen. Zwischendurch fragte ein Kollege, ist dies hier und heute ein "Trockenkurs". Gibt es auch Unterlagen? Der Versammlungsleiter verließ daraufhin die Versammlungsstätte und kopierte einige Folien der Referenten der Berufsgenossenschaft. Eine Viertelstunde vor der Mittagspause bekam ich das Wort - unterbrochen von einer durch die Eingangstür gebrüllten Information, das Essen sei da. Die Kollegen hatten Hunger und wurden unruhig. Ich kürzte meinen Beitrag auf folgende Punkte zusammen:

Wir seien in der Regel die letzte Instanz für betroffene KollegInnen. Beschrieb kurz die Anfragenden. KollegInnen, die wissen, daß sie durch die Arbeit krank geworden seien und dies im Berufskrankheitenanerkennungsverfahren jedoch nicht beweisen könnten. Sie seien psychisch und körperlich krank. Fühlten sich allein gelassen, hätten wilde Papierstapel in abgegriffenen Briefumschlägen bei sich oder sorgfältig geordnete Papiere in Ordnern. Das Berufskrankheitenverfahren sei für sie "entwürdigend" und eine zusätzliche Kränkung. Eine Verdoppelung ihres Leidens! Wir helfen so gut wir können und verweisen auf diverse Selbsthilfegruppen und Bürgerinitiativen. Ich formulierte als Wunsch an die IG Metall, ein Forum für diese Menschen zu schaffen, die ihr Leben lang geackert hätten und nun alleine im Regen stünden. Von Gott und der Welt verlassen.

Nur eine Kollegin, die einzige Frau in der Männerrunde, griff dies auf und versprach, es in die nächste Ortsverwaltungssitzung der IG Metall einzubringen. Der Geschäftsführer der BG wollte von mir wissen, wieso das Berufskrankheitenanerkennungsverfahren "würdelos" sei. Er war höflich, aber sehr bestimmt, - die Ungeheuerlichkeit des "Anwurfes" war deutlich zu spüren. Ich parierte, indem ich wiederholte, nicht ich empfinde das Verfahren als "würdelos", sondern die AnfragerInnen in unserer Beratungsstelle fühlten sich durch das Verfahren in Ihrer Menschenwürde verletzt und unwürdig behandelt. Dieses Spielchen ging einige Male hin und her, bis die Kollegen, vom Hunger übermannt, zum Essenfassen hinausdrängten. Die Hälfte der Kollegen aß stehend in den Fensternischen des Flures. Sie hatten vermutlich keine Lust, das Essen an ihren Tischen im Seminarraum einzunehmen. Pro Teilnehmer wurde eine Kursgebühr von 130,-DM verlangt. Preis-Leistungsverhältnis stand in keiner Relation, außer daß vielleicht der Arbeitgeber zugunsten des Verbandes "geschädigt" werden sollte.

Mittagessen

Bemerkenswert fand ich die Tatsache, daß eine Handvoll Kollegen kein Fleisch essen wollte - BSE-Verdacht. Provoziert duch dieses ungewöhnliche Verhalten, sagte der Essensausteiler, hier kann jeder essen, was und wie er wolle und klatschte die Kartoffeln, das Gemüse und die Soße mit routiniertem Schwung auf den Teller. Ein ausländischer Kollege fragte die Essensausteiler, ob das Fleisch Schweine- oder Rinderschnitzel sei. Diese Frage konnte ihm niemand beantworten.

Der Nachmittag

Am Nachmittag ratterte der Gewerbearzt seinen sicherlich sehr informativen, aber völlig überfrachteten Beitrag herunter. Im Unterschied zu den Experten der Berufsgenossenschaften griff er immer wieder auf praktische Beispiele aus seiner Praxis zurück, um das Gesagte zu veranschaulichen. Abgesehen von einigen Kommentaren oder Nachfragen kam eine Diskussion auch hier nicht auf. Nach der Mittagspause schlief der eine oder andere Kollege immer mal wieder ein. Einer schnarchte auch leise. Als der Kaffee hereingebracht wurde, gingen die Kollegen einzeln nach vorne, um sich eine Tasse Kaffee zu zapfen. Meinem Wunsch, dem Bedürfnis der Teilnehmer zu folgen und eine Kaffeepause zu machen, wurde nicht stattgegeben. Die Teilnehmer lösten dies Problem weiterhin individuell.

Resümee

Der Vormittag war eine von der IG Metall organisierte Werbeveranstaltung für die Berufsgenossenschaften. Der Nachmittag präsentierte einen erfahrenen und sehr kompetenten Gewerbemediziner, der seine Zuhörer so schätzt, daß er sie permanent überfordert. Unsere Zusammenarbeit mit dem Vorstand der IG Metall in Frankfurt am Main ist gut. Er hat das AEG-Gesundheitsgruppenprojekt unterstützt. Eine Rückmeldung der Ortsverwaltung hat bisher noch nicht stattgefunden.

Betriebsärzte
und produktionsbezogene
Gesundheitspolitik in der Geschichte


Für Freunde der Wissenschaft und Geschichte hat Dietrich Milles, Forscher an der Universität Bremen, einen Sammelband herausgegeben. Dort wird über die Sozial- und Gesundheitspolitik in der Industrialisierung, die Rolle der Experten, über die Entstehung der Gewerbehygiene im Spannungsverhältnis zwischen Anpassung und Reform, Betriebspsychologie in der Weimarer Zeit, über Leistungsmedizin und Kriegswirtschaft, über die Vernutzung von Zwangsarbeitern, über arbeitsbedingte Erkrankungen, über die Chemisierung der Arbeitswelt und die Aufgaben der Betriebsärzte viel kritisches geschrieben.

Dietrich Milles (Hrsg.): Betriebsärzte und produktionsbezogene Gesundheitspolitik in der Geschichte. Bremen 1992. br., 170 S., Preis: 29,-DM plus Versandkosten. ISBN 3-89429-241-5.

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Mobbing

Bereits seit 1993 gibt es einen "No-Mobbing-Gesprächskreis" beim Landesbildungswerk der DAG (Deutsche Angestellten Gewerkschaft). Einmal im Monat treffen sich Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen, Personal- und Betriebsräte, Sozialpädagogen, FrauenvertreterInnen und KrankenkassenmitarbeiterInnen zum Thema "Mobbing". Dieser Kreis hat einen Leitfaden erarbeitet. Darin ist kurz und übersichtlich das Wichtigste über Mobbing zusammengefaßt:

Das Wort stammt aus dem Englischen und leitet sich von "to mob" ab. Es bedeutet: "anpöbeln" oder "über jemanden herfallen". Der Begriff "Mobbing" beschreibt feindselige Äußerungen und Handlungen:

- die von einer Person oder Gruppe ausgehen,

- über einen längeren Zeitraum wiederholt und systematisch vorkommen,

- die die angegriffene Person in eine Position der Unterlegenheit bringen,

- und die deren Ausgrenzung aus der Gruppe bzw. aus dem Arbeitsleben bezwecken und/oder bewirken.

Mobbing kann sich nur entwickeln, wenn Mobbing sich entwickeln darf, wenn Führungskräfte, vorgesetzte Leitungsebenen bei Problemen und Konflikten wegschauen, sich nicht darum kümmern, den Konflikt weiterlaufen lassen und keine oder nicht ausreichende Verantwortung wahrnehmen.

Mobbingverhaltensweisen sind:

- ständige Kritik an der Arbeit oder am Privatleben;

- verschiedenste Drohungen, auch Androhung und Vollzug körperlicher Gewalt sowie Telefonterror;

- Kontaktverweigerung, jemanden wie Luft behandeln, sich vom ihm/ihr nicht ansprechen lassen;

- hinter dem Rücken schlecht über den Betreffenden reden, über ihn die Gerüchte verbreiten, ihn/sie lächerlich machen, ihn/sie verdächtigen, psychisch krank zu sein;

- Entscheidungen der Betreffenden infragestellen, die Arbeitsleistung abqualifizieren;

- Übertragen von kränkenden und/oder sinnlosen Arbeiten, man weist überhaupt keine oder gesundheitsschädigende Arbeiten zu;

- sexuelle Belästigung;

- ständiges Schimpfen und Anschreien

- die Arbeit des Mobbingopfers sabotieren.

Der Mobbingverlauf wird in fünf Phasen unterteilt:

1. Konflikte ohne Austragungsorte und -formen;

2. gezielter Psychoterror;

3. Rechtswidrigkeiten der Leitungsebene;

4. ärztliche und psychologische Fehldiagnosen;

5. Ausschluß aus der Arbeitswelt.

Im Leitfaden werden drei Fallbeispiele vorgestellt. Es werden ferner Tips für Selbsthilfegruppen gegeben und rechtliche Ratschläge erteilt, Anwaltsadressen dokumentiert. Thematisiert werden nicht zuletzt die volkswirtschaftlichen Kosten von Mobbing. Schließlich werden Krankheiten beschrieben, die durch Mobbing entstehen können. Im Anhang sind Muster für eine Betriebs- oder Dienstvereinbarung abgedruckt sowie Adressentips und Literaturhinweise. Die Broschüre ist schön lay-outet, informativ und ermöglicht einen aktiven Einstieg in diese Problematik.

Landesbildungswerk der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) (Hrsg.): Mobbing. Erkennen, Lernen, Helfen. br., 80 S., Preis: 5,-DM.

Kontaktadresse:
Arbeitskreis "No-Mobbing" Berlin
im DAG-Landesverband Berlin
Blissestr. 2
10713 Berlin
Fon: 030/8296221/-203
e-mehl und inter-nett: nicht vorhanden.


Schmerzmittel

Alkohol im Betrieb ist ein Standardthema seit den 70er Jahren. Medikamentenabhängigkeit hingegen ist anders und neu. Die IG Metall hat für dieses Thema ein Handbuch für die betriebliche Praxis herausgegeben. Erstellt wurde es von Angelika Nette aus Hamburg, die dort im Büro für Suchtprävention arbeitet. Das Büro ist eine Einrichtung der Hamburgischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren e.V. Im folgenden dokumentieren wir eine von mehreren Fallgeschichten aus der Broschüre:

"Frau B. ist 54 Jahre alt, Krankenschwester, arbeitet halbtags in einem psychiatrischen Krankenhaus. Sie hat einen 16jährigen Sohn aus zweiter Ehe und lebt von ihrem Mann getrennt. Seit ihrem 15. Lebensjahr - insgesamt über 30 Jahre - litt Frau B. unter Migräne.

Sie nahm dagegen, wie sie sagt "Unmengen" von Schmerz- und Migränemitteln ein (überwiegend "Ergo Sanol", aber auch "Spasmo-Cilbalgin" und "Thomaphyrin"), oder ließ sich ein Spasmolytikum ("Baralgin") spritzen, falls der Anfall während ihrer Arbeit im Krankenhaus auftrat. Gegen Schmerzen infolge eines schweren Autounfalls im Alter von 20 Jahren bekam sie zeitweise zusätzlich das Schmerzmittel "Novalgin" verschrieben. Ebenfalls zeitweise nahm sie ein Mittel gegen niedrigen Blutdruck ("Efftortil"), das sie jedoch wegen seiner Nebenwirkung (Übelkeit) und weil es wenig half, wieder absetzte.

Etwa zwei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes und der Aufgabe ihrer Berufstätigkeit bekam Frau B. Schlafstörungen, gegen die sie "Medomin", "Staurodorm" und andere Schlafmitel, später auch "Mandrax" einnahm. Ihre Schlafstörungen verschlimmerten sich, so daß sie ohne Schlafmittel gar nicht mehr habe auskommen können, ebenso nahm die Häufigkeit der Migräneanfälle und Schmerzmitteleinnahmen zu. Im Alter von 45 Jahren begann Frau B. schließlich unter Angstzuständen zu leiden und bekam von einem Arzt "Limbatril" verordnet. Ihr Zustand besserte sich nicht, Frau B. wurde an einen Facharzt überwiesen, der ihr zur weiteren "Limbatril"-Einnahme riet. Innerhalb kurzer Zeit wurde sie davon abhängig, ihre tägliche Einnahme steigerte sich von anfänglich zwei bis drei auf schließlich 20 bis 35 Tabeltten pro Tag.

Um ihren Bedarf zu decken war sie bei bis zu fünf Ärzten gleichzeitig "in Behandlung", die sie abwechselnd aufsuchte und dort jeweils "problemlos" Verordnungen für 50 bis 100 "Limbatril" pro Arztbesuch, zeitweise auch direkt von der Sprechstundenhilfe, ausgehändigt bekam.

Nach zweieinhalb Jahren, in denen sie überwiegend "mit dem Besorgen von Tabletten beschäftigt" war (zusätzlich zu "Limbatril" ließ sie sich weiterhin "Mandrax" verschreiben, die sie jedoch nicht einnahm, sondern - wie sie es heute sieht - "wohl unbewußt für einen Selbstmord" aufbewahrte), begab sie sich für drei Jahre in psychotherapeutische Behandlung, die ihr den Entzug ermöglichte. Auch konnte Sie nach einer erfolgreichen Akupunktur-Behandlung ihrer Migräne auf die Migränemittel verzichten. Zur Zeit gebraucht Frau B. abgesehen von einer gelegentlichen Verwendung von Aspirin keine Medikamente."

Die Handlungsanleitung der IG Metall will zunächst einmal über das Thema informieren und zum anderen für einen angemessenen Umgang im betrieblichen Alltag sensibilisieren. Sie enthält aber auch vorbeugende Ansätze in den Bereichen: Arbeitsorganisation, Führungsstil und Personalpflege.

Angelika Nette hat alle wichtigen Grundinformationen, Tips und Fragen, die Menschen, die es mit Medikamentenabhängigen am Arbeitsplatz zu tun haben, zusammengetragen und für die betriebliche Praxis aufbereitet.

IG Metall Vorstand, Abteilung Sozialpolitik (Hrsg.): Medikamentenprobleme in der Arbeitswelt. Ein Handbuch für die betriebliche Praxis. Schriftenreihe der IG Metall 139. Frankfurt am Main 1995, 96 S.

Bestelladresse:
IG Metall Vorstand
Abtl. Sozialpolitik
Lyonerstr. 32
60528 Frankfurt am Main
Fon: 069/6693-0, -2223
Fax: 069/6693-2843
inter-nett: http://igmetall.de
oder:
Für Rückfragen:
Angelika Nette
Gerichtstr.12
22765 Hamburg
Fon: 040/382083
(auch Anrufbeantworter)
e-mehl und inter-nett: nicht vorhanden.
Gesundheitsförderung
in Österreich
- eine Forschungsbilanz


Das Buch gibt einen guten Überblick über den derzeitigen Stand der österreichischen Gesundheitsförderung. Dokumentiert werden die Bereiche: Forschung und Forschungsansätze, betriebliche Gesundheitsförderung, Gesundheitsförderung in der Region und Gemeinde, Gesundheitsförderung im Krankenhaus und in der Schule sowie der gesamte Bereich der Selbsthilfe. Im Anhang sind "Empfehlungen für die Förderung und die Vernetzung der Gesundheitsförderungsforschung in Österreich abgedruckt sowie ein AutorInnenverzeichnis mit Adressen zwecks Kontaktaufnahme. Wir haben beim Lesen viele Anregungen bekommen.

Hubert Lobnig, Jürgen M. Pelikan (Hg.): Gesundheitsförderung in Settings: Gemeinde, Betrieb, Schule und Krankenhaus. Eine österreichische Forschungsbilanz. Reihe Gesundheitswissenschaften/Gesundheitsförderung. Band 2. Facultas Universitätsverlag. Wien/Österreich 1996. br., 380 S., Preis: ISBN 3-86076-408-7.

Verlagsadresse:
Facultas-Universitätsverlag
Berggasse 5
A-1090 Wien
Österreich
Fon: 00431/3105666
Fax: 00431/3105666-14
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Gegen den Strich gebürstet!
Gesundheitsförderung auf den Teppich geholt


Die AutorInnen kommentieren in nörgelnder und motziger Form das, was derzeit unter dem Stichwort Gesundheitsförderung läuft. Sie lassen kein gutes Haar an dem "Gesunde Städte Projekt" und spucken in folgenden Bereichen kräftig in die Suppe: Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitserziehung, Prävention, Ottawa-Charta, Gesunde Schule, gesundheitsförderndes Krankenhaus. Dabei decken sie viele Defizite und Handlungsnotwendigkeiten auf. Der motzige Stil ist allerdings für alle Nichtberliner gewöhnungsbedrüftig.

Interessant und spannend wird das Buch dort, wo beschrieben wird, wer, wo, wie handelt. Dieser Teil enthält viele wichtige Literaturhinweise und Kontaktadressen. Auch der Abschnitt: "Ein Projekt lernt laufen" ist prima geschrieben. Hier geben Praktiker Tips für Projektplanung, Evaluation, Vereinsgründung, Kooperations-Vereinbarungen, Öffentliche Förderung, Sponsering und schließlich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Abgerundet wird dieser informative Abschnitt mit einem Adressenüberblick über Einrichtungen, die Studien-, Weiter- und Fortbildungsangebote auf dem Gebiet der Gesundheitsförderung anbieten.

Aad Doorduijn, Ingrid Geiger, Horst Heinemann: Gesundheitsförderung. Vom alltäglichen Umgang mit der Utopie. Ein Handbuch zum Arbeitsbuch. Verlag für Akademische Schriften. Frankfurt am Main 1995. br., 168 S., Preis: 28,80 DM. ISBN 3-88864-087-3.

Verlagsadresse:
Verlag für Akademische Schriften
Kurfürstenstr. 18
60486 Frankfurt-Bockenheim
Fon: 069/779366
Fax: 069/7073967
e-mehl: bitte anfragen
inter-nett: nicht vorhanden.
Literaturrecherche
zur Gesundheitsförderung


Zur Vorbereitung des Kongresses "anders leben lernen" 1994 in Hamburg wurde eine Literaturrecherche in Auftrag gegeben. Sie sollte zum ersten Mal den Stand der Diskussion um Prävention und Gesundheit im deutschsprachigen Raum darstellen, zusammenfassen und kommentieren. Für die Praxis der Gesundheitsbildung (Volkshochschulen) und der Gesundheitsförderung/Gesundheitswissenschaften werden Themenbereiche wie: Gesundheitsbegriff, Gesundheitshandeln, Verhältnis Laien und Experten, Kosten-Nutzen-Relation, Soziale Ungleichheit, Organisationsentwicklung und Methoden behandelt. Jeder Abschnitt endet mit Fragen oder Problematisierungen, die zur Diskussion anregen sollen.

Im Anhang wird die Literatur (von 1987 bis 1993) auf 25 DIN A4 Seiten dokumentiert. Eine Fundgrube für alle Sammler und Forscher.

Beate Blättner: Gesundheitsförderung und Gesundheitsbildung - aktueller Stand der Diskussion -. Literaturrecherche zur Vorbereitung des Kongresses "anders leben lernen". Beiträge der Erwachsenenbildung zur Gesundheitsförderung vom 13.-16.November 1994. Hamburg 1994. DIN A4 Format, br., 171 S. Bestellnummer: 24/0020. Preis: 15,00DM zuzüglich Versandkosten.

Bestelladresse:
DIE-Versand
Holzhausenstr. 21
60322 Frankfurt am Main
Fon: 069/154005130
Fax: 069/154005110
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden.


Schichtarbeit

Es gibt noch immer keine Patentrezepte für SchichtarbeiterInnen. Aber inzwischen haben sich viele Informationen und Erfahrungen angesammelt zu den Themenbereichen: Schlafen, Er nährung, Feizeitaktivitäten, Biorhythmus usw. Es sollen sich auch einige wenige Selbsthilfegruppen von Schichtarbeitern zusammengefunden haben. Der Bundesverand der Betriebskrankenkassen in Essen hat eine prima lay-outete und gut lesbare Broschüre zum Thema: Besser leben mit Schichtarbeit herausgegeben. Einfach, klar und informativ werden die Themen: Innere Uhr, Belastung, Schlaf, Ernährung, Familie, Freundschaft, Freizeit und Schichtpläne behandelt. Im Unterpunkt "Lösungen" sind Arbeitsblätter dokumentiert, die dazu auffordernselbst aktiv zu werden: so soll der Leser z.B. den Grundriß seiner Wohnung und insbesondere des Schlafzimmers einzeichnen, um im zweiten Schritt einen Wunschgrundriß entwerfen zu können. Es ist ein Muster für ein Tagesprotokoll, Schlafprotokoll, Essensplan sowie eine persönliche Checkliste für SchichtarbeiterInnen abgedruckt, mit denen man sich gut selbst auf die Schliche kommen kann. Verbunden sind diese grafischen Darstellungen mit kleinen Aufgaben und Fragestellungen, die viele Ideen und Anregungen enthalten. Wir finden die Broschüre sehr empfehlenswert für alle, die mit der Schichtarbeit leben und dabei möglichst gesund bleiben wollen.

BV der Betriebskrankenkassen (Hrsg.): Besser leben mit der Schichtarbeit. Hilfen für Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeiter. Essen 1995. 52 S. DIN A4-Format. Preis: 4,-DM plus Porto und Verpackung.

Bestelladresse:
Bundesverband der BKK
Abteilung Gesundheit
Kronprinzenstr. 6
45128 Essen
Fon: 0201/179-1209 und -1289
(nur für Informationsfragen)
Fax: 0201/179-1014 (für Bestellungen)
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: http://www.bkk.de


Sicherheitsdatenblätter

Die Hamburger Infostelle für Arbeit & Gesundheit hat ein vierseitiges DIN A4 Infoblatt zum Problem "Sicherheitsdatenblätter" herausgegeben. Darin wird die Beratungserfahrung der vergangenen Jahre aufbereitet. Das Sicherheitsdatenblatt ist neben der Kennzeichnung auf der Verpackung die wichtigste Informationsquelle über ein Produkt und dessen Gesundheitsgefährdung. In unserer Beratung haben auch wir immer wieder die Erfahrung gemacht, daß es für KollegInnen, Betriebs- und Personalräte schwierig ist, diese Unterlagen vom Händler oder Hersteller zu bekommen. Selbst kleine und mittlere Unternehmen werden von Herstellern nicht ausreichend informiert. In einem solchen Falle bleibt eigentlich nur die Wahl eines anderen Produktes - sofern dies möglich ist.

Was ist ein Sicherheitsdatenblatt?

Es ist eine mehrseitige Information, in der der Hersteller, Importeur oder Vertreiber von chemischen Stoffen und Zubereitungen Auskunft über das Produkt geben: Eigenschaften der Arbeitsstoffe, Gefährdungen bei der Be- und Verarbeitung, Schutzmaßnahmen, ökologische Daten zur Entsorgung. Es muß in deutscher Sprache geliefert werden und ein Erstellungsdatum tragen.

Wann muß ein Sicherheitsdatenblatt beschafft werden?

- für die Erstellung einer Betriebsanweisung

- für die Festlegung von Sicherheits- und Schutzmaßnahmen

- für die Prüfung etwaiger Ersatzstoffverfahren/Ersatzstoffe

- zur Erstellung eines Gefahrstoffverzeichnisses

Wann sollte man sich noch ein solches Blatt beschaffen?

- bei Gesundheitsstörungen aller Arten und Sorten.

Wie ist es aufgebaut?

1. Stoff/Zubereitungs-Firmenbezeichnung

2. Zusammensetzung/Angaben zu Bestandteilen

3. Mögliche Gefahren

4. Erste-Hilfe-Maßnahmen

5. Maßnahmen zur Brandbekämpfung

6. Maßnahmen bei unbeabsichtigter Freisetzung

7. Handhabung und Lagerung

8. Expositionsbegrenzung und persönliche Schutzausrüstung

9. Physikalische und chemische Eigenschaften

10. Stabilität und Reaktivität

11. Angaben zur Toxikologie

12. Angaben zur Ökologie

13. Angaben zur Entsorgung

14. Angaben zum Transport

15. Vorschriften

16. Sonstige Angaben

Es sollte nicht älter als ein Jahr alt sein. Die Überprüfung der Übereinstimmung zwischen Produktname auf dem Sicherheitsdatenblatt und dem Produkt ist ratsam. Als Faustformel gilt: Das Gesundheitsrisiko des Produktes ist am größsten, wenn unter der Rubrik: "Schädigung der Gesundheit" "sehr giftig" steht. Eine vollständige Verpflichtung zur vollständigen Deklaration der Inhaltsstoffe gibt es bisher für Hersteller nicht. Eine Nachfrage auf Basis des Sicherheitsdatenblattes beim Hersteller ist sinnvoll.

Das Faltblatt ist schön und übersichtlich lay-outet. Es enthält auch noch zwei Musterbriefe für die Anforderung von Sicherheitsdatenblättern beim Hersteller. Die Beratungserfahrung der Hamburger Infostelle stand Pate bei der Erstellung dieses nützlichen Infoblattes.

Beratungs- und Informationsstelle Arbeit&Gesundheit (hrsg.): Informationen zu Arbeit&Gesundheit. Nr.3. Hamburg 1996. 4 S., DIN A4 Format. kostenlos erhältlich.

Das Faltblatt ist auch als Acrobat-Datei erhältlich. Wir haben in der Infostelle nachgefragt, weil wir "Acrobat" nicht kannten und erhielten die Auskunft, der Grafiker wüßte Bescheid. Der wiederum sagte uns: "Ihr braucht einen ganz normalen PC, nicht zu alt, und das Programm "Acrobat Reader". Dies kannten wir auch nicht. Dann sagte er uns: "Es ist lizenzfrei. Ihr könnt es über "inter-nett" rüberziehen oder direkt bei "http://www.adobe.com" runterholen. Sonst sucht doch einfach mit "Acrobat and Reader" im inter-nett. Manchmal (ver)zweifeln wir doch am "inter-nett" und den damit verbundenen Umgangsformen. Wir lassen uns dadurch jedoch nicht abschrecken.

Bestelladresse:
Beratungs- und Informationsstelle Arbeit&Gesundheit
Schanzenstr. 75
20357 Hamburg
Fon: 040/4392858
Fax: 040/4392818
e-mehl: nicht vorhanden
inter-nett: nicht vorhanden
Müllarbeiter
- ein Forschungsbericht


Start e.V., eine gewerkschaftsnahe, thüringische Beratungs- und Forschungsinstitution, hat einen Forschungsbericht über Arbeitsbedingungen in der Müllwirtschaft herausgegeben. Darin sind alle wichtigen Fakten, Zahlen und Prognosen zum Müll dokumentiert und zusammengestellt, die wichtigsten Informationen zum Abfallbeseitigungsgesetz enthalten sowie eine Branchenstrukturanalyse. Hauptthemen sind jedoch die Arbeitsbedingungen, der Arbeitsschutz und die Tarifstruktur (Ost-West). Sodann werden auch die wichtigsten Arbeitsplätze beschrieben. Darunter insbesondere Fahrer und Müllwerker, die wir alle aus unserem Alltag kennen. Das sind die, die immer mit hängender Zunge und völlig durchgeschwitzt mit den Mülltonnen herumrennen. Ferner werden Arbeitsbedingungen von Müll-Sortierern am Band, Deponiearbeitern und Arbeitsbereiche in der Demontage von Autos und Bauwerken, in der Müllverbrennung und in der Biomüllkompostierung genauer erläutert. Schließlich gibt es noch einen Ausblick zur Technikentwicklung im Müllbereich.

Interessant am Bericht ist für uns, daß der Bereich der Fahrer und Müllwerker bisher am besten untersucht worden ist und inzwischen etliche Studien über diese Tätigkeit veröffentlicht worden sind. Dennoch ändert sich in diesem Bereich sehr wenig. Denn solange die Regelung gilt "wenn die "Tour" geschafft ist, dann ist Feierabend!" nützen alle Untersuchungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen wenig. Hier hätte die Studie mehr Material zur Arbeitskultur der Müllwerker zur Verfügung stellen können. Ansonsten ist es ein sehr informativer Bericht über die Branche.

Susanne Kretschmann, redaktionelle Mitarbeit: Gisela Pietsch und Jörg Schröder: Arbeitsbedingungen in der Entsorgungswirtschaft. START-Forschungsbericht 3. Erfurt 1995, DIN A4, 44 S., Schutzgebühr: 5,-DM.

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Die stille Emanzipation
Frauen in der DDR


Die Biographien von 18 Frauen aus der DDR - nach der Wende in Form von Interviews erfragt - geben Aufschluß über den Alltag in der DDR. Der war genauso vielschichtig und bunt wie in der BRD, so der erste Eindruck, aber eben doch ganz anders. Aus allen Berichten wird deutlich, welch hohe Wertschätzung die Frauen ihrer beruflichen Tätigkeit entgegenbrachten, welche Bedeutung der Arbeitsalltag (zumeist "im Kollektiv") für das Leben insgesamt hatte und - nicht zuletzt -, wie "man" sich auch dort als Frau bewähren und "seinen Mann stehen mußte". Auch dort, so scheint es, wurde den Frauen nichts geschenkt. Es ist aber stets auch die Rede von sozialistischer Frauenförderung.

Familienpolitik und staatliche Unterstützung sog. "Kinderreicher" wird in fast allen Beiträgen als gut und vorbildlich gewürdigt. Aus vielen Beiträgen, selbst in denen von Frauen, die "dem System der DDR" eher fremd oder skeptisch gegenüberstanden, kommt eine merkwürdige Dankbarkeit zum Ausdruck, daß dieser Staat sie hat "so weit kommen lassen", d.h. sie in Bildung und Beruf, in Politik und Gesellschaft persönlich unterstützt und darin bestärkt hat, sich weiterzubilden und weiterzuentwickeln, neue Aufgaben zu übernehmen. Durchweg wird betont, daß sie dennoch keine "Flintenweiber" waren, sondern ganz nebenher auch Ehefrauen und Mütter sein konnten.

Das staatliche Kinderbetreuungssystem wird von allen als ausgesprochen positiv und frauenförderlich gewürdigt. Männer kommen in den Berichten eher als (manchmal ganz nette) Nebensache vor: man hatte sie eben als Vorgesetzte fast uneingeschränkt zu akzeptieren, brauchte sie aber nicht unbedingt als häusliche Paschas dulden: die Mehrzahl der Interviewten hat sich denn auch irgendwann von den Ehemännern getrennt und ihre Kinder bei voller Berufstätigkeit selbst großgezogen. Es wird sehr viel Klartext geredet über einen Arbeitsalltag, der weniger Mittel zum Zweck der Lebensfristung war, sondern vielmehr ganz selbstverständlich den Mittelpunkt all dieser Leben bildete. Durch die Verschiedenheit der Berufe bekommt frau einen recht guten Einblick in einen Alltag, den es zwar so nicht mehr gibt, der aber in den Menschen, die ihn er- und durchlebt haben, noch immer lebendig ist und stets mit dem verglichen wird, was "danach" kam bzw. heute ist.

Für die meisten bedeutete denn auch die Wende einen tiefen Einschnitt in ihr Leben, einen biographischen Sprung/Riß, dessen Verarbeitung noch längst nicht abgeschlossen ist. Ein Buch, aus dem besonders Wessi-Frauen viel über ihre einstigen Schwestern erfahren können. Es könnte eine kleine Brücke zu mehr Verständnis werden. Bei mir hat z.B. der Bericht über Frau Regine Hildebrandt dazu geführt, daß ich ihr neuerdings zuhören kann, wenn ihre penetrant burschikose Kodderschnauze mal wieder auf dem Bildschirm erscheint. Und seither finde ich sie mehr und mehr sympathisch, denn, was sie sagt, ist eigentlich viel vernünftiger, als ich dachte. Die Damen Merkel und Nolte kommen in dem Buch übrigens nicht vor, sodaß ich mir ein paar Ressentiments noch genüßlich erhalten kann.

Gerda Szepansky: Die stille Emanzipation. Frauen in der DDR., Fischer TB Nr. 12075, Frankfurt am Main 1995. 333 S., br., 16,90 DM. ISBN 3-596-12075-6

Großes UmweltHandbuch

Das Vorhaben, eine Brücke zwischen Umweltexpertenwissen und Alltagshandeln zu bauen, scheitert oft daran, daß nur ein "entweder - oder" zugelassen wird. In vielen Fällen zwingt die Schädigung der Umwelt sicherlich zu so einer rigorosen Haltung. Den meisten Menschen hingegen fehlt im Alltag oft genug die Zeit, Lust und Muße, sich für das eine oder andere zu entscheiden. Der Alltagstrott gewinnt immer wieder beharrlich Oberwasser und die gut gemeinten, vielleicht auch "richtigen" Vorschläge der Experten und Umweltpolitiker gehen so leider am Schlendrian von "Otto Normalverbraucher" vorbei. Es fehlen Vermittlungsschritte zwischen Erkenntnissen über Umweltschädigungen einerseits und den alltäglichen Gewohnheiten andererseits.

Das "Große UmweltHandbuch" will hierzu einen Beitrag leisten. Die AutorInnen haben journalistische Erfahrungen, waren und sind umweltpolitisch aktiv und haben in diesem Bereich auch einen Beruf gefunden. Sie sind alle Umweltprofis.

Im ersten Kapitel werden die größten bundesweiten Umweltverbände im weitesten Sinne vorgestellt. Ergänzt wird dieser Abschnitt um Hinweise auf Öko- und Umweltdatenbanken, die für den Leser mit PC ohne große finanzielle Belastungen beschaffbar sind. Diejenigen, die auf dem Energiesektor praktisch handeln wollen, finden für den Themenbereich "Erneuerbare Energiequellen" Anträge und Formulare für Zuschüsse.

Im Kapitel Aufklärung wird zusammengetragen und dargestellt, was gegen das Auto, den Straßenverkehr als solchen und überhaupt gegen die Verkehrsplanung in Deutschland und Europa spricht. Es bietet eine Fülle von Informationen und Abbildungen zur weiteren Verwendung. Dennoch überzeugt die Argumentation nicht, weil die Begriffswahl oft zu polemisch und rigoros ist. Beispiele: "Die Autobahn fährt direkt ins Treibhaus" oder "Durch den Straßenverkehr ist unser Land großflächig verlärmt." oder "Psychologische Aspekte des "Autowahns".

Die folgenden Kapitel sind dagegen informativ und enthalten viele praktische Tips und Tricks : Themenbereiche sind: Textilien und Bekleidung, Körperpflege und Kosmetik, der ökologische Putzschrank, gesunde Möbel, Garten und Balkone, Freizeit, Reisen und Mobilität. Auch das Kapitel Müll und Energieverbrauch enthält alles, was der Mensch zum Thema braucht.

Das letzte Kapitel "Ethische Kapitalanlage - ein Umweltthema" scheint in der Umweltscene wichtig zu sein.

Alle Kapitel enthalten viele Grundinformationen, weiterführende Literatur, Verbrauchertips und wichtige Kontaktadressen.

Harry Assenmacher, Gabriele Botzenhardt, Manfred Hierdes (Hrsg): Das große Umweltbuch. Praxishandbuch für ein umweltfreundliches Leben. Augsburg 1995. Ringordner im DIN A4 Format, 4 cm dick. Es kostet 99,-DM. ISBN 3-08245-9820-05. Im Jahr gibt es vier bis fünf Ergänzungslieferungen im Umfang von 150 Seiten. Jede Seite kostet 33Pf.

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Kleines Umwelthandbuch

Das Umweltbundesamt in Berlin hat im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ein Handbuch für den umweltbewußten Haushalt herausgegeben. Die Themenschwerpunkte sind: Umweltbewußt im Haushalt, umweltschonendes Bauen und Heimwerken, das umweltverträgliche Büro, Umweltschutz im Garten, umweltverträglicher Verkehr und umweltbewußte Freizeit. Ein Sichwortverzeichnis erleichtert den Zugang. Alle Themenbereiche sind gut aufbereitet und mit vielen praktischen Tips versehen. Ein echt umweltgerechtes Nachschlagwerk für jeden Haushalt.

Umweltbundesamt (Hrsg.): Umweltbewußt Leben. Handbuch für den umweltbewußten Haushalt. Berlin 1994 br., 384 S., kostenlos erhältlich.

Bestelladresse:
Umweltbundesamt
Öffentlichkeitsarbeit
Postfach 330022
14191 Berlin
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Fax: 030/8903-2285
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Familie und Arbeit
in Österreich


Das Institut für kirchliche Sozialforschung in Österreich (IKS) hat Einstellungen und Verhaltensweisen in der im Wandel begriffenen Welt der Österreicher durch eine Repräsentativbefragung in den Jahren 1989 erforscht. Sie diente als Vorbereitung des Sozialhirtenbriefes der Österreichischen Bischöfe. Themenbereiche dieser Arbeit waren: Lebensstile, Wirtschaftsziel, Probleme der Arbeitswelt sowie Beziehungen zwischen Kirche und Arbeitswelt.

Es gibt aber durchaus Kontinuitäten: Noch immer ist für Österreicher nach der Familie die Arbeit der zweitwichtigste Lebensbereich. Freizeit, Freundschaftsbeziehungen und Politik folgen auf den nächsten Plätzen. Vier von fünf Österreichern sind sogar der Meinung, daß ein Leben ohne Arbeit sinnlos ist.

In den einzelnen Kapiteln werden die Untersuchungsergebnisse der Studie vorgestellt und theoretisch untermauert. Es geht um Themen wie: Familie und Beruf, Behinderte und Arbeitswelt, Beziehung zwischen Kirche und Arbeitswelt. Auch die Frage von Grundeinkommen ohne Arbeit wird untersucht. Es geht aber auch um Fragen einer Theologie der Arbeit, um die Fest- und Feiertage, Mitarbeiterbeteiligung, Spiritualität der Arbeit, Arbeit zwischen Sachzwängen und persönlicher Verwirklichung usw. Ein Buch für Sozialwissenschaftler und Theologen und natürlich für Freunde Österreichs.

Hugo Bogensberger, Klaus Zapotoczky (Hrsg.): Menschengerechte Arbeitswelt. Empirische Ergebnisse und Reflexionen. Sozialpolitische Schriften Heft 69.

Duncker & Humblot Berlin 1996, br., 210 S., Preis: 98,-DM. ISBN 3-428-08551-5 oder ISSN 0584-5998.

Kuckucksei
Die Jagd auf die deutschen Hacker,
die das Pentagon knackten


Wenn wir uns schon in die neue e-mehl und Inter-nett-Welt begeben, dann auch richtig. Von Christine Bruchmann haben wir für unser Archiv den amerikanischen Thriller: "Kuckucksei" mit dem Untertitel "Die Jagd auf die deutschen Hacker, die das Pentagon knackten" bekommen. Die Geschichte beginnt banal und verrückt zugleich. Ein neu eingestellter Systemmanager für eine Computeranlage am Lawrence Berkeley Laboratory in Kalifornien/USA muß einen Abrechungsfehler von 75 amerikanischen Cents (ca. etwas mehr als eine DM) für in Anspruch genommene, aber nicht bezahlte Computerarbeitszeit überprüfen. Dabei entdeckt er im Computersystem einen Hacker, der offenbar Militärunterlagen ausspionieren will. Die traditionellen Abwehrinstitutionen und Spezialisten reagieren zunächst einmal nicht auf seine Entdeckungen. Es beginnt eine spannende Verfolgung der Hacker durch die weltweiten Datennetze. Ein Jahr lang dauert dieses Katz- und Mausspiel zwischen Hackern und Verfolgern. Der Autor, Clifford Stoll, hat dies in einem akribisch geführten Tagebuch, er ist schließlich Astronom, festgehalten. Er beschreibt auch seine Gefühle bei der Jagd, die Auswirkungen des Tag- und Nachtjagens auf seine Beziehung zu seiner Freundin und kommentiert das Verhalten und die Zusammenarbeit mit dem FBI, der CIA und der NSA. Der Hintergrund: die Story ist halbweg authentisch. Die Hacker gab es wirklich.

Sie saßen in Deutschland/Hannover, haben im Auftrag des KGB amerikanische Militärunterlagen ausgeforscht und wurden schließlich gestellt. Das Buch ist spannend geschrieben. Wir haben zwar nicht alles verstanden, was der Jäger Clifford und die Gejagten mit und auf dem Computer angestellt haben. Der Lesefreude tat es jedoch keinen Abbruch.

Clifford Stoll: Kuckucksei. Die Jagd auf die deutschen Hacker, die das Pentagon knackten. Fischer Taschenbuch Verlag 1480. Frankfurt am Main 1991. 450 S. ISBN 3-596-10277-4. Preis: 14,80 DM.

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10961 Berlin-Kreuzberg
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Redaktion BILAG-BRIEF: medberuf@zedat.fu-berlin.de
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Bremen
Betriebsbezogene Gesundheitsberatung
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Bürgerstr. 1
28195 Bremen
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Fax: 0421/36301-89
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inter-nett: nicht vorhanden
Hamburg
Informationsstelle Arbeit und Gesundheit
Schanzenstr. 75
20357 Hamburg 36
Fon und Fax: 040/4392858 (auch Anrufbeantworter)
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inter-nett: nicht vorhanden
Linz/Österreich
Beratungsteam Chemie & Arbeit
ppm-Beratungsteam
Chemie und Arbeit
Kaplanhofstr. 1
A-4020 Linz
Fon: 0043/732/782078
Fax: 0043/732/782078-99
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